Der Fotowettbewerb der Schweizerischem Vogelwarte erfreut sich einer immer stärkeren nationalen und internationalen Teilnahme: 680 Naturfotografinnen und -fotografen aus 24 Ländern haben im Jahr 2025 knapp 9400 Bilder eingereicht. Hier zeigen wir die Siegerbilder der vier Kategorien.
In diesem Jahr drehten sich viele Bilder um die Einfachheit. So ist die Szene, die auf dem Siegerbild der Kategorie «Emotion» zu sehen ist, auf den ersten Blick nichts Aussergewöhnliches. «Mit diesen herbstlichen Farbtönen und der Kohlmeise als weit verbreitete Art kehrt man gewissermassen zum Wesentlichen zurück», erklärt Andreas Kammermann von der Association suisse des photographes naturalistes. Gleiches gilt für das Bild der Beutelmeise, welches in der Kategorie «Jugend» gewann. Ähnlich äussert sich David Oberholzer, Vorstandsmitglied der Naturfotografen Schweiz, über den Alpenstrandläufer, das Siegerbild der Kategorie «Action»: Einfache Farbtöne und Bildkomposition, aber ein Beweis für den Instinkt und die Geduld des Fotografen, diesen Moment einzufangen. Der Gewinner der Kategorie «Allgemein» dagegen ist alles andere als gewöhnlich. Die Szene ist einzigartig, so Jurymitglied Levi Fitze, selbst junger professioneller Naturfotograf. Auf diesem Foto stimmt einfach alles: Vom Steinhuhn, das im gleichen Winkel wie das Matterhorn posiert, bis hin zu den Farben des Vogels, die sich subtil in dem Felsen widerspiegeln, auf dem er sitzt.
Gesamtsieger: Elias Biegger, Schweiz: «Blaukehlchen»
Der Gesamtsieger des Fotowettbewerbs 2025 der Vogelwarte ist das Bild des zierlichen Blaukehlchens. «Das ist kein Foto, das man mit einem Smartphone machen könnte», betont Younes Benmansour, Vertreter von Canon (Schweiz) AG, Hauptpartner des Wettbewerbs. «Man muss ein gutes Auge haben und seine Kamera beherrschen», fügt er hinzu. Dass es sich beim Gewinner Elias Biegger um einen erst 18-jährigen Fotografen handelt, ist beeindruckend, zeugt aber auch vom wachsenden Interesse junger Menschen an der Fotografie.
«In einem Hochtal der Schweizer Alpen wurde ich auf ein Brutpaar des Rotsternigen Blaukehlchens aufmerksam. Das Männchen startete dabei mit wiederholten Singflügen von einem steinernen Hausdach. Als es zur Landung ansetzte, löste ich aus. Der charakteristische rostrote «Stern» und die blaue Kehle harmonierten perfekt mit den Farben der Umgebung» sagt Elias Brigger.
Kategorie «Allgemein»
1. Rang: Olivier Born, Schweiz: «Steinhuhn»
«Davon habe ich geträumt: Das Matterhorn, Wahrzeichen der Schweiz, und das Steinhuhn. Im Frühling singen die Männchen auf den Felsvorsprüngen. Ich musste nur noch die richtige Position finden. Eines Morgens war es soweit: Auf seinem Felsen sang es, als wäre er allein auf der Welt. Versteckt in meinem Versteck, die Kamera bereit, konnte ich endlich alle missglückten Versuche der vergangenen Jahre vergessen.» Olivier Born.
2. Rang: Mateusz Piesiak, Polen: «Stieglitz»
«Ungemähte Sonnenblumen, voller kalorienreicher Samen, lockten fast 10 000 Stieglitze an. Ich hatte noch nie so viele an einem Ort gesehen. Versteckt zwischen den vertrockneten Stielen verbrachte ich über zwei Wochen damit, darauf zu warten, dass sich die Stieglitze näherten. Dies ist eines meiner Lieblingsfotos aus der Serie, das eine Gruppe von Stieglitzen beim Fressen zeigt, während im Hintergrund weitere Vögel herbeifliegen.» Mateusz Piesiak.
3. Rang: Antoine Lavorel, Schweiz «Gebirgsstelze»
«Im ersten Licht des Tages offenbart sich der Fluss. Schatten huschen vorbei, der Biber zieht eine Furche auf seiner Oberfläche. Und mit unendlicher Anmut improvisieren Gebirgsstelzen vor meinen staunenden Augen einen Tanz.» Antoine Lavorel.
Kategorie «Emotion»
1. Rang: Piotr Górny, Polen: «Kohlmeise»
«Allgegenwärtig und unvergänglich – manche Singvögel sind immer da. Da diese zutraulichen Arten das ganze Jahr über in unserer Nähe sind, wäre ein weiteres Porträt oder klassisches Foto von ihnen etwas langweilig. Im vergangenen Herbst habe ich deshalb ein Bild vom Schatten einer Kohlmeise aufgenommen. Der Vogel suchte in meinem Garten in Bydgoszcz (Polen) zwischen den Zweigen eines Ahornbaums nach kleinen Wirbellosen. Spinnen, nehmt euch in Acht!» Piotr Górny.
2. Rang: Krzysztof Baranowski, Deutschland: «Sperlingskauz»
«Obwohl Sperlingskäuze im Harz nicht selten sind, klopft mein Herz bei ihrem unverwechselbaren Ruf jedes Mal schneller. Dieses Männchen sass ungewöhnlich tief und blieb gelassen, während ich mich Schritt für Schritt zur untergehenden Sonne hinbewegte – ein Moment, den ich so für immer festhalten möchte.» Krzysztof Baranowski.
3. Rang: Philipp Egger, Italien: «Alpendohle»
«Auf 2500 Metern lag ein toter Steinbock, Blindheit und Hunger zum Opfer gefallen. Zurück blieb ein Echo von Leben und Vergänglichkeit. Fasziniert begann ich ein monatelanges Projekt. Versteckt im Kadaver, mit Geduld und Technik, zeichnete meine Kamera über 4000 Stunden lang ein uraltes Drama auf, ein Bild vom Kreislauf aus Tod, Überleben und Neubeginn.» Philipp Egger.
Kategorie «Action»
1. Rang: Mateusz Piesiak, Polen: «Alpenstrandläufer»
«Während des Herbstzugs machen Tausende Watvögel an der Ostseeküste Halt, um Energie zu tanken. Alpenstrandläufer nutzen ihre langen Schnäbel, um Wattwürmer aus dem Sand zu ziehen. Manchmal kommt der Wurm leicht heraus, manchmal sieht die ganze Szene wie ein echtes Tauziehen aus. Dieses Foto fängt die Anstrengung und Entschlossenheit des Vogels ein, als er sich endlich seinen energiereichen Snack sichert.» Mateusz Piesiak.
2. Rang: Michal Michalski, Polen: «Feldlerche»
«An einem klaren Märzmorgen im polnischen Barycz-Tal stürzten sich zwei Feldlerchen in einen heftigen Luftkampf um ein Revier. Diese Luftkämpfe sind voller Energie und Emotionen, doch sie festzuhalten ist eine Herausforderung, da sie schnell und unvorhersehbar sind. Seit Jahren kehre ich zu dieser Wiese zurück, geniesse die Aussicht und versuche, den perfekten Moment im Flug einzufangen.» Michał Michalski.
3. Rang: Luca Lorenz, Deutschland: «Mehlschwalbe»
«Über einem Fluss zogen die Mehlschwalben in rasantem Tempo ihre Kreise, jagten dicht über der Wasseroberfläche nach Insekten und vollführten dabei blitzschnelle Wendemanöver. Von meiner erhöhten Position konnte ich sie mit starker Unterbelichtung fotografieren, sodass sie nur noch als schwarze Silhouetten direkt vor der sich im Wasser spiegelnden Sonne erschienen.» Luca Lorenz.
Kategorie «Jugend»
1. Rang: Jakub Woźny, Polen: «Beutelmeise»
«Das Foto zeigt eine Beutelmeise, die Material zu ihrem Nest bringt. In Polen nimmt ihre Zahl aufgrund der Landwirtschaft und des Weidenfällens ab, weshalb diese hängenden Nester selten geworden sind. Ich kam vor Sonnenaufgang an und tarnte mich, um Störungen zu vermeiden. Die Küken konnten ausfliegen, und ich hoffe, dass solche Bilder ihre zerbrechliche Schönheit hervorheben.» Jakub Woźny.
2. Rang: Marc Siegle, Schweiz: «Auerhuhn»
«An einem milden Frühlingsmorgen machte ich mich auf den Weg zu einem abgelegenen Waldstück auf der Suche nach dem beeindruckenden Auerhuhn. Meine Ausrüstung war innen und aussen vom tauenden Wetter angelaufen. Als es nach einer Stunde etwas besserte, fotografierte ich durch einen Baum, der vor Wassertropfen nur so glitzerte, und Bokeh-Effekte entstanden.» Marc Siegle.
3. Rang: Julius Kortlepel, Deutschland: «Uhu»
«In einem Waldstück hatte ich zuvor mehrmals ein Uhu-Pärchen beobachtet. An diesem Abend hörte ich das Rufen des Männchens und entdeckte das Paar kurz darauf auf einem Ast. Vorsichtig näherte ich mich und fand schliesslich eine kleine Lücke im Baum, durch die das Auge gut sichtbar wurde.» Julius Kortlepel.
Das Buch zum Wettbewerb: Die Schweizerische Vogelwarte wird wiederum einen Bildband mit den Siegerbildern sowie mit den Bildern der Finalisten aus dem Wettbewerbsjahr 2025 herausgeben. Das Buch wird ab Mitte November im Shop der Schweizerische Vogelwarte erhältlich sein.
Die gesamte Auswahl der Finalbilder wird auf photo.vogelwarte.ch präsentiert.
Der nächste Fotowettbewerb der Schweizerischem Vogelwarte wird im Mai 2026 durchgeführt. Weitere Informationen finden Sie hier.