David Meili, 15. Oktober 2010, 09:00 Uhr

Art International 2010: Weniger Fläche – mehr Qualität

Neue Kunstmessen haben es nicht leicht, ihr Publikum zu finden. Sie stehen meist im Schatten ihrer grossen Vorbilder. In ihrer 12. Auflage hat die Art International 2010 an Qualität gewonnen. Das für Ausstellungen wenig geeignete Kongresshaus Zürich erweist sich nun als idealer Standort. Die trendige Zürcher Kunstszene verlagert sich zunehmend gegen den See.

So switcht man nach der bestens besuchten Vernissage der Art International zum Beispiel in die Hammer Gallery und steht Patricia Faessler gegenüber, oder man wechselt zur Talstrasse, wo an Donnerstag-Abenden mit Vernissagen die Bürgersteige nicht mehr aufgeklappt sind. In den Anfängen hätte man nie gedacht: Die Art International hat sich in diesem anspruchsvollen Umfeld etabliert.

An der Versissage von Patricia Faessler in der Hammer Galerie

Beim Rundgang versprechen uns die Veranstalter für die nächste Auflage mehr Fotografie. Begrüsst wird man von Derrick Feole, der nicht nur seine Bilder mitgebracht hat. Feole verfügt nun in Luzern über eine eigene Galerie,  und sein Saxaphon dürfte auch dort in einer Ecke stehen, um Gäste mit einer Improvisation zu empfangen.

Derrick Feole zeigt Schwarzweiss-Landschaften in bester Finart-Qualität.

Gleich nebenan trifft man auf Ursa Schöpper. Sie geht weiter als Feole und berechnet aus digital fotografierten Strukturen neue Bilder. Letztlich bestehen digitale Bilder aus Zahlenreihen, die sich manipulieren und verändern lassen. Dadurch stehen ihre Bilder in der Tradition der Konstruktiven Kunst.

David Meili im Gespräch mit Ursa Schöpper

Dann trifft man auf ihre jüngere Schwester, die als Architektin ein PR-Projekt für Architektur in Thüringen leitet (Stichwort Bauhaus). Begegnungen an der Art International sind oft überraschend. Schöpper bereichert die Art International auch durch Kurzreferate. Danach weiter zu diskutieren ist erwünscht und anspruchsvoll.

Nicht zu übersehen sind die Videoskulpturen von MARCK, eine kreative Alternative zur langweiligen Präsentation von Videoszenen auf dem Bildschirm. «Zentraler Aspekt in MARCKs Werken ist die Auseinandersetzung mit dem Menschen und seiner Gefühlswelt – die Suche nach einer Verknüpfung zwischen äusseren Einflüssen und inneren Zuständen», schreibt Tina Teufel zu MARCKs Arbeiten. «Seine Akteure sind immer Frauen, die sich des künstlerischen (und künstlichen) Raumes um sie herum bewusst sind und diesen mit ihrem Körper ausloten.»

Martina Villiger zeigt neue Skulpturen. Nicht, dass sich die Künstlerin von der Fotografie abgewandt hätte. Auf Nachfrage hat sie auch ihre Portfolios mit den analogen Schwarzweiss-Bildern aus China und aus Venedig präsent. Sie sind ein Geheimtipp für Galeristen und Verleger, – und Sammler.

Alpengluehen art group, Wolf und Michelangelo Bottinelli

Die beiden Organisatoren der Art International Zurich, Wolf und Michelangelo Bottinelli zeigen Collagen mit Originalfotos, Computergrafiken und Ölgemälde aus ihrem Proojekt der Alpengluehen art group. Sie sind mit dem Besucherpublikum der Vernissage äusserst zufrieden und dürfen einer weiteren Auflage ihrer etablierten Art Internation engegen sehen.

Giovanni Manzo treffen wir nicht am Stand, doch zunehmend lösen sich beim Rundgang  die Grenzen zwischen Fotografie, digital veränderten Bildern und Fotorealismus in der Malerei auf. Die Art International galt als niederschwellige Kunstmesse. Doch sie hat Trends erkannt, und wer an diesem Abend nur bei Patricia Faessler oder nur am Pfauen war, hat etwas verpasst.

Art International 2010, Zürich
Kongresshaus Zürich, bis 17. Oktober 2010

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