Urs Tillmanns, 13. September 2010, 15:00 Uhr

«Meine Grosseltern» – Ausstellung und Buch von Mats Staub

Seit Frühjahr 2008 besucht das Langzeitprojekt «Meine Grosseltern – Erinnerungsbüro» des Basler Dramaturgen Mats Staub verschiedene Schweizer Städte. Jetzt ist die Ausstellung in Bern im Museum für Kommunikation, und vor kurzem ist dazu ein Buch in der Edition Patrick Frey erschienen.

Erinnerungen an Grosseltern sind zunächst Kindheitserinnerungen an alte Menschen. Was aber wissen wir von früher, als die Grosseltern jung waren? Sie sind unsere persönlichste Verbindung in eine Vergangenheit, die wir nur aus Filmen und Büchern kennen. Wie aber lebten und liebten die Grosseltern in jener Zeit? Was bleibt von einem Leben?

In seinem Langzeitprojekt «Meine Grosseltern -Erinnerungsbüro» geht Mats Staub diesen Fragen nach, indem er Enkelinnen und Enkel verschiedensten Alters zum Gespräch bittet und deren Erinnerungen in ortsspezifischen Installationen präsentiert. Dabei entstehen ein ständig wachsendes, internationales Archiv subjektiver Geschichten und eine Sammlung von Fotografien, welche die Grosseltern in jungen Jahren zeigt. Es sind Erinnerungsbilder, die von Amateurfotografen stammen. Rituelle Fotografie, die immer zum Zweck entstand, die Umgebung, Menschen und Dinge in einem besonderen Moment festzuhalten.

Für «Meine Grosseltern/My Grandparents» versammelt Mats Staub Grosseltern unterschiedlicher Generationen: Die Älteste der Grossmütter verstarb 1945, die Jüngste wurde 1939 geboren. Sie haben verschiedene Epochen durchlebt: von Weltwirtschaftskrise, Krieg und Flucht, über Wiederaufbau und Modernisierung. Aus den oftmals anekdotischen Erinnerungen der Nachgeborenen destilliert Mats Staub rudimentäre biografische Angaben und Begebenheiten. In Verbindung mit den Bildern ergeben sich Knotenpunkte, die ein Netz aus unzähligen Leerräumen bilden und an denen sich Imaginationen entzünden.

Mats Staub (*1972) lebt und arbeitet als Künstler und Dramaturg in Basel. Mit seinem Langzeitprojekt «Meine Grosseltern – Erinnerungsbüro», das sich von Stadt zu Stadt weiterentwickelt, hat er im Frühjahr 2008 am Theaterspektakel in Zürich begonnen. «Kulturplatz» von SF1 hat darüber am 27. August 2008 eine Sendung ausgestrahlt. Jetzt ist es noch bis am 10. Oktober 2010 im Museum für Kommunikation in Bern zu sehen.

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Das Buch zum Projekt

Das Buch zum Projekt ist vor kurzem in der Edition Patrick Frey erschienen. Es zeigt beileibe nicht das Gesamtprojekt, aber es gibt einen interessanten Einblick mit fotografischen Dokumenten und interessanten Biografien. Fast voyeuristisch begibt man sich in eine familiäre Fotosammlung, und lässt sich von den simplen Erinnerungsbildern in den Bann ziehen, ohne die geringste Beziehung zu den abgebildeten Personen zu haben. Aber so lebten sie, unsere Grosseltern. Und sie haben sich wie wir vergnügt, verliebt und gelebt. Wer in dem Buch ein fotografisches Kunstwerk sieht, liegt falsch. Wer jedoch Spass und Interesse an einen Einblick in unbekannte familiäre Vergangenheiten hat, sollte sich sowohl das Buch als auch die Ausstellung ansehen. Letztere dauert im Museum für Kommunikation in Bern übrigens noch bis am 10. Oktober 2010.

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