Die jüngste Ausgabe von Soulful Photography ist dem Thema «Stille» gewidmet. Fünf verschiedenartige Portfolios und eine Reihe Leserbilder wecken in uns die Gefühle der Stille. Wir finden zurück zur Klarheit unserer Gedanken, in einen Zustand der Gelassenheit und erleben unseren seelischen Frieden.
«Stille» (Silence) ist ein faszinierendes fotografisches Thema, weil es nicht unmittelbar sichtbar ist – man muss es spüren und durch das Bild erfahrbar machen. Die international bekanntesten Landschaftsfotografen wie Ansel Adams und Charlie Waite wurden mit ihren Bildern von stillen, menschenleeren Landschaften bekannt. Imogen Cunningham hat sich intensiv mit stillen floralen Stillleben und intimen Porträts befasst, während André Kertész mit seinen ruhigen, poetischen Stadtmotiven eine besondere Stimmung erzeugt hat. So erstaunt es nicht, dass auch die die Bilder in der vorliegenden neuesten Ausgabe von «Soulful Photography» starke Gefühle in uns wecken – Gefühle, mit denen wir zu uns selbst zurück und unsere innere Ruhe finden.
Das Thema «Silence» wird durch die verschiedensten Motive und Erscheinungen begünstigt, wie zum Beispiel ein verlassener Raum oder eine weite Landschaft ohne Menschen, welche die Betrachtenden einlädt, innezuhalten. Meist sind die Bilder nur mit wenigen Bildelementen, klare Linien und zurückhaltende Farben gestaltet, die Ruhe und Zurückgenommenheit vermitteln. Oder es ist sanftes Morgen- oder Abendlicht, Nebel oder verschleierte Schatten, die eine Atmosphäre des Schweigens erzeugen. Oder die Stille ist nicht im Motiv selbst zu erkennen, sondern im Bildraum zwischen den Motiven – im leeren Raum, der in uns eine Emotion der Ruhe hervorruft. «Stille» fotografisch umzusetzen bedeutet, innere Ruhe sichtbar zu machen. Es ist weniger ein technisches als ein emotionales Thema: Man fotografiert nicht die Abwesenheit von Geräusch, sondern das Gefühl, das Stille in uns hervorruft.
Jim Graham (NL): «Eine starke Verbindung zwischen mir und einer Landschaft ist wesentlich, denn meine Bilder nicht nur Aufnahmen oder Registrierungen sind, sondern sie sind vor allem eine Einladung zur Selbstreflexion» sagt Jim Graham, der seit mehr als 30 Jahren fotografiert und in der digitalen Fotografie neue Ausdrucksformen gefunden hat. «Heutzutage sind Minimalismus, Subtilität und ein Gefühl der Ruhe das, was ich bei der Arbeit an einem Bild anstrebe. Ich denke, meine Arbeit zeichnet sich jetzt durch klare Kompositionen, starke Kontraste und ein tiefes Gefühl der Ruhe aus».
Frank Hoogeboom (NL) kam einst auf den Lofoten auf den Geschmack der Landschaftsfotografie, die ihn seit jenem Erlebnis fasziniert. «Es ist für mich wichtig, eine starke Verbindung zwischen mir und einer Landschaft herzustellen, denn meine Bilder sind nicht nur Aufnahmen oder Dokumente, sondern vor allem eine Einladung zur Selbstreflexion. Eine Ode an die Stille, die ich an einem Ort erlebe». In den letzten Jahren hat Hoogboom mit einer Mittelformatkamera und 12 Aufnahmen auf einem Rollfilm zur entschleunigten und bewussten Fotografie zurückgefunden.
Für den maltesischen Fotografen Keith Ellul ist die Lanzeitbelichtung eine wichtige Ausdrucksform der Stille: «Sie erlaubt es mir einen Ausschnitt der Zeit festzuhalten, aber nicht unbedingt so, wie unsere Augen ihn sehen. … Ich versuche damit, ein Gefühl von Einsamkeit und Stille zu vermitteln, ein zeitloses Gefühl, welche das blosse Auge nicht erfassen kann. Es ist fast so, als würde ich versuchen, etwas einzufangen, das sonst nicht zu sehen ist».
Nathan Wirth (USA): «Für mich hat Stille wenig mit dem Geräuschpegel zu tun, sondern nur mit der inneren Empfindung meines Geistes. Mit anderen Worten: Stille ist kontemplativ, eine Art des Loslassens, ein Versuch, den Geist von ablenkenden Gedanken zu befreien. Ich sage auch hier ‘Versuch’, denn ich scheitere oft. Ich mag in einer Landschaft umherwandern und mich einfach auf die Natur einlassen, während ich sie fotografiere – in der Hoffnung, meinen Geist von allen Ablenkungen zu befreien – doch oft ist mein Geist mit unnötigem Lärm beschäftigt … Fotografie ist für mich eine Praxis des Loslassens, des Sehens, ohne mich darin zu versteifen, was ich fotografieren sollte und was nicht. Es geht mir um den Versuch, einfach etwas zu kreieren».
Sally Mason (UK) lebt als Landschaftsfotografin in den Cotswolds in Grossbritannien. Die Fotografie prägte schon früh ihr Leben und setzte sich während einer langen Karriere als Filmproduzentin in London fort. Seit sie vor fünf Jahren die Filmindustrie verlassen hat, ist die Fotografie zu ihrer Vollzeitbeschäftigung geworden. Sie verbringt einen Grossteil ihrer Zeit mit Wanderungen durch die Landschaft und an der Küste, um die unglaubliche Vielfalt der Natur zu fotografieren. «Mein Ansatz ist intuitiv – ich lasse mich von dem leiten, was mir in dem Moment auffällt. So habe ich viele Stunden damit verbracht, die Bewegung von Gräsern zu fotografieren, die sich im Wind wiegen, und bin fasziniert von der Zufälligkeit dieser Art von Fotografie und davon, wie das Ephemere mit der Fotografie eingefangen werden kann».
Reader’s Photo Submissions
Die Lesereinsendungen zum Therma sind jeweils ein wichtiger Teil des Heftes, der gegenüber den Portfolios zusätzliche Aspekte und Gestaltungserscheinungen einbringt.
In diesem Leserteil sind Bilder folgender Fotografinnen und Fotografen zu sehen: Ralf Dreier, Denis Oliver, Ron Rodenstock, Ivan Fondor, Richard Kunz, Gaby Zak, Gerhard Schütz, Eshana Gandjanski, Urs Tillmanns, Beat Pfändler, Nicci Walker, Kedar Misani, Shyamala Stott und Carl T. Loveall.
Möchten auch Sie Ihre besten Fotos in Soulful Photography veröffentlichen? Die nächsten Ausgaben von Soulful Photography sind bereits in Vorbereitung: Die November/Dezember-Ausgabe «Abstract Photography» ist abgeschlossen. Der Einsendeschluss für das Januar/Februar-Heft 2026 mit dem Thema «Japan» ist der 7. November 2025. Die Themen der weiteren Ausgaben: Nr 14 «Black & White II», Nr 15 «China». Bilder einsenden per E-Mail an kedar@goldenboat.in
Das Schweizer Fotomagazin «Soulful Photography» erscheint sechsmal pro Jahr englischsprachig und ist ausschliesslich im Jahresabonnement für CHF 80.00 / € 85.00 inkl. Versandspesen, erhältlich. Es gibt keine Online-Ausgabe. Verkaufsstellen gibt es zur Zeit im Restaurant The Sacred in Zürich, im Yogazentrum Ganapati in Winterthur und im Musikladen Gandharva Loka in Zürich. Die Ausgaben 1 bis 6 sind nicht mehr erhältlich.
Leseraktion 7 für 6: Neue Leserinnen und Leser von Fotointern.ch haben ab sofort die Gelegenheit ein Spezialabo von Soulful Photography zu bestellen: Sie bezahlen 6 Ausgaben und erhalten 7. Einfach den Jahresbetrag von CHF 80 auf 077 459 49 99 twinten und Ihre Postadresse beifügen! Das Angebot gilt nur für Neuabonnenten.
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