David Meili, 10. April 2011, 10:17 Uhr

Zum Abheben, nochmals Schweizer Familie und La Reine du Bricolage

Pressespiegel zum Wochenende vom 9./10. April 2011
Wie wärs, an einem Frühlingstag im Ballon über einer grössten und schönsten Schweizer Städte abzuheben? Dreissig Ballone hoben an diesem Wochenende in den frühen Morgenstunden zur 5 Mongolfiade ab, mitten aus der Stadt Genf. Yvain Genevay fotografierte das Spektakel für LeMatinDimanche, natürlich auch aus der Luft  (Text Ivan Radja, zur Reportage mit Bildstrecke).

Sportereignis des Wochenendes ist Paris-Roubaix. Le MatinDimanche  ermutigt Fabian Cancellara und bringt anschliessend auf zwei Seiten die aufregendsten Bilder der vergangenen Jahre. Um 16.45 dürfte der Sieger feststehen. Als Klotener freut man sich über ein spannendes Playoff. EQ Images vermittelt im SonntagsBlick Sport die Dramatik des Spiels in Davos. (Bildnachweis: Adrian Bretscher für Blick Sport).

Im SonntagsBlick stellt Walter Hauser sein neues Buch „Stadt in Flammen“ über den Brand von Glarus (1861) vor. Hauser entdeckte brisantes Material im Bundesarchiv. Das Buch ist fotohistorisch von Interesse. Von der Brandstelle entstanden frühe Katastrophen-Bilder, die zu einer beispiellosen Solidaritätskampagne führten. Das Buch erscheint am 27. April im Limmat-Verlag.

In Sachen People bietet der SonntagsBlick eher wenig. Ereignis der Woche war der Schweizer Medienpreis 2011 mit dem gesellschaftlichen Abschluss im Berner Kornhauskeller. Dort feierten sich vor allem die Verleger. Immerhin erhielt mit René Burri ein Fotograf den Lifetime-Award. Wir wünschen Burri (77) und seiner Ehefrau ein langes und weiterhin erfülltes Leben, damit er die späte Ehrung geniessen kann.  (Bildnachweis: Aargauer Zeitung, wurde für eine Langzeitreportage über Armut in der Schweiz ebenfalls, – verdient – ausgezeichnet.)

Der Preis für ReportagefotografieSwiss Press Photo“ geht an Christian Lutz für eine Reportage aus Nigeria. Für den neu geschaffenen Preis im Bereich „Online“ machte sich in der Jury offensichtlich Ratlosigkeit breit, man verzichete kurzfristig darauf (mehr dazu auf news.ch.) Da fehlen bis anhin sichere Werte, wie beim mehrfach ausgezeichneten Christian Lutz. Zweifeln darf man bei „neuen Medien“, oder was die Print-Verleger darunter verstehen, an der fachlichen Kompetenz der Jury.

Aus einer anderen Welt kommt auch das Interview mit Michael Ringier und Konzernchef Christian Unger in der Der Sonntag. Nach dem Flirt mit Kurt-Emil Merki und Patrik Müller kommt Michael Ringier zum Schluss, dass nach der Konzentration in der Schweizer Presse  vielleicht „alle dasselbe schreiben.“ Da müsse man aufpassen. Im Bildjournalismus ist dieser Schritt bereits vollzogen. Interessant, Ringier wie Unger sind auf Printmedien fixiert, das Andere ist für offensichtlich Beigemüse. Ringier denkt nach wie vor in „Verlagen, von denen es noch drei gibt, und andere, die „nicht gelandet“ sind“. Der grösste Medienkonzern, die SRG wird ausgeblendet. Die Doppelseite in Der Sonntag (Seite 23/24) sollte man aufbewahren, wenn man sich noch für die Verlegerszene in der Schweiz und ihre tragische Geschichte  intereressiert.

„Wer will uns?“ titelt das SonntagsBlick magazin mit einer Coverstory zum uncoolen Thema Singles in der Schweiz. Sechs Singles werden mit ihren Träumen, Tränen und Erwartungen vorgestellt. Adrian Bretscher hat sie einfühlsam im Bild festgehalten (Text Christian Maurer). Originell ist die auf Seite 18 zwischengeschaltete Werbung von ROLF BENZ, – ein Paar in einer Schmuse-Wohngruppe. Und wenn eine Kollegin dies liest, die ihren Traummann immer noch sucht: Marco Götsch, 38, sucht eine „hochgewachsene Akademikerin bis 35“. Tipp: Dürfte auf FB zu finden sein.

Das SonntagsBlick magazin  ist nicht unbedingt schlechter  geworden. Uns fehlen ganz einfach die grossen Reportagen. Dafür erfahren wir, ob man Balkon-Katzen impfen muss. Gut gemacht ist der Fragebogen für die Mitarbeiter/innen der Metzgerei Keller, mit Gruppen- und Einzelporträts. Da hätte DAS MAGAZIN doch etwas nachzuholen. Der Beitrag von Birgit Schmid über Kinder, die nicht weggehen wollen, steht in einer langen Serie von immer wiederkehrenden Features in allen Magazinen der Welt zum gleichen Thema. Peter Langer hat ein Bild einer geöffneten Sporttasche beigesteuert und den Hund von Lukas Wassmann vom vergangenen Wochenende unterlaufen. Helmut Wachter porträtiert Daniel Vasella (mit Bild). Sind die weiteren 12 Fotos über die Bezahlt-App zu beziehen? Der Text von Rico Czerwinski über die Psychoanalyse von Vasella ist vornehm ausgedrückt, irritierend.

Als „Überraschend anders.“ präsentiert sich die Schweizer Familie mit einem Inserat in DAS MAGAZIN. So hatten wir einen guten Grund, uns das im gleichen Verlag erscheinende Heftli am Kiosk zu beschaffen. Tatsächlich, nach schwachen Ausgaben liegt eine sehr gute Nummer vor. Marcus Gyger begleitete Daniel Röthlisberger nach Kamdoscha, wo Toni Rüttimann seine Seilbrücken baut und wiederum unzähligen Menschen hilft. Allein diese Reportage ist den moderaten Verkaufspreis von CHF 4.90 wert, und im Gegensatz zur App kann man das gedruckte Magazin auch weiter verschenken. Philipp Dubs fotografierte die Familie Stalder, aktive Sechseleute. Marco Zanoni porträtiert Lara Dickenmann, Profifussballer bei Olympique Lyon. Heinz Storrer gibt Einblicke in seinen Bildband „Stille Orte“ am Beispiel der Thurauen bei Flaach/ZH. (Bildnachweis: Merker, die Bianca kann man gewinnen, anders als bei DAS MAGAZIN, da gibt es nicht einmal eine Probefahrt.)

Blättert man die Schweizer Familie durch, so stösst man auf viele Inserate, die von renommierten Agenturen geschaltet wurden. Die Zeitschrift befindet sich offensichtlich im Aufwind und stösst auf gute Resonanz. Teil des Erfolgsrezepts sind gute eigene Bilder, die man pflegt. Und ein Goody bleibt den Leser/innen. Nachdem der Tages-Anzeiger aus durchsichtigen Gründen seine Programmmzeitschrift abgeschafft hat, liegt der Schweizer Familie weiterhin TVtäglich bei.

Patty Schnyder ist im Bild nur noch selten zu sehen, vor allem nicht mit ihrem Ehemann Rainer Hofmann. So begnügt sich Presse mit alten, damals von Keystone freigegeben Aufnahmen des Paars. Das Tennis-Unternehmen geht gegen den Verlag Ringier vor und bezeichnet in einem Interview in der Der Sonntag (Text Sandro Broz) die Tamedia als „Trittbrettfahrer“ bei Ehrverletzungen und Verleumdung. Zur Disposition im Verfahren steht auch ein Haus bei Wolfsburg, dessen Aufnahme im Blick publiziert wurde. Kein Wunder, dass Pressefotografen um den streitbaren Tennisstar einen weiten Bogen machen. (Bildnachweis: Vermutlich Keystone)

Doch aufgepasst, liebe Männer. Es gilt ernst. FEMINA stellt uns Laurence Jacquard vor, Miss Do-it-yourself 2011. (Text Fabienne Rosset, Aufnahmen Yann André/Strates). Doch dann liest man, dass Miss Brico Absolventin in Visual Merchandising in Vevey ist, und Tag für Tag ein Warenhaus in Genf coacht und auch selbst Hand anlegt. Den von JUMBO vergebenen Titel hat Laurence verdient, und auch keine Meisterin ist vom Himmel gefallen. Yann ist übrigens ein hervorragender Fotograf, Insider kennen seine Serie über Egon Schiele.  (Bildnachweis: Laurence Jacquard).

Vor Jahren wurde eine elegante Pariserin nach ihrem Traummann befragt. „Un mari bricoleur„, war die Antwort, denn in Pariser Wohnungen gibt es stets etwas zu reparieren (bei uns in Kloten auch). Vermutlich ist Laurence mit 28 längst vergeben, – oder braucht keinen „mari“ mehr. Der Beitrag ist witzig geschrieben, gut fotografiert, und FEMINA ist das unterhaltsamste Magazin an diesem Wochenende. Zugang zum Interview für Abonnent/innen von LeMatin.

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