Urs Tillmanns, 8. September 2025, 16:52 Uhr

PhotoKlassik IV.2025: Es lebe die Reduktion!

PhotoKlassik, das Magazin zur analogen Fotografie, präsentiert eine spannende Herbstausgabe, mit interessanten Artikeln zur Praxis, zur Technik und zur Historie der Fotografie mit Film. Zudem gehören ausserwöhnliche Bildbeiträge zum Inhalt, sowie einige Überraschungen, die unsere Übersicht nicht verrät …

Die Überschrift bezieht sich auf das Editorial dieser jüngsten Ausgabe von PhotoKlassik. «Es gibt zu viele Bilder» sagt Herausgeber Wolfgang Heinen. «Und damit gibt es zwangsläufig zu viele schlechte Bilder. Es ist zu viel drauf auf den Bildern. Wir produzieren zu viele und schauen auf zu viele Bilder. Unsere Wahrnehmung ist am Anschlag …» Wolfgang Heinen gibt dann auch gleich eine sehr lesenswerte Therapie, wie man sich dazu zw-/bringt, bewusster zu fotografieren, überlegter Bilder gestaltet, bevor man den Auslöser drückt, so wie das damals, zur Zeit der analogen Fotografie, üblich war. Denn: die Filme waren endlich: 12, 24 oder 36 Aufnahmen, dann war plötzlich Schluss. Zudem kostete jedes Bild Geld. Das hat automatisch zum Haushalten angeregt, und zum überlegten Fotografieren – vor jedem Auslösen. Wolfgang Heinen geht in seiner «Therapie» noch weiter und empfiehlt auch die spannenden Bildprozesse in der Dunkelkammer oder mit entsprechenden Verfremdungstechniken. Sie bedeuten «eine Verdoppelung der Wertigkeit für denjenigen, der sich darauf einlässt. Von der persönlichen Erfüllung ganz zu schweigen …».

Auch der Magazinteil des neuen Heftes wartet mit viel Spannendem aus der analogen Fotowelt auf: Da ist zunächst einmal der Hinweis auf das Buch «I love New York» von David Drebin, der «die vibrierende Energie, die Melancholie, das urbane Drama und die romantische Verlockung» dieser Metropole in atmosphärisch dichten Bildern darstellt. Dann eindrückliche Kleinmeldungen, wie die Leica-0 Nr 112, die bei einer Auktion 7,2 Millionen Euro eingebracht hat, dann der Hinweis auf 50 Jahre Lindemanns Fotobuchhandlung in Stuttgart (gratuliere herzlich, Werner!) oder der Bildbericht über den «BMW Welt Young Photo Award 2025».

 

Jörg Rubbert: Farben der Gelassenheit

Das erste Portfolie ist dem Schaffen von Jörg Rubbert gewidmet, der uns mit «Farben der Gelassenheit» in das Italien der Siebziger- und Achtzigerjahre entführt. Da ist einmal die natürlich-diskrete Farbwiedergabe als damalige Augenweide im Vergleich zu den heute üblichen übersättigten Farben. Dann sind es aber auch die Motive, die uns an eine «heile Welt» unserer südlichen Nachbarn zurückerinnern.

 

Canon T90: Die letzte Kaiserin

Sie war damals etwas Besonderes und ist es auch heute noch: die Canon T90. Entworfen von Luigi Colani wurde sie zur Design-Ikone, und mit vollelektronischer Technik läutete sie ein neues Zeitalter ein. Und doch war sie technisch bald überholt, als «letzte Kaiserin des manuellen FD-Systems», bevor sich Canon für die EOS-Ära entschied. Was die T90 trotzdem so besonders macht, steht in diesem Praxisbericht von Harald Wittig.

 

Die Fantastic Plastic Periode: 1985-95

Noch mehr legendäre Kameramodelle werden in diesem Artikel vorgestellt: Nikon F90/F90X, Minolta 9ix und 700si, Canon EOS 600 und ESO RT beispielsweise, die sich alle durch den Umbruch in der Kameratechnik auszeichnen: Weg vom Metall und der manuellen Bedienung, hin zum Kunststoff und zur «Alles-Automatisch»-Technologie. Wohl eine Vorgabe des damaligen technischen Fortschritts – ob nur zum Guten, sei dahingestellt …

 

Megaflex – Kameraexot von Radiogerätehersteller

Dass die Firma Metz in Fürth auch einmal eine Spiegelreflexkamera hergestellt hatte, ruft der Fotomuseumskurator Kurt Tauber (www.kameramuseum.de) in Erinnerung. Wie es dazu kam, was der Konstrukteur der Mecaflex Heinz Kilfitt sonst noch alles geschaffen hatte, und warum es von der Mecaflex nur rund 2500 Stück gab, steht in diesem Bericht – ein Muss für alle, die sich für Kamerageschichte interessieren.

 

Automatisch aufgewickelt

Für die besseren Spiegelreflexmodellen wurden häufig Winder und Motoren eingesetzt, um den Film zu transportieren und auf diese Weise schnellere Bildsequenzen zu erzielen. Was es technisch mit diesen damals begehrten Zubehören auf sich hatte, und welche motorischen Filmtransportsysteme besonders erklärungsbedürftig sind, skizziert Harald Wittig in diesem Artikel.  

 

Was spricht für den Einsatz von Dritthersteller-Objektiven?

Eine Frage, mit der sich jeder Systemkamera-Besitzer beschäftigt – auch heute noch. Soll man sich zu kostengünstigeren Drittmarken verleiten lassen oder doch lieber den teureren Originalobjektiven treu bleiben? Und, falls ja, bei welchen Brennweiten ist dies angebracht? Steffen Schüngel greift diese Fragen auf und führt interessante Beispiele dazu an.

 

Gosbert Gottmann: étoile

«In seinem neuen Buch ‘étoile’ entfaltet sich das Spiel von Licht und Schatten, wobei die Bilder «eine faszinierende Balance zwischen Abwesenheit und Präsenz finden» so die Charakterisierung der Neuerscheinung im Kettler-Verlag, die in diesem Portfolio rezensiert wird. Dies mit einem spannenden Interview mit dem Fotokünstler.

 

Frühe Dreifarben-Fotografie

Dass man früher Farbbilder mit drei Schwarzweiss-Aufnahmen erstellte, die durch die drei Auszugsfilter Rot, Grün und Blau belichtet wurden, verblüfft jüngere Generationen. Der interessante Artikel von Thomas Gade erklärt, wie dies genau vor sich ging und führt dazu den Bildbestand von Produkin-Gorski als Beispiel auf, der heute zum Teil in der Library of Congress der Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein weiterer interessanter Aspekt dieses Artikels zeigt auf, wie diese Farbauszüge digitalisiert wurden,.

 

Aufsteckbelichtungsmesser: Funktionsvielfalt im Blitzschuh

Der eingebaute Belichtungsmesser war keineswegs immer eine Selbstverständlichkeit. Viele, auch sehr teure Kameras, kamen ohne ihn aus, weil man sich auf seine Erfahrung im Schätzen oder auf Belichtungstabellen verlassen konnte – grosser  Belichtungsspielraum der Filme sein Dank. Mit dem Aufkommen der Farbfilme wurde die Belichtungsgenauigkeit kritischer. Und so legte sich mancher Fotograf einen kleinen Aufsteckbelichtungsmesser zu. Welche Modelle auch heute noch beliebt sind, zeigt diese Marktübersicht.

 

Marktübersicht Entwicklungsdosen

Das Selbstentwickeln von Schwarzweiss- und Farbfilmen wird immer beliebter, zumal diese Dienstleitung immer weniger, dafür aber teurer, vom Handel angeboten wird. Welche Entwicklungsdosen gibt es aktuell im Handel? Und welche sind für welche Anwendergruppe besonders empfehlenswert? Wann ist eine Entwicklung mit Temperaturkontrolle und motorischem Antrieb zu empfehlen, und welches sind die Vorteile von Tageslichttanks? Frage, die dieser Artikel beantwortet.

 

Ulrich Ackermann: Vertikale Weitblicke

Ein Portfolio besonderer Art stammt vom Schweizer Fotograf Ulrich Ackermann. Viele kennen seine vertikalen Panoramen auch aus Beiträgen in Fotointern.ch oder auch Büchern, mit denen er seine spezielle Technik bekannt gemacht hat. Er arbeitet mit der Panoramakamera Hasselblad X-Pan, die er jedoch nicht für übliche Panoramen einsetzt, sondern um Landschaften und – bei diesen Bildern – Bäume in vertikaler Richtung abzulichten. Dadurch ergeben sich faszinierende Perspektiven.

 

Laetitia Heisler: Zwischen Schatten und Farben

Sie nutzt die analoge Fotografie «als Werkzeug zur Verschiebung der Realität und zur Erforschung des Sichtbaren und des Unsichtbaren». Sie lässt so die Grenzen zwischen Realität, Traum und Identität bewusst verschwimmen und pflegt eine poetisch-visionäre Bildsprache. Laetitia Heisler setzt bewusst die Lomography als Stilmittel ein, denn «der LomoChrome Metropolis verleiht meinen Bildern Tiefe». Ein spannender Gestaltungsaspekt!

 

Der Inhalt

Editorial: «Es lebe der Redaktion!»

Kameras und Objektive
Die letzte Kaiserin: Canon T90  / Die besten Kameras für Analog-Fotografen: Teil 3: Fantastic Plastic / Kamerageschichte(n): Mecaflex 32 / Werkstattgeflüster: Beschriftungen, Gravuren und Details restaurieren / Automatisch aufgewickelt: Winder und Motoren / Dritthersteller-Objektive: Was spricht für den Einsatz?

Aufnahme & Belichtung
Frühe Dreifarben-Fotografie / Aufsteckbelichtungsmesser: Funktionsvielfalt im Blitzschuh

Film & Dunkelkammer
Harman Phoenix II / Marktübersicht 2025: Filmentwicklerdosen / AGO Film Processor: Automatisierte Filmentwicklung mit System / Markt Unternehmen Wirtschaft: Interview «ausgeknipst»

Präsentation & Archivierung
Buchauszug: Entdeckungen in der analogen Fotografie

Kultur & Portfolio
Jörg Rubbert: ltaly / Gosbert Gottmann: Etoile / Ulrich Ackermann: Vertikale Weitblicke / Laetitia Heisler: Zwischen Schatten und Farben / Randnotizen zur Fotokunst

Augenblick / Magazin / Impressum / Schluss

 

Die Printausgabe von PhotoKlassik erscheint vierteljährlich mit 98 Seiten im Verlag der IMH Imaging Media House, New.C. GmbH & Co. KG. Das Magazin ist sowohl bei Ars-Imago in Zürich als auch bei Fotomedia in Jegenstorf erhältlich. Das Heft kostet CHF 18.90 zuzüglich Versandspesen. Es kann auch im Digitalabo zu 24,90 Euro im Jahr hier bestellt werden.

 

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