Am 6. Dezember 2025 erlag einer der grossen zeitgenössischen Fotografen seinem Krebsleiden: Martin Parr. Er wurde vor allem durch seine gesellschaftskritischen, oft satirischen Reportagen bekannt, war Präsident der Agentur Magnum Photos und gründete seine Stiftung zur Förderung junger Talente.
Ein grosser Name der Fotografie ist von uns gegangen: Martin Parr. Er ist am 6. Dezember 2025 im Alter von 73 Jahren in Bristol verstorben. Die zeitgenössische Fotografie verliert mit ihm einen bedeutenden Fotografen, der als scharfsinniger Beobachter unserer Gesellschaften ein immenses Werk hinterlässt. Martin Parr war einer der prägendsten Fotografen seiner Generation, bekannt für seinen scharfen Blick auf das Alltägliche und seine oft bissige Gesellschaftssatire.
Geboren 23. Mai 1952 in Epsom, Surrey, fand Parr schon früh Zugang zur Fotografie durch seinen Grossvater. Nach dem Studium an der Manchester Polytechnic begann er in den 1970er-Jahren, das britische Leben in all seinen Widersprüchen festzuhalten – vom verregneten Strandurlaub bis zum grell beleuchteten Supermarkt. Sein unverkennbarer Stil, geprägt von satten Farben, pointiertem Humor und dokumentarischer Präzision, machte ihn zu einem der bekanntesten Vertreter der «New Color Photography».
Martin Parr in seinem Arbeitsraum. Foto: Martin Parr Website
Als Mitglied der renommierten Fotografenagentur Magnum Photos stellte Parr das soziale Gefüge des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts in Frage – stets mit einem Augenzwinkern, niemals zynisch, immer aufrichtig neugierig. Seine Serien wie «The Last Resort» oder «Common Sense» sind heute Klassiker der Fotografiegeschichte und zeigen, wie das scheinbar Banale zu einem Spiegel gesellschaftlicher Prozesse werden kann.
Neben seiner Beschäftigung als freier Fotograf nahm Parr immer wieder Lehraufträge als Dozent an. Nach einer langen Debatte wurde er 1994 Mitglied bei der Agentur Magnum Photos. Innerhalb der Agentur liefen Kampagnen, die seine Aufnahme verhindern sollten, doch letztlich mussten sich seine Gegner der demokratischen Entscheidung beugen. Kritiker betrachteten seinen fotografischen Stil als zu provokant und warfen ihm vor, sich über die darin abgelichteten Personen lustig machen zu wollen. Von 2013 bis 2017 war Parr Präsident der Agentur Magnum Photos. 2017 gründete er die Martin Parr Foundation, die zum Teil durch den Verkauf seiner Sammlung an Fotobüchern an die Tate Gallery finanziert wurde. Die Räume der Stiftung in Bristol beherbergen Parrs eigenes umfangreiches Archiv sowie eine Bibliothek und Ausstellungsräume. Parr unterstützte und förderte junge Talente, kuratierte Ausstellungen und setzte sich unermüdlich für die Anerkennung der Dokumentarfotografie ein.
Martin Parr war ein Chronist des modernen Lebens – präzise, humorvoll und oft schonungslos ehrlich. Mit seiner Kamera hielt er das Alltägliche fest, doch sein Blick verwandelte das Gewöhnliche in eine schillernde Beobachtung menschlicher Eitelkeit, Konsumlust und Sehnsucht. Seine Bilder bleiben lebendig, weil sie nicht nur die Welt zeigen, sondern auch unsere Haltung zu ihr offenlegen.
Vielen Leserinnen und Lesern von Fotointern dürfte auch die umfassende Ausstellung im IPFO in Olten im September 2023 in Erinnerung sein, welche einen repräsentativen Querschnitt durch das Schaffen von Martin Parr zeigte (Fotointern berichtete).
Martin Parr erlag am 6. Dezember 2025 in Bristol im Alter von 73 Jahren einem Krebsleiden. Er war verheiratet und hatte eine Tochter.
Quelle: Fotointern und Wikipedia
