Urs Tillmanns, 5. Mai 2017, 15:00 Uhr

Bieler Fototage 2017: «Den Extremen nachspüren»

Heute, Freitag 5. Mai 2017 werden die 21. Bieler Fototage eröffnet. Es sind insgesamt 28 Ausstellungen, mit Werken von Fotografen aus zehn Ländern zu sehen, darunter 22 Premièren. Die Bieler Fototagen präsentieren sich an drei zusätzlichen Ausstellungsorten. Das diesjährige übergreifende Thema «extrem» macht extrem neugierig. Es finden zudem Workshops und Publikumsattraktionen statt – dies bis am 28. Mai 2017.

 

Die Fotografinnen und Fotografen der 21. Ausgabe ergründen die Fotografie der Zukunft, indem sie deren Grenzen austesten, sowohl in technischer als auch in thematischer Hinsicht – Grenzen, die zugleich Ausdruck sind der Ver­wer­fungen in der Gesellschaft. Die Bilderflut, Technologieexzesse, der Wunsch nach Unsterblich­keit oder die Migrationsbewegungen sind Themen, die dieses Jahr in Biel aufgegriffen werden. «Unsere Gesellschaft ist ohne Bilder gar nicht mehr denkbar, wir müssen über die Art und Weise nachdenken, wie sie unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit beeinflussen; die an den Fototagen gezeigten Künstler bieten dafür Denkansätze», lässt Hélène Joye-Cagnard, die Direktorin der Ver­an­staltung, verlauten. Zahlreiche Aktivitäten für das breite Publikum und neu gestaltete Fach­tagungen runden das reichhaltige und vielfältige Programm ab (zu entdecken bis 28. Mai 2017).

© David Fathi

28 Ausstellungen, 22 Premièren, 10 Länder
Die Bieler Fototage zeigen einige der besten aufstrebenden Fotografinnen und Fotografen aus der Schweiz und dem Ausland. David Fahti (Wolfgang, Weltpremière), Claudia Schildknecht (D’Nischeler, Weltpremière), Thomas Egli (Paradise Island) und Florent Meng (Notes sur H2) gehören mit zu den zahlreichen Talenten des Jahrgangs 2017. Sie sind dieses Jahr zu sehen an der Seite von gestandenen Künstlerinnen und Künstlern wie Jean Revillard (Ondes), Steeve Iuncker (Jakutsk -48°. Die kälteste Stadt der Erde, Weltpremière), Melanie Bonajo (Matrix Botanica, Welt­pre­miè­re). Catherine Leutenegger kehrt zurück zum Festival mit New Artificiality / 2016, Weltpre­mière), dem zweiten Teil einer Arbeit, die sie letztes Jahr in Biel gezeigt hat.

© Jean Revillard

 
Ein Originalwerk für die Bieler Fototage
Dieses Jahr haben die Bieler Fototage bei Ola Lanko ein Originalwerk in Auftrag gegeben. In Zusammenarbeit mit dem CEJARE (Centre jurassien d’archives et de recherches écono­miques) zeigt Ola Lanko mit Fractured linearities of time eine Installation, die Bilder aus dem Archiv der Industriegeschichte des Jurabogens nutzt.

© Ola Lanko

Die Ausstellung wird im Rahmen von Archive Salvation Force organisiert, einem Projekt, das von der Künstlerin mit dem Ziel initiiert wurde, bestehende Archive neu zu beleben und deren potenzielle Verwendungs­zwecke in einem zeitge­nös­sischen Kontext zu untersuchen.
 
Fachworkshops und Workshops für das breite Publikum
Das Projekt Image+ bietet Fach- und Berufsleuten die Gelegenheit, die Herausforderungen auf­zu­nehmen, welche die hybriden Formen der Postfotografie bieten. Welche neuen herausge­berischen Strategien, welche neuen Plattformen sind denkbar? Das Ergebnis dieser Workshops wird am 11. Mai im Rahmen einer Vernissage im Chipot-Gebäude zu sehen sein. Auch das breite Publikum kann sich mit diesen Fragen auseinandersetzen: Die Workshops publish & share bieten dem Publikum jeden Samstag während des Festivals die Gelegenheit, ihre eigenen digita­len Archive zu nutzen, um ein persönliches Fanzine zu gestalten. Der mobile Digital Atelier wird es den Besucherinnen und Besuchern zudem erlauben, überall zu arbeiten, wo sie sich gerade aufhalten – dank einer Ausrüstung, die aus iPads und einer Internetverbindung besteht.
 
3 neue Ausstellungsorte
Im Rahmen der Ausgabe 2017 sind noch nie genutzte Ausstellungsorte zu entdecken, die den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit bieten, Bilder in einem neuen Kontext zu erfah­ren und gleichzeitig Biel im Rahmen eines neu gestalteten Spaziergangs kennen­zulernen. So gibt es Ausstellungen zu besichtigen im Farelhaus, einem wichtigen Zeugnis der Architektur vom Ende der 1950er-Jahre und Jugendwerk des Architekten Max Schlup. Weitere, bislang noch nie genutzte Ausstellungsorte sind das Chipot, ein ehemaliges, still­gelegtes Indu­strie­gebäude, sowie die Working Station, ein privater Galerieraum.

 

© Daniel Hofer

 
Der Mensch und seine Umwelt
Die menschlichen Aktivitäten zeitigen verschiedene, nicht selten spektakuläre Auswirkungen auf die Umwelt. In The Price of Vanity (Schweizer Première) enthüllt Paolo Marchetti, welche Opfer sich hinter den Diktaten des Luxus’ und der Haute Couture verstecken. Er dokumentiert die riesigen Tierintensivzuchten, die für die Gewinnung von Pelz oder Haut unterhalten werden. Der Deutsche Daniel Hofer zeigt in Salar (Weltpremière) ein Gebiet mit einem der grössten Lithium­vorkommen der Welt, dessen Abbau eine einzigartige und grandiose natürliche Landschaft zerstören würde. Mit Night Time Tremors (Weltpremière) liefert Katrin Streicher ein gespens­tisches Porträt einer kleinen schwedischen Stadt, deren Grund durch unaufhörliche Explosionen erschüttert wird, die auf den Eisenerz­abbau zurückzuführen sind.

 

© Maria Kourkouta

 
Migrationen
Migrationen sind ein zentrales Thema in einer Welt, die sich in grossem Umbruch befindet, und stehen auch im Fokus von zwei Arbeiten, die in Biel gezeigt werden. Maria Kourkouta hat im Video Idomeni, griechisch-mazedonische Grenze, März 2016 (Schweizer Première) einen zum Scheitern verurteilten, heimlichen Grenzübertritt dokumentiert. Das Künstlerduo Defrost Studio wirft mit ImmoRefugee (Weltpremière) einen alternativen Blick auf die Flüchtlingsfrage, indem es behelfsmässige Flüchtlingsunterkünfte des Lagers in Calais in Form eines Immobilienprospekts präsentiert.

 

© © Julian Charrière/VG Bild-Kunst, Bonn. Courtesy Galerie Tschudi, Zuoz

Strahlungen und Umnutzungen
Auch das Medium Fotografie selbst und dessen Materialien werden an ihre Grenzen geführt und sogar instrumentalisiert. Julian Charrière setzt seine Negative in Polygon einer radioaktiven Strahlung aus, während Simon Rimaz den Fotoapparat als Form braucht, in die er flüssiges Blei einlässt (Candela, Weltpremière). Ist die glühende Flüssigkeit einmal erkal­tet und erhärtet, zeich­net sie Unebenheiten und Details des Kamerainneren nach, die sonst nicht zu sehen sind.

 

© Daan Paans/ LhGWR The Hague

Unsichere Zukunft
Einige der Künstler, die 2017 ausstellen, machen den grossen Spagat zwischen der Vergan­gen­heit und der Gegenwart, und hinterfragen den Begriff der Zeit und die Technologien der Zukunft. Sie navigieren zwischen phantasierter Unsterblichkeit (Letters from Utopia von Dan Paans, Weltpremière) und theoretischer Unsterblichkeit (Perpetual Operator von Dominique Koch, eine Ausstellung des Photoforums Pasquart), zwischen künstlicher Intelligenz (Seg­men­tation.Network von Sebastian Schmieg, Schweizer Première) und dystopischer Zukunft (Faceswap von Lauren Huret, Weltpremière).
 

Das erste Wochenende

Vernissage: Freitag, 5. Mai 2017, ab 18 Uhr
Ansprachen: Hélène Joye-Cagnard (Direktorin der Bieler Fototage), Nadine Wietlisbach (Direktorin des Photoforums Pasquart), Marianne Burki (Leiterin der Abteilung Visuelle Künste bei Pro Helvetia)

Öffnungszeiten am Freitag: Die Ausstellungen sind geöffnet von 17.00 bis 21.00 Uhr.

Safari Photo: Sonntag, 7. Mai 2017, ab 13:00 Uhr (d/f)
Zu den traditionellen Ereignissen des Festivals zählt inzwischen auch der Fotosafari-Wettbe­werb, der am Sonntag, 7. Mai stattfindet. Die Teilnehmenden werden dieses Jahr die Aufgabe haben, zu vorgegebenen Titeln originelle Bildentsprechungen zu kreieren.
Die Preis­verleihung findet am 28. Mai 2017 statt.

Weitere Informationen und das Gesamtprogramm finden Sie unter www.bielerfototage.ch

(Pressetext Bieler Fototage)

 

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