Jedes Jahr am Auffahrts-Wochenende findet die Photo Münsingen statt, von heute 29. Mai bis Sonntag 1. Juni 2025. Diesmal locken 22 Fotoausstellungen, vier Fotowettbewerbe, fünf Blöcke von Audiovisionen und zahlreiche Vorträge und Workshops die Fotofreaks ins Berner Vorortstädtchen.
Die Photo Münsingen gehört zu den bedeutendsten Fotofestivals der Schweiz. Die Hauptausstellung zeigt jeweils das Ergebnis eines Jahreswettbewerbs unter den teilnehmenden Fotoclubs; dieses Jahr sind es 38. Sie haben sich während 12 Monaten mit dem Thema «Leidenschaft» auseinandergesetzt und zeigen ihre Arbeiten im Schlossgutsaal. Gleichzeitig finden an verschiedenen Orten (siehe Situationsplan am Schluss dieses Artikels) 22 Fotoausstellungen zu verschiedensten Themen statt, welche Werke von bekannten Fotokünstlerinnen und -künstlern sowie Newcomern zeigen. Weiter werden in der Photo-Arena spannende Bildserien sowie Audiovisionen präsentiert, und es gibt ein umfangreiches Programm an lehrreichen Workshops und Vorträgen.
Der Schlossgutplatz, mit den typischen Photo Münsingen-Regenschirmen, ist ein beliebter Treffpunkt und Begegnungsort
Die Fotoausstellungen
38 Fotoklubs – Wettbewerbsbeiträge der Fotoklubs zum Thema «Leidenschaft»
Jedes Jahr wird den 38 Fotoklubs ein bestimmtes Thema vorgegeben, welches sie bis zur nächsten Photo Münsingen als Gruppenarbeit ausarbeiten können. Wie setzten Fotografinnen und Fotografen dieses Thema um? Wie viel Leidenschaft steckt hinter der Realisierung eines fotografischen Projektes?
Die drei besten Tableaus des Photo Münsingen Awards 2025. Die Prämierung fand gestern, Mittwoch, im Schlossgutsaal in Münsingen statt
«Das Sieger-Tableau ‘Leidenschaft leben im Tango’ des Fotoklubs der Migros Klubschule St. Gallen zeigt eine elegante Komposition von Tanz und Leidenschaft. Die Aufnahmen sind technisch perfekt ausgearbeitet. Die Farbstimmung, wie auch Hingabe, Erotik und Sinnlichkeit haben uns überzeugt. Die Bilder sind stilvoll und haben eine strenge Bildaussage, welche wir für den Tangotanz als passend empfinden», so die Begründung der Jury anlässlich der Preisverleihung. Die Ergebnisse aller teilnehmenden Fotoklubs in Form von quadratischen Tableaus sind an der Hauptausstellung im Schlossgutsaal zu sehen. Mit der Teilnahme beim Publikumswettbewerb können Besucherinnen und Besucher diese Fotoausstellung selber bewerten und mit Glück etwas gewinnen. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Rangliste zum Preis von CHF 10.00 erhältlich.
Ort: Schlossgutsaal [1]
Louis Blanc: cORpuS
cORpuS, eine Serie, die nach einem Foto begann, das für einen Wettbewerb in einem Fotoforum erstellt wurde und einen Wettbewerb gewann. Was mich an dieser Serie interessiert, ist das Bild, das der Körper vermitteln kann, wenn man eine Körperhaltung mit einer fotografischen Inszenierung verbindet; das Ergebnis ist manchmal unerwartet, erstaunlich oder sogar verstörend, aber es ist, als ob der Körper eine Sprache hätte, die uns entgeht.
Ort: Schlossstrasse 5, linke Raumhälfte [4]
Christophe Jacrot: La passion des intempéries
Christophe Jacrot ist wahrscheinlich der einzige Fotograf, der ausschliesslich bei schlechtem Wetter fotografiertt. Er findet Stimmungen in der verbotenen Stadt Norilsk in Sibirien, aber auch in New York, Grönland oder in seiner Heimatregion Vercors in Frankreich, die in seinen Bildern als traumhafte Schönheit, mit einem Gefühl von Einsamkeit und Unwirklichkeit erscheinen. In jedem kommt das Glück und die Leidenschaft des Fotografen für diese intensiven Wetterbedingungen zum Ausdruck.
Ort: Schlossgutplatz [2]
Kostas Maros: Hidden
Kostas Maros ist mit den unterschiedlichsten Projekten erfolgreich unterwegs. Moskau 2016 und Tokio 2019 sind ebenfalls Stationen seines fotografischen Schaffens. Hidden, die an der Photo Münsingen ausgestellten Werke, zeigen verborgene Orte in der Schweiz. Überraschendes und beklemmendes bringen dem Betrachter neue Einblicke in eine unbekannte Welt.
Ort: Blumenhaus, Raum 1 & 2 [7]
Thomas Wunsch: Code of Honor
Ein ganz spezieller Teilaspekt des gesamten fotografischen Schaffens von Thomas Wunsch sind Bilder, die man als informell oder abstrakt bezeichnen kann. Bei seinen Fotos steht der Betrachter im Mittelpunkt, denn das Fehlen jeglichen Anhaltspunktes dafür, was fotografiert wurde, lässt eine Menge Spielraum für Interpretationen. Mit Typo- und/oder Zahlenfragmenten wird zusätzlich das Mystische dieser Fotografien betont.
Ort: Boule-Weg [12]
Hansruedi Ramsauer: Surreale Welten
Was wir für Wirklichkeit halten, ist im Grunde nur eine subjektive Wahrnehmung. Mit dem Spiel mit Perspektiven, dem Vertauschen von oben und unten, dem Vergrössern des Winzigen und das Zusammenfügen von Elementen entstehen scheinbar unvereinbare Welten. Für die Erstellung seiner Werke benutzte Ramsauer eigene Fotos, Fotos fremder Fotografen, Fotos von Plattformen wie Unsplash oder Pexels und neuerdings auch KI-generierte Motive.
Ort: Schlossallee [8]
Philippe Pédat: White Project
«Wenn der Schnee schmilzt, wohin geht das Weiss?» William Shakespeare
Was wäre, wenn sich morgen die Erde rächen und der Schnee verschwinden würde? Diese Prophezeiung ist der Albtraum des Genfer Fotografen. Als Bergliebhaber durchstreifte er mehrere Wintersaisons lang abgelegene, verschneite Täler und überfüllte Skipisten. Er liefert uns Fotos von seltener Kraft. Minimalistisch, mit einem millimetergenauen Bildausschnitt auf das Wesentliche gerichtet, sublimieren seine quadratischen Abzüge die Zerbrechlichkeit des Schnees.
Ort: Kirchgemeindehaus, Cheminée-Raum [3]
Daniel Brändli: Passionate Denisa
Die Ausstellung «Passionate Denisa» ist eine Hommage auf Denisa Strakova, das wahrscheinlich leidenschaftlichste Fotomodell von Daniel Brändli. In der Serie «Dance with tree» wollte Daniel das zunehmend gestörte Verhältnis zur Natur thematisieren. Dazu hat er den Hintergrund, die Äste und auch das Modell mit weisser und grauer Farbe bemalt, um auf eine ursprüngliche Verbindung mit dem «Urschlamm» hinzuweisen. Bei «The scream» stand das Ankämpfen gegen die sich beschleunigende Dynamik unserer heutigen Zeit im Zentrum.
Ort: Kirchgemeindehaus, Raum U1 [3]
Valentin Felder: Das Getriebe im Sand
Für seine Ausstellung präsentiert Valentin Felder eine Auswahl an Fotografien und Filmausschnitten aus seinem Projekt «Das Getriebe im Sand». Dies öffnet ein Fenster zu Felders faszinierender, dystopischer Welt, in der Menschen an ihrer Gier zugrunde gehen und Maschinen beginnen zu fühlen. Die Bilder und Clips spiegeln den leidenschaftlichen Einsatz und die einzigartige Kreativität wider, die Felder in jedes Detail seiner Arbeit legt.
Ort: Optik am Bahnhofplatz [14]
Maud Lecornier His: Fusion
Maud Lecornier His hat es geschafft, ihre beiden Leidenschaften, das Kochen und die Fotografie, miteinander zu verbinden. Um die Veröffentlichung ihres Kochbuchs «Sie werden immer etwas zu bemängeln finden!» zu begleiten, hat sie eine Fotoserie geschaffen, die sie selbst im klassischen Cyanotypie-Verfahren auf Auszügen auf alten Kochbüchern entwickelt hat. Jedes Foto wurde sorgfältig ausgewählt, um mit einer bestimmten Seite zu verschmelzen.
Ort: Schlossstrasse 5, rechte Raumhälfte [4]
Grit Meyer: Lin(e)escapes
Die Ausstellung Lin(e)scapes widmet sich der minimalistischen Darstellung von Architektur in ihrer reinsten Form. Die Kombination von farbigen und schwarz-weissen Arbeiten lässt den Betrachter die Einbettung der Architektur in das urbane Leben spüren. Ein besonderes Merkmal der Ausstellung ist die Interaktion von Architektur und Mensch. Der Mensch wird als subtiler Akzent oder als integraler Bestandteil der Komposition dargestellt, was die Dynamik zwischen dem starren Bauwerk und der lebendigen, menschlichen Präsenz sichtbar macht.
Ort: Blumenhaus Aussenwand [9]
Sascha Giossi: Hunde – Gesichter der Treue und Bewegungen der Freiheit
Die reduzierte Komposition wie auch die Farb- und Lichtgestaltung der Serie «Gesichter der Treue» ermöglichen es dem Betrachter, sich voll auf das Tier zu konzentrieren. Sascha Giossi ist ebenso fasziniert von Hunden in Bewegung. Im Wald oder am Wasser, Hunden das Ausleben ihres Bewegungsdrangs zu ermöglichen und diese Dynamik auf Bildern festzuhalten, begeistert ihn immer wieder. Seine Bilderserie «Bewegungen der Freiheit» entstand an einem Strand in Belgien sowie in der Schweiz.
Ort: Alterszentrum Schlossgut [17]
Patrick Lambertz: Chalets of Switzerland
Zu den Idealbildern der Schweiz zählen auch die romantischen Chalets – ein hölzernes Bergidyll mit Kamin, umgeben von hohen Gipfeln und frischem Schnee. Doch das Wort bedeutet ursprünglich Hütte oder Baracke, abgeleitet aus dem Lateinischen Cala. Diese sprachliche Doppelbödigkeit spiegelt sich in der gezeigten Fotoserie wider. Die Motive wirken im winterlichen Umfeld wie freigestellt, und der Schnee wird zur natürlichen Studiokulisse.
Ort: Blumenhaus, Raum 3 [7]
Andreas Busslinger: Vertikale Sicht
Busslingers Ziel war es, die Schweiz so zu zeigen, wie man sie bis jetzt nicht kennt. Deshalb wählte er mit Gleitschirm und Drohne die Sicht der Schweiz aus der Vertikalen. Es entstand eine Sicht der Dinge, die vielen von uns verwehrt bleibt. Genau weil wir uns diese Sicht der Dinge nicht gewohnt sind, irritieren die Aufnahmen, lassen uns staunen und rätseln. Die Bilder wandeln sich vom Gegenständlichen zum Abstrakten.
Ort: Schlossweg [5]
Die Gewinnerbilder des Fotobuchwettbewerbs
Im Rahmen der Photo Münsingen werden die zehn aussergewöhnlichsten Bücher ausgewählt und einer Jury der Photo Münsingen zur Beurteilung vorgelegt. Bewertet werden dabei Inhalt, Bilder, Komposition, Gestaltung und Gesamteindruck des Fotobuchs. Während der Photo Münsingen werden die zehn aussergewöhnlichsten Bücher am Stand von Bookfactory ausgestellt.
Ort: Kirchgemeindehaus [3]
Fotoausstellung des Jugendwettbewerbs «U25 Photo Challenge» – Thema: «Leidenschaft»
Die «U25 Photo Challenge» der Photo Münsingen lädt erneut junge Fotografinnen und Fotografen bis 25 Jahre dazu ein, ihre Kreativität mit der Kamera zu entfalten. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr das Thema «Leidenschaft», das in all seinen Facetten – von intensiven Emotionen bis hin zu leisen, subtilen Momenten – eingefangen werden soll.
Ort: Lindenweg [16]
Schulprojekt Kiesen: Von der Lochkamera zur digitalen Jagd auf Motive
Fotografieren macht Schule: Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Schule Kiesen haben sich auf die Spuren der allerersten Fotografien gemacht und sind dabei auf die Camera Obscura, die Lochkamera, gestossen. Ausgerüstet mit einer einfachen Schuhschachtel und Fotopapier sind sie losgezogen und haben Licht und Objekte eingefangen, um danach in der Dunkelkammer erstaunliche Schwarzweiss-Aufnahmen zu entwickeln.
Ort: Schlossgutsaal – Foyer [1]
Photosuisse: Thema «Portrait»
Die beim Jahreswettbewerb angenommenen, prämierten und besten Bilder werden in zwölf verschiedene Rubriken eingeteilt. Dieses Jahr präsentiert Photosuisse eine Auswahl der besten und prämierten Portraits aus den letzten Jahren. Photosuisse ist die Dachorganisation von Fotointeressierten aus der ganzen Schweiz. Zur Zeit sind 40 Fotoklubs, sowie rund 130 Personen als Einzelmitglieder angeschlossen.
Ort: Jugendhaus Spycher, Keller [11]
Photosuisse: Die besten von 2024
Photosuisse organisiert auf nationaler Ebene jährlich Fotowettbewerbe. Die prämierten und besten Werke in Farbe und Schwarzweiss aus dem Wettbewerb 2024 werden an der Photo Münsingen vorgeführt. Seit 2006 findet zudem alle zwei Jahre der Derek-Slattery Natur-Trophy Wettbewerb statt. Der Initiator und Spender des Wanderpreises ist das verstorbene Ehrenmitglied Derek Slattery.
Ort: Jugendhaus Spycher, Erdgeschoss [11]
Regio Photo: High-Key / Low-Key
An der diesjährigen Photo Münsingen zeigen die beiden Partnerorganisationen Regio Photo – Kirchzartener Fotosalon (DE) und Salon Photo de Riedisheim (FR) – die Möglichkeit, sich und die aktuellen Fotoarbeiten ihrer Mitglieder zum vorgegebenen Thema «High-Key / Low-Key» vorzustellen. Es entstehen wirkungsvolle Bilder, wenn nur helle oder dunkle Töne die Bilder dominieren.
Ort: Schaal [10]
Photo Münsingen: High-Key / Low-Key
Das gleiche Thema greift auch der Fotoclub Münsingen im Rahmen seines klubinternen Jahreswettbewerbs auf. Der Fotoclub Münsingen wurde 1983 von einer Gruppe Fotofreunden gegründet und hat sich in den letzten Jahren zu einem der engagiertesten Fotoclubs der Schweiz entwickelt. Er setzt sich zum Ziel, durch regen Informations- und Erfahrungsaustausch an monatlichen Treffen das Wissen und Können der über 70 Mitglieder zu fördern.
Ort: Blumenhaus Garten [8]
Photo Arena 2025
In der Photo Arena zeigen 10 Fotografinnen und Fotografen im 2‑Minuten-Turnus ihre Bilderschauen in einer kreisrunden Bildschirm-Arena. Die Fotograf/innen:
Sophia Keller Giron: Visual Haikus / Holger Hoffmann: Die Köhler von Romoos / Rolf Ingold: Faszination Oldtimer-Bike-Racing / Bruno Kneubühler: Art with plants / Christian Koradi: Treppenhäuser / Hanspeter Lang: Vogelschwarm / Eric Monvoisin: Les fantômes de la Mairie / Michel Planson: Lumières souterraines / Nicole Richli Meystre: Son royaume / Claudia Wüthrich: Einheimische Vögel.
Ort: Kirchgemeindehaus [3]
Die Audio Visionen
Die audiovisuellen Produktionen werden jeden Nachmittag im Füürwehrhuus [13] auf einer Grossleinwand präsentiert. Es sind jeweils vier bis fünf audiovisuelle Werke pro Block, die zusammen 30 Minuten dauern.
Block 1 (Täglich 13.00–13.30 Uhr): Rainer Kuhn (DE): Das Naturwunder / Heiner Lieberum (DE): Bewegung erleben / Norbert Ott (DE): Die 50%-(Frauen-)Bewegung / Horst Raab (DE): Alles Kopfsache
Block 2 (täglich 13.45–14.15 Uhr): Alastair Taylor (GB): In Admiration of Ansel Adams / Ger Sauer (NL): Shadow on the wall / Renke Bienert (DE): Garden Wildlife / André Hartensveld (NL): Reis naar de Oost / Urs Wohlwend (CH): Wie die Fotografie zur Bewegung kam
Block 3 (täglich 14.30–15.00 Uhr): Horst Raab (DE): Otto, die Ausstellung / Peter Hefter (DE): Fauler Zauber / Brendan Gillan (GB): Stop / Francesca Cernetti (IT): Finding Henry
Block 4 (täglich 15.15–15.45 Uhr): Günther Wöhlke (DE): Tee der Nomaden / Jaap Potsma (NL): Crimineel of? / Matthias Gössmann (DE): Bewegung ist Leben / Corentin Le Gall (FR): La voie morte / Angelika und Wolfgang Raatz (DE): Urlaubspläne
Abendshow: Tiefenrausch: «Faszination Unterwasserwelt» – von Raphael Studer
Multimedia-Show mit Live-Kommentar
In diesem Vortrag erforschen wir die Geheimnisse der Ozeane. Von mikroskopisch kleinen Lebewesen über verschiedene Hai-Arten bis hin zu den riesigen Walen. Tauchen Sie ab mit Raphael Studer und lassen Sie sich vom Rausch der Tiefe verzaubern!
Ort: Füürwehrhuus [13]
Zeit: Freitag, 30. Mai 2025, 19.00–21.00 Uhr, in deutscher Sprache
Für diese Veranstaltung ist eine kostenlose Anmeldung notwendig.
Weitere Informationen finden Sie unter https://photomuensingen.ch/
ebenso das Programm der Workshops und Vorträge
Très bien, article qui couvre très bien le programme de cette année
merci