Gastautor/-in, 7. September 2022, 13:00 Uhr

Der Engadiner Fotograf Rolf Canal ist verstorben

Am 29. August 2022 ist der Schweizer Fotograf Rolf Canal (1959-2022) aus Samedan GR gestorben. Er arbeitete für zahlreiche Zeitungen und wurde durch seine Naturbilder und Reportagen über das Bündnerland hinausbekannt.

Am Sonntag, 28. August, sei der 63-jährige Fotograf noch wandern gewesen und verstarb dann unerwartet in der Nacht auf Montag zu Hause. «Auch in den letzten Wochen fühlte er sich gut und war viel am Wandern», schreibt sein Sohn Claudio Canal. Viel zu früh ist er von uns gegangen», teilten seine beiden Söhne mit. 

Über Rolf Canal

Geboren am 4. März 1959 Canal in Samedan im Oberengadin, Kanton Graubünden, besuchte Rolf Canal erst im Dorf die Primar- und die Mittelschule, um dann von 1977 bis 1980 eine Fotografenberufslehre bei der bekannten Thurgauer Fotografin Clara Wenzinger in Kreuzlingen am Bodensee zu machen. «Freunde der Familie haben bei der Suche nach der Lehrstelle geholfen», erzählte er bei einem Besuch in seinem Fotostudio, denn er hatte in jungen Jahren mit der Kamera des Vaters gespielt.

Nach einigen Lehr- und Wanderjahren im Unterland (Zürich) kehrt er zurück ins Engadin. Von 1983 bis 2006 hat Canal als Fotograf bei der Engadin Press AG in Samedan gearbeitet. In dieser Zeit gründete er auch ein Familie und heiratete 1985 seine grosse Liebe Annette Patzen, mit der er die beiden Sohne Claudio (* 1990) und Curdin (*1991) hatte.

Nach der Schliessung der Engadin Press arbeitete der diplomierte Fotograf bei der Firma Flüela Foto und Verlag (Samedan) sowie in der Bildredaktion der Bündner Zeitung «Südostschweiz» (Somedia). In dieser Zeit kam auch die digitale Fotografie auf. Viel Wissen über diese neue Technik habe er sich in Eigenregie erarbeitet und später dann auch in Kursen weitergegeben. 2014 hat er seine Firma «fotocanal.ch» (www.fotocanal.ch) gegründet.

 

Rolf Canal, Fotograf (1959-2022): Er starb wohl, wie er gelebt hatte: ohne viele Worte, im Engadin, mitten im schönsten Spätsommer.

 

Bildarchiv

Die Engadin Press hatte während ihres Bestehens von 1901 bis 2006 über 2’000 Postkarten-Sujets und Kalender im Eigenverlag herausgegeben. Ihr umfassendes Bildarchiv wurde von der Südostschweiz Mediengruppe AG (heute Somedia) leihweise dem Fotografen Rolf Canal zur Verfügung gestellt. «Bei mir im historischen Archiv sind 50 Archivschachteln vorhanden. Die Bilder habe ich nicht gezählt. Dias sind es zirka 40’000, die meisten im Format 4×5, die Negative sind im Museum für Kommunikation in Bern. Ich habe schon noch Fotos, Dias und Negative aus der Zeit bis zur Schliessung bei mir», bestätigt Rolf Canal 2019.

In seinem Fotostudio am früheren Sitz der Engadin Press, befinden sich vor allem Landschaftsaufnahmen und Ortsbilder aus dem Ober- und Unterengadin sowie dem restlichen Graubünden. Auch Fotos im Bereich Sport und Verkehrsmittel gehören zur Sammlung.

Fotografieren war Beruf und Leidenschaft

Der Poet mit der Grossbildkamera war auch in der Werbefotografie, im Bereich Architektur und für Porträts tätig. Rolf Canal hat vor allem Landschaften für Postkarten, Kalender und Bücher fotografiert sowie Passbilder, Porträts, Reportagen und Aufnahmen für Hotelprospekte gemacht. Daneben war er bis 1990 für die Fotoabteilung im Ladengeschäft im Zentrum von Samedan zuständig. «Danach arbeitete ich im Verlag, bis ich angefangen habe in der Druckvorstufe bei der Bildbearbeitung mitzuhelfen» erzählte Rolf Canal. Er fotografierte auch für den ‹Fögl Ladin›, eine Lokalzeitung, die bis 1996 von der Engadin Press herausgegeben wurde.

Fotografieren war für Rolf Canal vom berühmten, fast 80 Kilometer langen Hochtal, «Beruf, Leidenschaft und Freizeitbeschäftigung» zugleich. Er bestieg auch gerne die umliegenden Berge und veröffentlichte diverse Bücher über seine Heimat. «Auf dem Bernina war ich nie, dafür auf dem Piz Palü, Morteratsch, La Margna, Lunghin, Languard, Kesch und Julier, um nur einige zu nennen.»

«Nirgendwo war es für ihn so schön wie im Engadin, wie er oft betonte», erinnern sich seine Söhne Claudio und Curdin Canal. 2020 kam im Somedia-Buchverlag in Chur unter anderem sein Bildband «Prägende Landschaften – Engiadina Bassa, Samnaun, Val Müstair» heraus. Mit dem Engadiner Lehrer und Schriftsteller Daniel Badraun (62), der heute in Schlattingen im Thurgau lebt und ebenfalls in Samedan zweisprachig aufwuchs, veröffentlichte Rolf Canal 2021 das Buch «Lieblingsplätze Engadin» (2021) im deutschen Gmeiner-Verlag in Messkirch.

«Fotografieren ist mein Leben», sagte er am Schluss unseres letzten Besuchs in seinem Fotostudio im ehemaligen Gebäude der Engadin Press. Rolf Canal war verwitwet und hinterlässt zwei erwachsene Söhne, die beide im Kanton Zürich leben.

Fotos und Text: Urs Oskar Keller, www.urs-ok.ch

  

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