David Meili, 5. September 2009, 20:48 Uhr

Dark Side II: Extreme der visuellen Wahrnehmung

Die Szene hätte nicht düsterer sein können. Ein erster Herbststurm fegte über die Vernissage zur Ausstellung „Dark Side II“ im Fotomuseum Winterthur hinweg, als Kurator Urs Stahel den zweiten Teil seiner ambitiösen Ausstellung über die Wirkung und Wechselwirkung der Fotografie in der Gesellschaft eröffnete.
(Bild: Christian Schwager. My Lovely Bosnia. 2003)

Um vorweg zu nehmen: Dark Side II ist weit schwieriger zu verstehen als Dark Side I mit expliziter Sexualität und Pornographie, die viele Besucher/innen anlockte. Der Voyeurismus wird nun in eine andere Zone gerückt, in die der Verletzungen und des Todes.

gonzalez-mirallesElisa González Miralles. Recuerdos sin memoria 3 (Alzheimer – Erinnerungen ohne Erinnerung), 2007

Grauenhafte Bilder kennt man mittlerweile aus den Alltagsmedien, dann folgen Aufnahmen, die der Öffentlichkeit vorbehalten blieben, und solche, die zu politischen Zwecken bewusst genutzt werden. Das Spektrum ist sehr breit, es reicht von anonymen Bildern über den Newsjournalismus unserer Tage bis hin zu inszenierter Kunst.

Urs Stahel folgt mit seiner Ausstellung mehreren Gedankensträngen. Wir entdecken die historische Dimension der Fotografie des Grauens, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und nicht erst in den vergangenen Jahrzehnten zu einem lukrativen Markt entwickelt hat. Fächerartig breiten sich Lebenssituationen und visuelle Erlebnisse aus. Hinter jedem Bild steht eine spezifische, komplexe Geschichte, und oft müssen Zuordung und Ablauf entschlüsselt werden.

anonymAnonym. Rotterdam 1966.

Braucht es diese Bilder wirklich, fragte sich ein Besucher? Es besteht ein Konsens, dass die Fotografie wie der Journalismus Ansätze zum Denken vermitteln müssen. Wie weit man an die Schmerzgrenze gehen kann, haben Urs Stahel und sein Team als „State of the Art“ zusammengestellt.

In ihrer kühlen Intellektualität ist die Ausstellung alles andere als ein Gruselkabinett. Ein Symposium am 21. September, an dem unter anderem Oliviero Toscani seine Sicht der Arbeit mit „Gewalt und Schönheit“ darlegen wird, betont die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit einem schwierigen Thema.

Darkside II – Fotografische Macht und fotografierte Gewalt, Krankheit und Tod. Ausstellung im Fotomuseum Winterthur bis zum 15. November 2009.

Schreibe einen Kommentar

  • Kommentare werden erst nach Sichtung durch die Redaktion publiziert
  • Beachten Sie unsere Kriterien für Kommentare im Impressum
  • Nutzen Sie für Liefer- und Kontaktnachweise die Angaben im entsprechenden Artikel
  • Für Reparaturanfragen und Support bei Problemen wenden Sie sich bitte direkt an den Hersteller (siehe dessen Website) oder Ihren Händler
  • Beachten Sie, dass Fotointern.ch eine reine und unabhängige Informationsseite ist und keine Waren verkauft oder vermittelt
  • Ein Kommentar darf maximal 800 Zeichen enthalten.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Noch 800 Zeichen

Werbung

Abonnieren Sie jetzt Fotointern per E-Mail direkt in Ihr Postfach und verpassen Sie keine Beiträge mehr. Wir nutzen MailChimp für den Versand. Weitere Infos finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt dazustellen.Den Browser jetzt aktualisieren

×