Urs Tillmanns, 23. Oktober 2021, 11:22 Uhr

Buchtipp: Iwan Baan / Francis Kéré «Momentum of Light»

Die Bilder von Iwan Baan entführen uns nach Burkina Faso in Westafrika und zeigen uns nicht nur die eigenartige Landschaft und Städtegestaltung, sondern vor allem die urtypische Architektur der dortigen Lehmhäuser. Seit Generationen wird dort, wie in den vielen afrikanischen Staaten, ein einfacher und typischer Baustil gepflegt, der den klimatischen und lichtmässigen Verhältnissen optimal Rechnung trägt.

Der Architekt Francis Kéré, der in Burkina Faso aufgewachsen ist und die dortigen Häuser von Kindsbeinen an kennt, und der holländische Fotograf Iwan Baan, haben im Auftrag der Zumtobel-Gruppe Burkina Faso bereist, um die Lebensweise der Ureinwohner und die Besonderheiten dieser Architektur zu dokumentieren. So ist ein Buch entstanden, in dem uns der Architekt Francis Kéré viel Unbekanntes über die Machart der dortigen Häuser erzählt, was Iwan Baan auf eindrückliche Art und Weise in Bilder umgesetzt hat.

Eine der Besonderheiten – und zugleich Hauptthema des Buches – sind die Lichtöffnungen in den Dächern der Häuser. Es sind runde Öffnungen, durch welche das Licht in den Raum fällt und gezielt gewisse Bereiche des Innern beleuchtet. Mit einer Tonplatte auf dem Dach kann das Licht und die eindringende Hitze tagsüber reduziert werden, während die Öffnung nachts der Belüftung und Kühlung des Raumes dient.

Um die eigenartige Lichtstimmung im Innern der Häuser zu zeigen, sind die Bilder abwechslungsweise auf weissen und schwarzen Papierbogen gedruckt. Auf den weissen Blättern des Buches kommen die Aussenaufnahmen perfekt zur Geltung, während der Druck auf dem schwarzen Papier einen Eindruck der fahlen und düsteren Stimmung in Innern der Häuser vermittelt. Francis Kéré beschreibt dazu die architektonischen Besonderheiten dieser Häuser genauso, wie die besonderen handbemalten Häuser von Tiébélé, die Moscheen von Bobo-Dioulasso mit ihren eigenartigen Türmen oder die Lebensweise der Menschen in Pouni und Gando.

Für wen ist dieses Buch? Einmal dürfte es für architektonisch interessierte Leserinnen und Leser empfehlenswert sein und für Leute, die sich für die Lebensweise der Urbevölkerung von Westafrika interessieren. Dann ist es ein repräsentativer Bildband für das Schaffen von Iwan Baan, der dieses Thema hervorragend dokumentiert hat. Drittens dürfte das Buch durch seine originelle und gekonnte Machart Leute begeistern, die Freude an aussergewöhnlich gestalteten Büchern haben. Und letztlich – auch darauf sei hingewiesen – ist das englischsprachige Buch auch Ausstellungskatalog für die Bilder von Iwan Baan, die noch bis 14. November 2021 im Kunstmuseum Olten zusehen sind.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, vor allem aber in den Ländern südlich der Sahara, ist das von der Sonne gelieferte Licht besonders stark – eine Tatsache, die sich in traditionellen Gebäuden und in der Art und Weise, wie das Sonnenlicht den Tagesablauf ihrer Bewohner prägt, zeigt. Da es kein künstliches Licht gab, musste die Architektur das Sonnenlicht nutzen, um eine Lichtquelle innerhalb eines Gebäudes zu schaffen, und gleichzeitig die Bewohner eines Hauses vor seiner Intensität schützen. Das Ergebnis ist eine volkstümliche Architektur, die mit sehr wenigen oder kleinen Öffnungen arbeitet. Sie machen das Innere eines Gebäudes fast pechschwarz, während das Äussere von gleissendem Sonnenschein erhellt wird.

Auf Initiative des Lichtunternehmens Zumtobel Group machten sich der Architekturfotograf Iwan Baan und der Architekt Francis Kéré auf den Weg, um zu dokumentieren, wie der natürliche Lichtzyklus der Sonne die volkstümliche Architektur in Burkina Faso prägt. Die Bilder von Iwan Baan werden begleitet von architektonischen Skizzen von Francis Kéré, der in dieser Lichtumgebung aufgewachsen ist und dessen Architektur davon inspiriert ist. Die atemberaubenden Fotografien sind in einer speziellen Technik gedruckt, die das Gefühl vermittelt, in die dokumentierten Lichtverhältnisse einzutauchen. 

 

Der Inhalt

Momentum of Light – Iwan Baan / Francis Kéré

Memories Illuminated – Francis Kéré

The vernacular Architecture of Tiébélé

The Mosque of Bobo-Dioulasso and its Urban Context

Compound Living in Pouni and Gando

 

Ausstellung im Kunstmuseum Olten

Vom 25. August bis 14. November 2021 sind im Rahmen der Herbstausstellung «Fotografie – Architektur – Kunst» Bilder zum Thema von Iwan Baan im Kunstmuseum Olten zu sehen. Info

Die Autoren

lwan Baan ist ein holländischer Architektur- und Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden regelmässig in Architekturmagazinen und Zeitungen veröffentlicht, darunter Domus, a+u, The New Yorker und The New York Times. Er hat für die renommierten Architekturbüros Sanaa, Rem Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron und Toyo lto sowie für Architekten wie Steven Holl und Zaha Hadid gearbeitet. In seinen Fotografien konzentriert er sich auf die Verbindung zwischen Menschen, Architektur und der Umgebung. https://iwan.com/

Francis Kéré ist ein international renommierter burkinischer Architekt, der für seinen bahnbrechenden Ansatz in Sachen Design und nachhaltige Bauweisen bekannt ist. Seine Berufung zum Architekten entspringt einer persönlichen Verpflichtung, der Gemeinschaft, in der er aufgewachsen ist, zu dienen, und dem Glauben an das transformative Potenzial der Schönheit. Im Jahr 2004 wurde sein erstes Gebäude mit dem renommierten «Aga Khan Award for Architecture» ausgezeichnet. Er ist Inhaber der Kéré Architecture GmbH und der Kéré Foundation e. V., eine gemeinnützige Organisation, die Projekte in Gando verfolgt. https://www.kerearchitecture.com/

 

Bibliografie

Iwan Baan / Francis Kéré «Momentum of Light»

180 Seiten, 108 Fotos, Format 24 × 33 cm
2021, gebunden, Softcover mit Einschlag
Gestaltung: Haller Brun
Sprache: Englisch
Verlag Lars Müller Publishers, Zurich
Preis: CHF 80.00 / EUR 75.00
ISBN 978-3-03778-686-4

Das Buch kann im Buchhandel gekauft, bei Verlag direkt bestellt oder im Ausland hier geordert werden.

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