David Meili, 10. Oktober 2010, 10:21 Uhr

Video fordert Pressefotografie, Hugo Stamm umarmt, und Shooting mit Säuli

Pressespiegel zum Wochenende vom 9./10. Oktober 2010

Die globale Tendenz zu Videoclips in der Pressefotografie ist nun auch in der Schweiz angekommen. Die Internetportale der grossen Tageszeitungen entwickeln sich mit dem Angebot an Apps immer mehr in Richtung Multimedia. So bietet Keystone für den Rundgang von Bundespräsidentin Doris Leuthard an der OLMA mit den üblichen Pressebildern einen kurzen Videoclip an.

Noch wurde die Sequenz von einem professionellen Kameramann realisiert. Doch bereits im kommenden Jahr dürften Pressefotografen für Clips zuständig sein, und diese online an die Agenturen und Redaktionen übertragen. Gefragt ist eine neue Generation von Fotokameras, die sehr viel schneller sind als die aktuellen Spitzenmodelle. So stiess eine erstmals entdeckte Sony A33 auf grosses Interesse, selbst wenn die Kamera nicht für „professionellen“ Einsatz konzipiert wurde.

Hugo Stamm, Redaktor beim Tages-Anzeiger und von allen Seiten geachteter Experte für Sekten liess sich in Winterthur von der Heilerin Amma umarmen. Christoph Landolt hatte die Chance, die Begegnung dritter Art festzuhalten. Das im Print (Samstag, 9. Oktober 2010, Seite 14) publizierte Bild kommt frisch vom Clip. Umarmen liess sich auch Christiane Binder vom SonntagsBlick (Aufnahmen Stefan Schröter).

Das SonntagBlick magazin überzeugt durch drei gute Reportagen. Peter Hossli recherchierte mit Sabine Wunderlin (Bild) über Familien, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. Bereits heute ist die Schulstube für mehr als tausend Kinder in der Schweiz das elterliche Heim, Tendenz steigend. Die Bilder zeigen durchwegs glückliche Familien. Der Beitrag hinterlässt zwiespältige Gefühle. Was, wenn die Kinder aus der familiären Geborgenheit in die Pubertät kommen, und sich später in einem ganz anderen Umfeld behaupten müssen? Wir hoffen, dass Peter Hossli dieses  spannende Thema weiter verfolgt.

Barbara Lienhard und Nick Hunger (Bild) waren für das SonntagsBlick magazin beim Gastronomen und Grosswildjäger Fred Tschanz in Hegnau. Die Aufnahme von seinem Jagdkabinett (mit vierter Ehefrau) ist umwerfend.

Die dritte Reportage  im Magazin ist ein Making Of. Coop City überzeugte in den vergangenen Wochen stets mit gut fotografierten und gestalteten Prospekte. Nun wird die Kampagne mit einer Publireportage dem SonntagsBlick magazin vorgeschaltet. Günther Kathrein inszenierte die Herbstmode im Sommer auf Sylt, wir sehen etwas hinter die Kulissen und die Resultate auf der Folgeseite. Der Ansatz ist interessant, man könnte ihn auf Publireportagen über die weiteren Schritte bei der Lancierung einer Kollektion ausweiten, wie Design, Herstellung und Vermarktung. Coop gewinnt durch Bilder an Vertrauen für seine Produkte, mit Bildern, die haften bleiben .

Endlich ist Steve Lee kremiert. Doch die unsägliche Kampagne im Blick und SonntagsBlick dürfte noch lange kein Ende finden. So wird der SonntagsBlick voraussichtlich auch noch in einer Woche die Leiche des Altrockers fleddern. Zumindest die Schweizer Illustrierte kündigt bereits eine Art Memorial-Ausgabe an. SonntagsBlick bringt, da die Ballsaison noch nicht begonnen hat, eine Doppelseite über Lee ganz am Schluss, schwarz hinterlegt. In Sonntag äussert sich Kurt-Emil Merki zu den Kampagnen (auch aus dem eigenen Haus) soweit kritisch, als der die Gefühle der Leser/innen nicht verletzen möchte.

Vielleicht kein Zufall: Auf Seite 8 stellt Blick-Chefredaktor im SonntagsBlick den Kollegen Karsten Witzmann dem andern Chef, Kai Diekmann (Bild) den Newsroom an der Dufourstrasse vor. Auf der gleichen Seite (8) stehen die von Leser/innen eingesandten Sennentunschti bereit zum Catwalk (Hausfotograf). Das ist nun wirklich obszön, und selbst von Ex-Blick Redaktor Reda el Arbi mit seinem vor einer Woche lancierten Satiremagazin Hauptstadt nicht zu überbieten.

„Ich hoffe, dass jeder Tunnel einen Ausgang hat“, textet auf der Folgeseite Bundesrat Moritz Leuenberger. Vielleicht bleibt er uns als Kolumnist im Blick erhalten. Tatsächlich wird am 15. Oktober der seit Monaten inszenierte Durchbruch des NEAT-Tunnels zum Medien- und Fotoevent der kommenden Woche. SF DRS überträgt exklusiv. Die Pressefotografen sind sorgfältig assortiert, und die besseren Bilder dürfte man auf den Redaktionen vom High Definition Kanal des Fernsehens abkupfern.

Bezüglich Kupfer, resp. Glaskabel: Die Leitung zwischen Nord-Süd ist bereits durchgezogen. Für den Second Plan stehen auf beiden Seiten der Tunnelabschnitte auf den Passhöhen terrestrische Übertragunsgwagen der tpc  bereit, – man überlässt nichts dem Zufall. Denn die Europäischen Verkehrsminister/innen werden den Durchbruch allenfalls in einer Launch in Brüssel zur Kenntnis nehmen

Die NZZ amSonntag feiert den Durchstich bereits an diesem Wochenende, mit einer sorgfältig redigierten Beilage. Titelbild ist das Porträt eines Mineurs (Dominic Büttner). Von Büttner folgen weitere, überzeugende und für eine Zeitung hervorragend gedruckte Aufnahmen. Die informativen Seiten sind bestens zum Nachlesen auch nach dem 15. Oktober geeignet, und zum Aufbewahren. Wir würden uns freuen, ein Portfolio von Dominic Büttner zum Thema NEAT an einer Leistungsschau, wie der ewz.selection wieder zu finden.

Benita Ferrero-Waldner weiss, wie man sich in Szene setzt. Alex Spichale schaffte für Sonntag die Auseinandersetzung mit einem roten Kleid bestens, und die Drucker bewältigten die Herausforderung souverän. Auf Seite 31 findet sich ein lesenswerter Beitrag von Kurt-Emil Merki über die aktuelle Entwicklungen der Mediengewerkschaften.

Zurück zur OLMA, der populärsten Publikumsmesse in der Schweiz. Tradition ist das Pressebild mit der Bundespräsidentin und dem „Säuli“. Es gibt unzählige Legenden. Die alten Füchse in der Pressefotografie wissen, dass man die Szene in der Gegenrichtung angehen muss, sonst steht man hinter dem Tross, – und in eine Minute später: Show over.

Wir wollten es genauer wissen und fanden uns einige Minuten zuvor am Tatort ein. Der Präsident der Branchenorganisation Swissporcs zeigte uns die Vorbereitungen. Man sucht sich ein möglichst verschlafenes Säuli aus, das beim Shooting ruhig bleibt. Doch in diesem Jahr genügten wenige Minuten Verspätung, und das Model war beim Eintreffen von Bundespräsidentin Doris Leuthard hellwach und schrie erbärmlich nach seinem Mami. Alle vier waren nach dem sehr kurzen Auftritt sichtlich erleichtert.

2 Kommentare zu “Video fordert Pressefotografie, Hugo Stamm umarmt, und Shooting mit Säuli”

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