Urs Tillmanns, 27. August 2011, 10:48 Uhr

VESTIS: Alltägliches kreativ genutzt

Alltäglichen Dingen schenken wir kaum mehr Beachtung. Kaffeefilter, Alufolie, Putzlappen, Geschenkpapier … Jean-Pierre Perren nutzt diese Dinge in seinem Projekt VESTIS kreativ. Aus Alltagsgegenständen werden Outfits, welche an verschiedenen Models und passender Location abstrakte Begriffe symbolisieren.

«Eigentlich wollte ich nur bei einem bestimmten Licht ein paar Testaufnahmen machen» erinnert sich Jean-Pierre Perren. «Die Situation wurde immer interessanter, nur waren keine passenden Kleidungsstücke zur Hand, so dass die Kreativität von Fotograf und Assistent gefordert war, mit Vorhandenem und in kürzester Zeit irgendwas ausgefallenes, modisches zu entwerfen. Und so hat alles angefangen. Aus einer Notlage entstand das Konzept zum Projekt VESTIS».

«Saubergemacht», Material: Putzlappen, Model: Nathalie, Location: Küche

Auf die Schnelle wurden einige brauchbare Gegenstände zusammengesucht, welche sich nun mal so spontan im unmittelbaren Umfeld befanden. Ein Bettüberwurf wurde zum langen schulterfreien Kleid, ein Tischläufer diente als Gurt welcher das Ganze zusammenhielt und für einen Eye-Catcher sorgt ein silberner Draht, welcher zum Kopfschmuck wurde. Das Model Nathalie, welches für diese ersten Aufnahmen Model stand, wurde auch gleich für VESTIS «Saubergemacht» verpflichtet … Spass, bei diesen aussergewöhnlichen Shootings mitzumachen und sich mit Ausgefallenem schmücken zu lassen, hatte das Model offensichtlich.

«Weichgespült», Material: Badetuch, Model: Marta, Location: Bad

Kurz nach der Fertigstellung der ersten Aufnahmen war schnell klar, welch unglaublich grosses Spektrum Gegenstände sie bietet, um mit viel Fantasie eine originelle Kleidung zu entwerfen. Es sind Dinge, die jedem aus dem Alltag bekannt sind, welche aber für ihre einzigartige Schönheit nie wirklich genügend Aufmerksamkeit erhalten haben. Je länger sich Jean-Pierre Perren mit dem Projekt befasste, desto offensichtlicher wurde das enorme Kreativpotential.

«Reichbeschenkt», Material: Geschenkpapier, Model: Natascha, Location: Wohnzimmer

Die Idee zu VESTIS war geboren, und für Jean-Pierre stand fest, mit diesen Gegebenheiten eine Fotoserie zu realisieren. Um die aufwendigen Kleider zu schneidern und das kreative Make-Up zu erstellen, konnte er Benjamin Ottiger schnell begeistern, bei diesem Projekt mitzumachen. Es kamen immer simplere Gegenstände zum Einsatz, wie CDs, 35mm-Film, Plüschtiere, Zeitungspapier oder Alufolie – Dinge, denen im Alltag kaum Beachtung geschenkt werden, die aber nun auf Perrens Bildern einen ganz neuen Stellenwert bekommen.

«Frischgehalten», Material: Alu-Folie, Model: Céline, Location: Kühlschrank

«Wachgetrunken», Material: Kaffeefilter, Model: Andrea, Location: Kaffeebar

«Federleicht», Material: Bettbezug / Federn, Model: Hanna, Location: Schlafzimmer

«Digitalbewegt», Material: CD / Tapes, Model: Nathalie, Location: Musikraum

«Filmreif», Material: VHS / 35mm Film , Model:Sherida, Location: Studio

«Zartgekrallt», Material: Plüschtiere, Model: Fräni, Location: Studio

«Trinkfest», Material: Trinkhalme, Model: Nadja, Location: Bar (Gewerbehalle)

«Zeitdruck», Material: Zeitungspapier, Model: Eva, Location: Büro

«Bruchsicher», Material: Verpackung, Model: Diana, Location: Studio

Das Projekt ist mit zwölf Aufnahmen zunächst abgeschlossen. Zwölf Materialen, zwölf Models, zwölf unterschiedliche Locations – und zwölf Bilder, die ab heute noch bis 11. September 2011 in der Gewerbehalle Luzern ausgestellt sind.

 

Das Fotografenteam:

Jean-Pierre Perren, geboren am 5. Juni 1985 in Zermatt, wo er auch aufgewachsen ist. Nach Luzern kam er erst vor fünf Jahren. «Meine Paten-Eltern sind begeisterte Hobby-Fotografen, dabei konnte ich in meiner Kindheit bereits erste wertvolle Erfahrungen in der Fotografie sammeln. Nach meinem Schulabschluss hatte ich aufgrund der mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten im Wallis leider keine Chance in diese Berufswelt einzutauchen. Deshalb entschloss ich mich das Hotelfach zu erlernen. Mein fotografisches Wissen habe ich mir im Laufe der Jahre durch Kurse, Bücher und zahlreichen Experimenten selber beigebracht. Den Fokus behielt ich dabei meist auf People sowie Architektur- und Landschaftsfotografie. Ich arbeite dabei stets mit einer Canon EOS 5D Mark II. Noch ist die Fotografie mein Hobby, denn hauptberuflich arbeite ich als technischer Spezialist eines Telekommunikation-Unternehmens. VESTIS ist bisher mein grösstes Projekt. In Zusammenarbeit mit Benjamin Ottiger habe ich die Kleider entworfen, welche er dann anfertigte. Ich war für die Fotografische Inszenierung der Themen-Shootings verantwortlich».

Bereits veröffentlichte Arbeiten: «Passion Fight» (September 2008), «Namibia Colors of the Winds» (November 2008) und «Der goldene Westen» (Juki 2009).

Benjamin Ottiger, geboren am 6. Mai 1988, machte nach seinem Sekundarschulabschluss ein einjähriges Praktikum in einem Altersheim und besuchte anschliessend drei Jahre lang die Schauspielschule in Zürich. Seither arbeitet er als Verkäufer und in der Freizeit übt er sich im künstlerischen Bereich, sei es Mode und Style zu kreieren, aber auch im Songwriting und im Gesang. VESTIS ist sein erstes Fotofashion-Projekt, wobei er vorwiegend für die Kleidung und das Make-Up verantwortlich war.

 

4 Kommentare zu “VESTIS: Alltägliches kreativ genutzt”

  1. R E S P E C T 🙂
    Es ist unglaublich schön zu sehen wieviel fantasie darin steckt, bin absolut begeistert und kann sagen, dass du dein Mettier wirklich gefunden hast.
    Der geborene Fotograf mit style und passion und creativity. Wie schon gesagt:
    R E S P E C T 🙂

  2. Wahnsinns Idee! Von Ihm wird man bestimmt noch sehr viel hören! Freue mich auf neue Werke! Wie wäre es eigentlich mit einem Bildband?

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