Stolen Souls ist ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte Fotografie von Stefan Jermann. Die amerikanische Fotografie der Jahrhundertwende hat seinen Stil geprägt, den er seither erfolgreich in der Porträt- und Modefotografie einsetzt. Die einfühlsamen Bilder erzählen spannende Geschichten aus dem urbanen Alltag.
Das erste Durchblättern des Buches macht stutzig. Es beginnt gleich mit Bildern – auf 74 Seiten, ohne Einleitung und ohne eine Bildlegende. Auf den ersten Blick fühlt man sich als Leser etwas alleine gelassen. Dann folgt ein Textteil in der Buchmitte: «Wie meine Reise begann». Stefan Jermann erzählt darin, wie er nach einer Banklehre in Bern und als Wirtschaftsstudent in Santa Monica seine Neigung zur Fotografie entdeckte, einen Fotokurs besuchte und schliesslich ganz «in der Welt der Fotografie versinkt», wie er sagt. «Mit jeder Aufnahme, die ich mache, festigt sich die Fotografie als meine Zukunft.»
Der Text von Stefan Jermann liest sich spannend und inspirierend. Er nimmt uns mit auf seine Reise zur und mit der Fotografie, schildert uns, wie er seine ersten Porträts machte, wie er vor allem vom amerikanischen Mode- und Porträtfotograf Cliff Watts inspiriert und gefördert wurde und wie er sich schliesslich ganz in der Mode- und Magazinfotografie etablieren konnte. 2002 kehrt er in die Schweiz zurück: «Die Ereignisse des 11. Septembers, ein abgelaufenes Visum und die Sehnsucht nach Europa erleichterten mir den Abschied von Los Angeles» sagt Jermann.
Weiter geht seine Reise, indem er spannende fotografische Projekte in Riga, Detroit, Barcelona, Turin, Los Angeles, Sarajewo und Seoul realisiert. Seine freien Aufnahmen aus dieser Zeit bestreiten dann auch die zweite Hälfte des Buches und führen uns seinen fotografischen Stil vor Augen, der vom amerikanischen Einfluss deutlich geprägt ist. Die Bilder zeigen spannende und formal perfekte Städte- und Situationsbilder und Menschen in ihrer Umgebung. Es sind einfühlsame Porträts, die uns Einblick in die Seele dieser Menschen gewähren.
Das bringt mich auf den Titel des Buches «Stolen Souls», offensichtlich eine Allusion auf die bei indigenen Völkern Nord- und Südamerikas, Teilen Afrikas sowie Asiens verbreitete Vorstellung, dass die Fotografie den Fotografierten die Seele stiehlt. «Das ist eigentlich gar nicht so abwegig» meint Stefan. «Irgendwie bewegt man bei den Leuten, die man fotografiert, etwas Psychisches – deshalb muss man alle immer mit grossem Respekt behandeln».
Es sind beeindruckende Bilder, die uns Stefan zeigt, seien es die Impressionen aus dem Hafen von Riga, «dem kulturellen Herzstück des Baltikums», die Porträts aus Detroit von einer Bevölkerungsgruppe, welche «mit Leidenschaft und Unternehmergeist an der Wiedergeburt der Stadt arbeitet» oder die Geschichten aus Sarajewo, welche jene «bemerkenswerten Menschen zeigen, die ihre Heimat mit unerschütterlichem Einsatz verteidigten».
Immer nachdem ich einen Bildband von vorne bis hinten durchgesehen habe, um die Bilder auf mich einwirken zu lassen, gehe ich nochmals zurück an den Anfang des Buches. So auch hier in «Stolen Souls». Der vordere Bildteil, bei dem ich mich anfangs «etwas allein gelassen fühlte», bekommt jetzt plötzlich mehr Gewicht. Die meisten der Bilder stammen aus der früheren Schaffensperiode von Stefan in der er sich vor allem auf Einzelporträts konzentrierte und auf urbane Szenen in den USA. Besonders die Gegenüberstellungen auf den Doppelseiten sind wirkungsvoll und erzählen auf diese Weise ihre eigene, spannende Geschichte.
Für wen ist dieses Buch? Der Verlag betont, dass es sich um ein Sammlerstück handle, weil es sich in einer handgebunden Kleinauflage an die Zielgruppe von Sammlern und Liebhabern wendet. Doch mehr als das: Es verdeutlicht die Erfolgsgeschichte eines bedeutenden zeitgenössischen Fotografen, die für viele junge Fotografinnen und Fotografen Vorbild sein könnte. Man kann viel aus seinen Bildern lernen und sich von der offenen Art und dem freien Stil von Jermanns Porträts und seiner urbanen Situationsfotografie inspirieren lassen.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Stolen Souls, das neueste Werk des renommierten Fotografen Stefan Jermann, lädt den Leser dazu ein, die raue Schönheit des urbanen Lebens durch eine Sammlung von fesselnden Porträts und Szenen zu erleben, die in Städten auf der ganzen Welt aufgenommen wurden. Dieser Bildband in limitierter Auflage zeigt Jermanns einzigartige Perspektive auf die Strassenkultur, menschliche Beziehungen und die lebendige, oft düstere Kulisse von Städten wie Los Angeles, Detroit, Barcelona und Sarajevo.
In Stolen Souls bringt Jermann seinen Motiven eine sehr persönliche Note bei, indem er intime Porträts mit Szenen aus verschiedenen urbanen Umgebungen mischt. Sein Objektiv fängt die Seele jedes Ortes ein, den er besucht – von der farbenfrohen Energie des MacArthur Parks in Los Angeles über die Wiedergeburt von Detroits Midtown bis hin zur Widerstandsfähigkeit der Menschen in Sarajewo nach dem Krieg. Diese Bilder enthüllen verborgene Geschichten und geben Einblicke in das Leben gewöhnlicher Menschen und ihre tiefgründigen, aber übersehenen Momente.
Diese Erstausgabe wird in sorgfältiger Handarbeit hergestellt. Es gibt nur 800 handgebundene Exemplare, die auf hochwertigem Arctic Volume White Papier gedruckt sind. Jede Fotografie spiegelt Jermanns Engagement für Authentizität wider und wurde von dem renommierten Züricher Unternehmen Hubertus Design gestaltet.
Souls umspannt die Kontinente und präsentiert eine zusammenhängende und doch vielfältige visuelle Erzählung von urbanem Wandel und Widerstandsfähigkeit.
Die in der Schweiz handgebundene und gedruckte Erstausgabe von Stolen Souls ist ein Sammlerstück, das die Leidenschaft und Qualität, die Jermanns Arbeit ausmachen, kunstvoll verkörpert. Mit dieser Sammlung unterstreicht Jermann seinen Glauben an die Kraft der Fotografie, Geschichten über Kulturen und Geografien hinweg zu erzählen und zu verbinden.
Der Inhalt
Bildteil
«Wie meine Reise begann» von Stefan Jermann
Riga
Midtown, Detroit
Poble Nou, Barcelona
Regio Parco, Turin
Downtown, Los Angeles
Marijin Dvor, Sarajewo
Seoul
Bildindex, Impressum
Der Fotograf
Stefan Jermann (*1973) ist in Basel-Stadt geboren und im Berner Seeland aufgewachsen. Nach einer Banklehre und einer Weiterbildung in den USA absolvierte er den Bachelor in Visueller Kommunikation (Editorial Design, Fotografie) vom Art Center College of Design (1996–2000) sowie einen Master in New Media Journalism von der Universität Leipzig (2017–2020). Als Fotograf spezialisierte er sich auf die Porträt- und Reportagefotografie. Berufsbegleitend hat er verschiedene Studiengänge und Qualifikationen in Business und Nachhaltigkeitsberichterstattung (GRI Standards) absolviert. Jermann gründete das internationale Kunst- und Kulturmagazin «Truce», führte eine eigene Branding- und Designagentur in Zürich und verantwortet heute die Kommunikation, Content und Storytelling eines internationalen Technologiekonzerns. Sein erstes Werk «Stolen Souls» dokumentiert sein 20-jähriges Schaffen. www.jermann.com
Bibliografie
Stefan Jermann «Stolen Souls»
176 Seiten, 126 Abbildungen, Fadenheftung, Hardcover, Format 23 x 30,5 cm
Sprachen: Deutsch und Englisch
Sturm & Drang Publishers, Zürich
Auflage: 800 Exemplare
Preis: CH 48.00 / EUR 48,00
ISBN 978-3-906822-56-3
Das Buch kann im Buchhandel erworben, beim Autor per E-Mail (signiertes Exemplar) oder direkt beim Verlag bestellt werden.