Urs Tillmanns, 7. August 2011, 07:00 Uhr

1’390’000 ???

Das ist eine unvorstellbar grosse Zahl! und zugleich der Durchmesser unserer Sonne in Kilometern. Dagegen ist unsere Erde munzig, denn die Sonne ist 109mal grösser. Die Sonne fasziniert uns Fotografen als Lichtspender, und Christoph Kaltseis hat sie fotografiert.

Im Universum ist die Sonne ein «Standard-Stern» – einer von unzähligen also. Er befindet sich auf der Hauptreihe der astronomischen Einteilung und ist im Vergleich zu anderen Sternen nicht besonders hell. Die Lebenserwartung beträgt rund zehn Milliarden Jahre, kosmisch gesehen ein guter Mittelwert. Da unser Sonnensystem nun etwa 4,6 Milliarden Jahre alt ist, haben wir gerade Halbzeit.

Das Bild der Sonne

Das Bild der Sonne, welches Christoph Kaltseis von seinem Garten aus aufgenommen hat. Der blaue Punkt oben rechts ist die Erde in massstäblicher Grösse

Dazu verwendete Christoph Kaltseis ein Takahashi-Telescop und eine Nikon D7000. Man beachte vorne am Teleskop den speziellen Sonnenfilter (mit blauem Ring)

Als Teleskop hat Christoph Kaltseis ein Takahashi FSQ 106 mit 530 mm Brennweite verwendet (welches in der Schweiz durch Foto-Video Zumstein vertrieben wird). Der Sonnenfilter der Dichte ND5 war schon mit dem Aufbau des Setups am Teleskop angebracht worden, was sinnvoll ist, damit sich Filter und Teleskop temperatumässig anpassen. Die Brennweite wurde mit einem FFC auf rund 1’000 mm verlängert.

Damit keine Erschütterung das Bild unscharf werden lässt, arbeiteteKaltseis  mit Spiegelvorauslösung und Fernauslöser. Er stellte mit Liveview scharf und stellte fest, dass die Luft unruhig war. Deshalb entschied er sich, mehrere Serien von drei bis fünf Bildern pro Durchgang zu machen. So wollte er dann die «besten Bilder» im Photoshop zu einem Bild als Imagestack zusammenfügen. Damit konnte er besser schärfen und konnte feinere Details über das Level des Bildrauschens bringen. Das Bildrauschen resultierte, weil Kaltseis mit ISO 1’000 bis 1’600 arbeitete, um bei Blernde 9-10 mit einer Verschlusszeit von 1/400s arbeiten zu können. Zum Schluss waren etwa neun Serien mit drei bis fünf Bildern pro Serie «im Kasten». Hier war dann das Histogramm zu 75 bis 80 Prozent gesättigt, was genug sein sollte, damit es im Stack nicht zu intensiv wurde.

Doch dann kam alles anders: Es zeigt sich schon im Lightroom, dass es nur ein perfektes Bild gab. Also nahm er die besten fünf Bilder «mit etwas Bauchweh» und richtete sie im Photoshop manuell aus. Eine erste feine Anpassung erfolgte zuvor übers ACR. In der Bearbeitung gab er acht, dass der typische Helligkeitsabfall zum Rand hin sauber erhalten blieb. Die Details löste er mit seiner Schärfungsroutine im Photoshop heraus. So wurden Fackeln (Ausbrüche) an den Rändern der Sonne sichtbar, sowie die Granulation, das sind feine Substrukturen der Oberfläche.

 

Ein wichtiger Hinweis:

Ohne Spezialfilter können wir die Oberfläche der Sonne nicht beobachten, deshalb KEIN OPTISCHES GERÄT OHNE SPEZIALFILTER GEGEN DIE SONNE RICHTEN! Wagen Sie auch keine Versuche mit Folien, dunklem Glas und ähnlichem. Sie sind untauglich und Sie riskieren Ihr Sehvermögen für immer zu verlieren!

 

Sonne und ihr Ende

Wenn der Wasserstoff einmal zur Neige geht, wird sich die Sonne ausdehnen, und die Hülle, welche die Sonne umgibt, wird die inneren Planeten verschlingen. «M97» ist ein Beispiel dafür, wie das Ende der Sonne werden könnte.

«M97»: So könnte unsere Sonne in fünf Milliarden Jahren  möglicherweise aussehen

Die mittlere Entfernung zur Sonne beträgt rund 149,6 Millionen Kilometer. Astronomisch gesehen ist das ein Katzensprung, denn es sind nur gerademal 8,3 Lichtminuten – bei einer Geschwindigkeit von 299’792,4 Kilometer pro Sekunde! Im Grunde sehen wir das Bild der Sonne so, wie es vor 8,3 Minuten aussah. Die Vergangenheit ist wieder im Spiel, wie bei allen astronomischen Vorgängen. Auch der Mond zeigt sich «verspätet» – denn das Licht benötigt 1,3 Sekunden von dessen Oberfläche, bis wir es auf der Erde sehen.

Die Mondfinsternis, 2011 von Christoph Kaltseis fotografiert

Die nächstgelegene Sonne (Proxima Centauri C) ist 4,3 Lichtjahre entfernt und leuchtet, wie unsere Sonne, durch die Fusion von Wasserstoff zu Helium. 4,3 Lichtjahre! Angabe für flotte Rechner: Ein Lichtjahr sind 9’460’730’472’580,8 Kilometer ~ 9,5 Billiarden Meter ~ 9,5 Billionen Kilometer mal 4,3 – macht 40’681’141’032’097,44 Kilometer

Was wir unter normalen Bedingungen sehen, ist die Photosphäre der Sonne. Hier liegt die Temperatur bei 5’500°C, während es im Inneren der Sonne 15 Millionen Grad heiss ist. Die Sonne befindet sich in einem laufenden Prozess, der sich in den letzten zwei bis drei Jahren sehr ruhig verhalten hat, und es waren kaum Sonnenflecken zu sehen. Ihre Aktivität wird sich nicht so schnell ändern, denn der Rhythmus der Sonne liegt bei etwa elf Jahren.

Diamantring mit Ansätzen der Corona, fotografiert während der Sonnenfinsternis 2009 in China

Eine interessante Erscheinung, die wir bei einer totalen Sonnenfinsternis beobachten und relativ einfach fotografieren können, ist die Corona, welche die Sonne umgibt. Bei den extremen Lichtverhältnissen wird die Corona erst sichtbar, wenn die Sonne abgedunkelt ist, weil sich der Mond vor die Sonnenscheibe schiebt. Während der Phase einer geringen Aktivität der Sonne,  erscheint die Corona rundlich und gleichmässig,wie im Jahr 1999. Steigt die Aktivität, kommt es vor, dass sich Strahlen der Sonnencorona Millionenkilometer weit in den Weltraum den Weg suchen.

Die nächste totale Sonnenfinsternis findet übrigens am 13. November 2012 im Nordosten von Australien und über dem Pazifik statt.

«M106» Die Entfernung im Spot 1 beträgt 3,34 Milliarden Lichtjahre (unvorstellbar weit !!)

Als Gedanke das Bild des «M106» mit Angaben zur Entfernung. Wie lange war wohl das Licht unterwegs um zum Schluss auf dem CCD zu landen? Etwas zum Nachdenken …

Text und sämtliche Bilder © Christoph Kaltseis

 

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3 Kommentare zu “1’390’000 ???”

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