Urs Tillmanns, 7. Oktober 2025, 13:59 Uhr

Kameramuseum Vevey: Die Geschichte des Blitz- und Kunstlichts

Blitz und Kunstlicht sind alltägliche Hilfsmittel der Fotografie, wenn zu wenig natürliches Licht vorhanden ist. Wem die ersten Versuche gelangen und wie das Blitzlicht eine neue Ära der Fotografie eröffnete, zeigt das Kameramuseum in Vevey in einer umfassenden Ausstellung.

Licht ist die wichtigste Voraussetzung für die Fotografie – ohne Licht, keine Fotografie. Zur Pionierzeit war man auf das Tageslicht angewiesen, sei es im Freien oder im Studio. Dort sorgten Glasdächer für eine diffuse Beleuchtung, wobei dieses den Fotografen oft Sorgen bereitete, vor allem wenn darauf eine dicke Schneeschicht lag oder wenn die Kittfugen dem starken Regen nicht mehr standhielten. Es war demzufolge naheliegend, künstliche Lichtquellen zu verwenden, die immer einen konstanten Lichtstrom lieferten, sei es mit einer elektrischen Lichtquelle oder durch zünden einer speziellen Magnesium-Mischung. Diese brannte «blitzartig» ab und läutete eine neue Ära ein – diejenige des Blitzlichts.

 

Das Schweizerische Kameramuseum in Vevey zeigt diese Entwicklung sowohl mit der Präsentation der entsprechenden Geräte und Objekte in ihrer Dauerausstellung auf, als auch in der temporären Ausstellung mit einer chronologischen Auswahl typischer Bildbeispiele. Diese zeigen den Effekt des Blitzlichts als effiziente Lichtquelle und als Gestaltungsmittel durch eine mehr als 150-jährige Geschichte. Die «Hardware» ist über die drei Etagen in den verschiedensten themenspezifischen Vitrinen zu finden, von der «Pustelampe», mit der Magnesiumpulver in eine offene Flamme geblasen wurde, über die mit Magnesiumdraht gefüllten Glaskolben bis hin zum Elektronenblitz, und sind dort jeweils mit einem Symbol gekennzeichnet. Den Besucherinnen und Besuchern wird eine kleine Broschüre (auf Französisch oder Englisch) zur Verfügung gestellt, welche die Objekte erläutert. Der Parcours führt schliesslich in die vierte Etage, die den Bildern aus verschiedensten Epochen und Fotografinnen und Fotografen gewidmet ist.

 

Dank bedeutender Leihgaben, insbesondere der Bibliothèque nationale de France und der Société française de photographie, präsentiert die Ausstellung zahlreiche bedeutende Werke, von den ersten Blitzlichtversuchen der Pioniere der Fotografie wie Félix Nadar über die ikonischen Arbeiten des Amerikaners Weegee bis hin zu zeitgenössischen Werken von Künstlern wie dem Briten Martin Parr.

 

Ob es darum geht, unterirdische Welten – die Katakomben von Paris von Félix Nadar – oder nächtliche, insbesondere polare Welten zum ersten Mal zu beleuchten und zu verewigen oder andere Dunkelheiten, insbesondere politische und soziale, ans Licht zu bringen, der Blitz wirkt über seinen rein technischen Gebrauch hinaus auch als Gestaltungsmittel. Der Blitz erzeugt ein starkes, oft theatralisches Licht und ist auch ein unverzichtbares Werkzeug für die Inszenierung der Welt, insbesondere für den amerikanischen Fotografen Weegee, der die ersten Skandalbilder von Morden in New York schuf, oder für Paparazzis, die auf der Suche nach der nächsten Sensationsmeldung und dem nächsten Filmstar sind. Der Blitz dient aber auch dazu, das Bild zu kontrollieren, um den besten Augenblick einzufangen – wie es beispielsweise dem Wissenschaftler Harold Edgerton gelang, das Geschehen einer Millionstel Sekunde zu stoppen.

 

Bei Amateurkameras ist der Blitz mittlerweile automatisiert, verursacht aber bisweilen auch Fehler, wie Überbelichtung, rote Augen oder unschöne Reflexe. In der zeitgenössischen Fotografie schliesslich ermöglicht er es, mit Übertreibungen zu spielen und bestimmte Farben zu betonen, wobei man sich, wie Martin Parr, bis an die Grenzen der Vulgarität vergnügt. Die Ausstellung ist eine visuelle Erkundung dieser verschiedenen Stilrichtungen der Blitz- und Kunstlichtfotografie im Laufe der Geschichte.

 

Die Ausstellung «Blitzlicht! – eine Geschichte der Fotografie kurz beleuchtet» ist noch bis 22. Februar 2026 zu sehen im
Schweizerischen Kameramuseum,
Grande Place 99,
CH-1800 Vevey,
Tel. 021 925 34 80

 

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