David Meili, 10. April 2009, 18:09 Uhr

Buchtipp zu Ostern: Dirk Boll, Kunst ist käuflich

Auf den ersten Blick mutet die im Verlag rüffer & rub soeben erschienene Abhandlung von Dirk Boll wie eine Dissertation an. De facto ist es auch die aktualisierte Buchausgabe der von Boll an der Pädagogischen Hochschule Ludwigshafen schon vor einigen Jahren eingereichte Dissertation über den Kunstmark. Was als Geheimtipp in Fachkreisen bereits auf dem Internet kursierte, ist nun zu einem Standardwerk über den Kunstmarkt geworden. Dirk Boll verfügt als Direktor des Auktionshauses Christies für Europa mit Standort in Zürich über einen Informationsschatz, von dem man als Kunstsammler wie als Fachjournalist gerne profitiert. Mit der Systematik eines wissenschaftlich aufgebauten Werks (mit Kapitelnummerierung) wird fast alles, was man über den internationalen Kunstmarkt seit den achtziger Jahren wissen muss, zwischen zwei Buchdeckeln zusammengefasst und nachschlagbar.

Das Buch ist noch viel leichter lesbar als die bereits hervorragend geschrieben Dissertation. Ergänzungen und süffige Nebenbemerkungen wären 2004 bei den Gutachtern vermutlich sauer aufgestossen.

Dezidiert äussert sich Boll über den Boom im Kunsthandel bei der Fotografie. Wie sich gegen 2000 der Hype erschöpfte, vermittelt er aus eigener Erfahrung. Zudem geht der Autor, wiederum als Jurist, auf die komplexen Probleme des Urheberrechts bei Wiederverkauf und Reproduktion ein. Das Fachwissen beschränkt sich nicht auf Statements. Man findet rasch die entsprechenden bibliographischen Referenzen und die juristischen Begriffe, unter denen man auf dem Internet weiter recherchieren kann.

Wer im aktuellen Kunstmarkt mitdiskutieren will oder Kunst selbst sammelt, kommt um dieses Buch nicht herum. Es enthält ein einziges Bild, den vergoldeten Einkaufswagen von Sylvie Fleury auf dem Titelblatt (abgesehen vom Porträt des Autors auf der Rückklappe des Schutzumschlags).

Was fehlt, ist ein vertieftes Eingehen auf die Entwicklung der vergangenen Jahre im Internet, auf Online-Plattformen für den Kunsthandel und auf „unabhängige“ Anbietern der Indexe von Kunstpreisen. Hier mischen vor allem Museen und Stiftungen in den USA massiv mit. Doch das ist vielleicht noch nicht die Welt der Kunden von Christies, auch wenn das Auktionshaus technologisch ganz weit vorne steht.

Dirk Boll: Kunst ist käuflich. rüffer & rub, Zürich 2009.
Erhältlich in unserem fotobuchshop, wie in jeder anderen guten Buchhandlung.

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