Ein Buch über Food-Fotografie? Eigentlich geht es um etwas ganz anderes: Isolde und Dieter Bornemann wollen in einem Experiment mit elf Familien zeigen, wie man erfolgreich gegen Food-Waste ankämpfen kann – mit vielen einfachen Tipps und leckeren Rezepten, um Reste zu verwerten.
Dass wir in Fotointern diesmal kein Fotobuch besprechen, ist die Ausnahme. Und doch ist es eines, denn die Food-Aufnahmen sind vorbildlich – professionell von Dieter Bornemann fotografiert. Seine Frau Isolde ist für die Kulinarik und die Rezepte verantwortlich. Das liegt ihr besonders, denn als Food-Bloggerin «isi» ist das ihr Ding. Aber diesmal geht es nicht etwa um Luxusrezepte à la nouvelle cuisine, sondern darum, wie man Reste nutzen kann, um den Food Waste-Berg abzubauen. Und genau das ist das Kernthema dieses Buches – eines, das uns eigentlich alle angeht.
Alle wissen, dass die Zahlen zu hoch sind, viel zu hoch. Rund 75 kg wirft jede Österreicherin und jeder Österreicher an geniessbaren Lebensmitteln pro Jahr in den Müll. Wir Schweizer sind nicht besser, im Gegenteil: bei uns sind es sogar zwischen 90 und 100kg. Gesamtschätzungen gehen dahin, dass weltweit rund ein Drittel der konsumierbaren Lebensmittel vernichtet werden. In der EU waren es 2023 59 Millionen Tonnen Essen, die weggeworfen wurden. Dass 730 Millionen Menschen auf unserem Planeten hungern, steht auf einem anderen Blatt. Was wir gegen den Müllberg tun können, fängt bei jeder und jedem im Kleinen an.
Einen solchen Berg noch geniessbarer Lebensmittel wirft jeder von uns jährlich weg …
Isolde und Dieter Bornemann wollten es genau wissen: Sie haben in einem Experiment das Konsumverhalten von elf unterschiedlichen Familien untersucht und diese gebeten, während vier Wochen alles zu notieren, was sie an Lebensmittel wegwerfen. Dann haben sie diese nachgekauft, fotografiert, um danach die Familien nach ihren Erfahrungen und Erkenntnissen zu befragen. Was daraus geworden ist? Isolde und Dieter Bornemann zeigen in den Buch Lösungen auf, die uns im Alltag helfen sollen, Lebensmittel nicht nur zu kaufen, sondern diese auch mit Vernunft und Überlegung zu verbrauchen. So sind 60 nützliche Alltagstipps entstanden, um besser einzukaufen, die Lebensmittel optimal zu lagern, zu kochen und schliesslich zu geniessen. Und weiter folgen 30 Rezepte, wie man die Reste optimal verwerten kann, damit nichts übrigbleibt.
Die elf Familien, die sich zu dem Experiment einverstanden erklärten, decken ein breites Sozialspektrum ab, von der vierköpfigen Familie (Cathrin, Mike, Lotte und Franz), zum Um-die-Vierzig-Paar (Jans und Alireza), über die Schon-bald-Rentner (Angela und Michael) im typischen Zwei-Personen-Haushalt, bis hin zu den beiden Studentinnen (Fiona und Anna), die in einer Wohngemeinschaft leben. Eine gute Auswahl, denn die Probanden kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen, sind zum Teil einfach, zum Teil begütert aufgewachsen und haben so auch verschiedenartige Beziehungen und Verhaltensweisen, was den Gebrauch von Lebensmitteln anbelangt. Allen gemeinsam sind die Erfahrungen, die sie in dem Monat des Bewusstlebens gemacht haben: Sie alle werden künftig mehr Sorge zu ihren Lebensmitteln tragen, werden überlegter einkaufen, die Lebensmittel optimal lagern, Portionen-bewusster kochen und die Resten verwerten anstatt diese wegzuwerfen. Das Buch ist voll von Tipps dazu, und die 30 bewährten Rezepte aus dem Erfahrungsschatz von «Küchenfreundin isi» beweisen, dass aus vielem, was wir früher weggeworfen haben, noch etwas Leckeres zubereitet werden kann.
Für wen ist dieses Buch? Wie gesagt, es ist kein eigentliches Fotobuch. Und doch sollten jene, die sich mit Food-Fotografie befassen, ein Beispiel an diesen Aufnahmen nehmen. Die Speisen und Zutaten wirken durchwegs frisch und appetitlich, und ihre Anordnung ist in allen Abbildungen harmonisch und gekonnt. Das Buch ist jedoch allen zu empfehlen, die bewusster mit Lebensmitteln umgehen wollen, um damit einen kleinen Beitrag gegen Food-Waste zu leisten. Ganz abgesehen davon, dass man auf diese Weise auch Haushaltgeld sparen kann. Wie sagt Jana in ihrem Interview so treffend? «Niemand würde 10 Euro anzünden». Darüber nachzudenken, lohnt sich …
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Dieses Buch macht die unglaubliche Verschwendung und die abstrakten Zahlen sichtbar und bietet Lösungen, Tipps und köstliche Rezepte mit «Restln». Dieter Bornemann zeigt mit beeindruckenden Fotos die Verschwendung von Essen in privaten Haushalten in Österreich. Isolde Bornemann liefert dazu die Fakten und bietet Lösungen zum Abbau des kulinarischen Müllbergs. In einem Experiment haben elf Familien – mit grossen und kleinen Kindern, junge und ältere Paare und eine Studentinnen-WG – vier Wochen lang notiert, was sie wegwerfen. Sie erzählen über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse. Alle mussten außerdem bereit sein, sich mit den nachgekauften Lebensmitteln fotografieren zu lassen. Und ein abschließender, unangekündigter Blick in den Kühlschrank wurde ebenfalls fotografisch festgehalten. Viele waren gleich begeistert davon, einige haben aber abgewunken: «Wir werfen nichts weg» war da oft zu hören. Die Statistik sagt aber anderes. Rund 75 kg wirft laut Berechnungen der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) jede Österreicherin und jeder Österreicher pro Jahr an Lebensmitteln zu Hause in den Müll – auch wenn die teilnehmenden Familien weit unter der Statistik mit dem Wegwerfen von Lebensmitteln blieben, kam ein ganz schöner Berg an Obst und Gemüse, Brot und Gebäck, Milchprodukten und Teigwaren vor die Kamera.
Der Inhalt
Wir beide …
Entscheidungen von Wolf Lotter
Ein Berg Lebensmittel
Ein Experiment – 11 Familien
Lotte, Mike, Catherine, Franz: «Es ist ein grosses Thema bei uns»
Michael, Angela: «Kein Tier soll umsonst sterben»
Fiona, Anna: «Wir kaufen nicht so viel ein»
Helmar, Timon, Livio, Christina: «Isst das der Papa noch?»
Gerald, Karin: «Lebensmittel wirft man nicht weg»
Paul, Verena: «Unsere Haltung hat sich verändert»
Christoph, Juli, Sandra, Gert: «Das weggeworfene Jauchbrot schmerzt»
Alireza, Jana: «Niemand würde 10 Euro anzünden»
Uschi, Katharina: «Er ist erschreckend»
Katrin, Michael: «Wir kochen, was verbraucht gehört»
Sabine, Daniel: «Mindesthaltbarkeit ist uns egal
Was tun?
Rezepte & Tipps
Brot & Gebäck
Brotchips / Brotsalat mit Karotten & weißen Bohnen / Omelette mit Brot & Käse / Kaspressknödel / Tarte mit Brot & Zwiebel / Kipferlschmarrn mit Zwetschkenröster
Getreide, Nüsse & Samen
Cracker mit Mais & Samen / Granola / Spaghetti-Nester mit Zucchini / Reisbällchen / Grenadiermarsch / Salz- und Gewürzmandeln
Gemüse & Obst
Klare Gemüsesuppe / Clafoutis mit Gemüse / Kartoffel-Muffins / Paprika-Tomaten-Sauce / Früchte-Bowl Sommer & Winter / Bananen-Schoko-Shake
Milchprodukte & Käse
Grießnockerl mit Käse / Parmesan-Kartoffeln / Aufstrich mit Räucherfisch / Topfen-Schnittlauch-Dip / Vanillecreme mit Keksen / Topfencreme mit Früchten
Eier, Eiweiss & Eigelb
Pikante Kürbiskern-Busserl / Ei-Aufstrich / Madeleines mit Mandeln / Mohnkuchen / Pasteis de Nata / Gugelhupf mit Schokolade
Kleines Glossar (österreichische & deutsche Begriffe)
Rezeptregister nach Hauptzutaten
Über das Verschwenden – Nachwort
Kolophon (Impressum)
Das Autorenpaar
lsolde «isi» Bornemann ist Food-Bloggerin, Podcasterin und Expertin für nachhaltigen Genuss. Sie betreibt den Foodblog «Küchenfreundin» und spricht in ihrem Podcast «Küchengespräche» mit Food-Expert/innen über Qualitätsprodukte, Genuss und Nachhaltigkeit. Die studierte Betriebswirtin arbeitet ausserdem als Unternehmensberaterin für Marketing & Nachhaltigkeit. Die gebürtige Kärntnerin, die in Wien lebt, setzt sich mit viel Leidenschaft und Respekt für einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln ein.
Dieter Bornemann ist TV-Journalist und Fotograf. Er beschäftigt sich in seinen Bildern mit gesellschaftlich relevanten Themen – von der Volkskrankheit Depression bis hin zu den Auswirkungen der Künstliche Intelligenz (KI). Seine Arbeiten waren bisher in zahlreichen Ausstellungen und Medienberichten zu sehen. Bornemann ist diplomierter Absolvent der Fotoschule Wien und hat die New York Film Academy besucht. Er war Jury-Vorsitzender für den Bundespreis der österreichischen Berufsfotografen.
Die Ausstellung zum Buch
ist kostenlos am «La Gacilly Baden», dem grössten Fotofestival Europas noch bis 12. Oktober 2025 in Baden bei Wien zu sehen. Weitere Infos finden Sie hier.
Bibliografie
Isolde und Dieter Bornemann «Aufgegessen! Verwenden statt verschwenden»
144 Seiten mit 110 Fotos, Fadenheftung, Hardcover, Format 30,5 x 21,5 mm, Mai 2025
Sprache: Deutsch
Verlag Lammerhuber, AT-Baden bei Wien
Preis: CHF 48.20 / EUR 39,90
ISBN 978-3-903462-14-4
Das Buch kann im Buchhandel erworben oder direkt beim Verlag bestellt werden. Falls Sie das Buch mit einer persönlichen Widmung wünschen, können Sie der Autorin eine E-Mail schreiben. (Achtung: Erhöhte Versandkosten und evtl Zollspesen) isi@kuechenfreundin.at
Auf Bornemann’s haben wir nicht gewartet bis Sie uns zeigen wie man Lebensmittelreste verwertet. Das machen wir seit jahrzehnten und essen dabei gut und abwechslungsreich. Mein Lieblingsrezept für altes Brot sind »Fotzelschnitten» und «Vogelheu» Rezepte die wir von unseren Eltern kennen und nun schon an unsere Kinder und Grosskinden übergegangen sind.
Schweizerisch und nachhaltig. Mit einem Augenzwinkern: Basler gellten eben als etwas geizig.
Nach Jahren im Ausland zurück nicht im Fricktal, sondern in Basel, weiss ich noch immer von meiner Grossmutter, dass man kein Essen wegwirft. Was soll der Blödsinn“… wirft jeder von uns weg. “ Ich plane den Einkauf und habe kaum je etwas weggeworfen. Weshalb denn auch? Der Kühlschrank ist schon seit einiger Zeit erfunden und der Schweizer Albert Einstein hat gut von dessen Tantiemen gelebt 😉
P.S.: Ein grosser Teil wird von den Grosshändlern weggeworfen, weil der aufgedruckte Termin überschritten ist. Gilt auch für Salz, das schon tausende Jahre alt ist. Viele Früchte und Gemüse werden nicht gegessen, weil sie den EU-Bestimmungen nicht ganz entsprechen. Sie kommen auch in der Schweiz kaum mal in den Verkauf.
Allerdings kenne ich Leute, die einige Tage vor dem Mindesthaltung, Esswaren wegwerfen: „Man kann ja nie wissen!“ Dummheit kennt eben keine Grenzen 🙁