David Meili, 4. Oktober 2009, 09:39 Uhr

Von Roman Polanski zu Brooke Shields, Zeitungen auf dem Catwalk und verwendet Raphael Hefti nun Trockeneis?

Pressespiegel zum Wochenende vom 3./4. Oktober 2009
091004_brooke-shieldsRoman Polanski und Brooke Shields im gleichen Beitrag? Der Blick am Sonntag schafft es, nicht uneigennützig. Nachdem sich der Blick im Laufe der Woche zuerst mit einem fatalen Kommentar des stv. Chefredaktors sozusagen mit den „Kulturschaffenden“ in der Causa Polanski solidarisierte, überzeugte der Blick am Abend mit einer differenzierten Stellungnahme. Nun wechselt auch der SonntagsBlick die Seiten, mit guten Gründen.

Auf Seite 6 im SonntagsBlick klärt uns die Kuratorin und Beraterin Beatrix Ruf über den Unterschied zwischen Kunst und Pornographie auf. Ruf empfahl 2004 der Kunstsammlung von Ellen und Michael Ringier „Spiritual America“ von Richard Prince für den Ankauf. Price gestaltete eine Art Installation mit der Fotografie der nackten, zehnjährigen Brooke Shields unter einem Wasserstrahl. Am vergangenen Donnerstag wurde im Tate Modern Museum in London das Bild aus einer Ausstellung über Pop Art aufgrund einer Rechtsbelehrung durch Scotland Yard abgehängt.

Scotland Yard hatte gute Gründe. Bilder der von ihrer Mutter bereits als Zehnjährige vermarkteten Brooke Shields sind mittlerweile nicht mehr Kunstwerke. Gemäss den Kriterien bei der Auswertung von Online-Sammlungen von Pädophilen gelten sie als Pornographie. Sammler Michael Ringier empört sich im Beitrag des SonntagsBlick: „Die angelsächsische Gesellschaft ist heuchlerisch. Die Entfernung der Installation ist ein Witz. Ein Museum muss sowas zeigen können.“ Nicht alle „Kulturschaffenden“ teilen seine Meinung.

091004_polanskiRoman Polanski lockte eine Dreizehnjährige unter dem Vorwand eines Shootings in den Pool, setzte sie unter Drogen und vergwaltigte sie abscheulich.  War oder ist Polanski auch Fotograf, hat er jemals publiziert oder ausgestellt? Die Suche, selbst in Archiven ergibt nur Bilder über Polanski. Den empörten Kulturschaffenden, die sich für seine Freilassung einsetzen, ist dieser Aspekt offensichtlich entgangen. (Bildnachweis: Mediendienst Chivas)

Auf dem Catwalk der Zeitungen stolziert nun eine nach den anderen Nummern vorbei.  Nach der NZZ präsentiert sich seit dieser Woche der Tages-Anzeiger in seinem neuen Kleid. Nun steht uns der Relaunch des Blick bevor. Während sich der Blick gemäss Null-Nummern wiederum im Vollformat eher an die grössere deutsche Schwester anlehnen wird, irritieren die Gemeinsamkeiten von NZZ und TA. Haben wir nun den Tages-Anzeiger, die NZZ oder eine noch nicht gelesene NZZ am Sonntag vor uns? Man wird uns helfen, vielleicht mit einem persönlichen Coach zur Wahl der Erstzeitung im Leserservice.

Positiv für die Pressefotografie ist beim Tages-Anzeiger der vermehrte Einbezug von guten Bildern, selbst wenn diese vorerst von Agenturen oder gar aus Archiven bezogen werden. Wir geben die Hoffnung nicht auf. Früher oder später werden exklusive, aktuelle Bilder als Alleinstellungsmerkmal erkannt.

Doch wie ein Kommentator nach der Lektüre des aufgefrischten Tages-Anzeiger festgestellt hat, gibt es in der Schweiz bereits zwei Zeitungen, die  besser gestaltet sind. Die arg gebeutelte Basler Zeitung wirkt auch heute noch weit moderner als die Anlehnungen aus Zürich an britische und amerikanische Intelligenzblätter. Und Le Temps besteht problemlos neben den weltweit besten Tageszeitungen.

Zwei Traumreportagen finden sich in den Magazinen zu diesem Wochenende. Raphael Hefti konnte den Beitrag von Max Küng in DAS MAGAZIN illustrieren. Die Fähigkeiten von Karl-Heinz Hug als einem der besten Reportagejournalisten der Schweiz finden wir im magazin zum SonntagsBlick bestätigt.

0901004_hefti_3Raphael Hefti hat bereits Gletscher mit Leuchtgranaten der Schweizer Armee illuminiert und aussergewöhnliche Bilder geschaffen. Bäume zu fotografieren, dürfte für den gebürtigen Glarner ein Traumauftrag gewesen sein. Und er hat ihn hervorragend ausgeführt. Solche Aufnahmen vom Bödmerenwald im Muotatal hat man noch nie gesehen. Dann fotografierte Hefti die Linde von Linn, beleuchtet im Hintergrund, – womit? Das kleine Bild auf Seite 16 ist ebenso magisch. Trockeneis statt Blitzpulver? Hefti ist einer der kreativsten und interessantesten Fotografen der jüngeren Generation.

Karl-Heinz Hug hat sich offensichtlich einen persönlichen Traum erfüllt. Hoch über Lappland dokumentierte er die Evaluationsflüge der Schweizer Luftwaffe für den neuen Kampfjet Grippen. Hug hat diesen Erfolg verdient, nach vielen Reportagen und hervorragenden Bildern, die wir nie (oder vielleicht noch nicht) zu sehen bekamen.

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