Gastautor/-in, 22. Januar 2020, 07:00 Uhr

Praxistest Eizo EV2730Q: Ein Quadrat für’s Hochformat

Mit dem FlexScan EV2730Q hat Eizo einen Monitor im Sortiment, der den hochformatigen Aufnahmen dieselbe Wichtigkeit gibt wie ihren querformatigen Geschwistern. Vorbei sind jetzt die Zeiten, in denen sich hochformatige Aufnahmen wie Miniaturen auf den Monitoren präsentierten.

Natürlich sind breite Bildschirme «en vogue», und natürlich sehen sie auch toll aus. Mit ihnen zu arbeiten ist eine coole Sache, sowieso seit deren Bildqualität nochmals einen Quantensprung hingelegt hat. Und deren Grösse nochmals angewachsen ist. Gerade für die Freunde von panorama-artigen oder querformatigen Bildern sind diese Bildschirme geradezu ideal. Doch es gibt nicht wenige Fotografen, die nebst der Breite auch das Quadrat oder das Hochformat als eine gleichberechtigte Bildform sehen. Diese Lichtbildner mussten sich bis anhin damit begnügen, in Lightroom (LR) oder Capture One (C1) mit einem optisch eher kleinen Hochformat zurechtzukommen. Es sei denn, man kippte den Monitor um 90 Grad und schaltete in den Einstellungen in diesen Modus um.

 

Der Arbeitsplatz von Renato Bagattini: Der quadratische Monitor von Eizo als ideale Ergänzung zu einem «gewöhnlichen» Bildschirm. Vorteile: Auf dem quadratischen Monitor werden hoch- und querformatige Bilder gleich gross dargestellt, während sich das Menü und die Bibliothek auf dem üblichen Monitor befinden.

 

Ein Hersteller macht sich Gedanken

Eizo hat sich dazu seine Gedanken gemacht. Der bekannte Monitorhersteller hat einen ungewöhnlichen Bildschirm auf den Markt gebracht, der sich genau diesem Thema widmet: Als ich den EV2730Q auspacke, war ich nicht wenig erstaunt. Der quadratische 27 Zöller kommt schlank daher und bietet enorm viel Platz auf seiner Bildschirmfläche. Aber er wirkt nicht klassisch quadratisch, wie man meinen könnte, sondern eher hochformatig. An meinem Arbeitsplatz nimmt er die beeindruckende (Bild-)Fläche von rund 47 mal 47 cm ein und markiert damit Präsenz. Die fordert einen schon bald auf, sich etwas eingehender mit diesem Monitor zu beschäftigen.

 

Bilder der Fujifilm GFX50S in Capture One: Je kleiner der Unterscheid zwischen Hoch- und Querformat, desto formatfüllender zeigt sich der quadratische Bildschirm. Die Werkzeugleiste befindet sich auf dem anderen Monitor. Somit lässt sich der quadratische Monitor bildmässig optimal ausnutzen.

Wie arbeitet sich mit diesem Bildschirm? Ich kann es gleich vorwegnehmen: Ich hatte noch nie etwas Besseres für eine bequeme Bildbearbeitung auf meinem Tisch stehen. Denn es ist schon so: Ein grösser dargestelltes Bild lässt sich einfach besser bearbeiten und das trifft ganz besonders auf die Hochformate zu, weil die nun proportional gleich gross sind wie ihre querformatigen Geschwister. Und je kleiner der Unterschied zwischen Bildbreite und –höhe eines Formates ist (z. B. 6×7 cm Idealformat oder 33x44mm Sensor), desto formatfüllender präsentieren sich die Bilder auf dem Schirm. Vor allem die Aufnahmen aus Mittelformatkameras wie etwa diejenigen aus Fujis GFX50 und GFX100 erhalten damit eine völlig andere Anmutung. Fährt man in der Bildbearbeitung mit zwei Monitoren, was sich hier geradezu aufdrängt, eignet sich Eizos Quadrat in idealer Weise als der Bearbeitungsbildschirm, während der andere Screen die Bibliothek und Werkzeugleiste zeigt.

 

Beim Kleinbild-Format zeigt es sich deutlich: Hoch- und Querformat sind gleichberechtigt. Davon profitiert das Hochformat, das an Standardmonitoren immer zu klein dargestellt wird.

 

Arbeiten mit zwei Monitoren

Sowohl LR als auch C1 lassen das Arbeiten mit zwei Monitoren zu. Die Vorteile des quadratischen Monitors kommen dabei in C1 am Besten zum Tragen (und seit das Programm auch Fujifilms Mittelformate unterstützt sowieso). Der quadratische Bildschirm ist alleine für das zu bearbeitende Bild reserviert. Die Miniaturbilder der Bibliothek und die Werkzeugleiste bleiben auf dem Hauptmonitor (in meinem Fall ein «gewöhnlicher» EIZO EV2730). Damit ist ein ideales Duo geschaffen.

 

Lightroom stellt die Werkzeugleiste neben das zu bearbeitende Bild. Der Effekt ist, dass für einmal das Hochformat proportional etwas grösser dargestellt wird als das Querformat. Wen das stört, kann die Leiste auch ausblenden und nur temporär zuschalten.

Unter Lightroom sieht die Sache ganz wenig anders aus. Auch hier wird das zu bearbeitende Bild auf den quadratischen Monitor gelegt. LR hat, anders als C1, die Leiste mit den Werkzeugen neben das zu bearbeitende Bild gelegt. Vorteil dabei ist, dass nun die ganze Leiste auf dem quadratischen Monitor sichtbar ist und damit jegliches, oft nerviges Scrollen entfällt. Das bringt es auch mit sich, dass das Querformatfoto für einmal proportional kleiner dargestellt wird als das Hochformat. Zur Not lässt sich die Werkzeugleiste aber einklappen, dann stimmt das Verhältnis der beiden Formate wieder.

 

Optimal ist die Darstellung natürlich für quadratische Bilder: keine Qual der Wahl, dafür ein formatfüllendes Bild

Für die Hasselblad- und Instagram-Fans ist dieser Bildschirm schon fast eine Offenbarung. Die Bilder werden bildschirmfüllend dargestellt(!) und beeindrucken alleine ihrer Präsenz wegen. So wird man richtiggehend in das Bild hineingezogen und eine Nachbearbeitung wird zu einem ganz eigenen Erlebnis.

Innerhalb einer Bildbearbeitung liegt es auf der Hand: Nachbearbeitungen lassen sich an grösser dargestellten Bildern besser, feinfühliger und ausgewogener Vornehmen. Und es entfällt auch öfter der Vergrösserungsmodus, um einen Effekt zu überprüfen.

Freilich liesse sich der quadratische Eizo auch als alleiniger Monitor betreiben. Der Hersteller hat dazu eine Software bereitgestellt, mit der sich der Bildschirm beliebig für verschiedene Programme unterteilen lässt. Meiner Meinung nach wäre das schade, denn damit verliert der Monitor das Plus, das ihn von allen anderen unterscheidet.

 

Fazit

Mit dem EV2730Q hat Eizo ein Produkt auf den Markt gebracht, das sich als einzigartig sinnvoll erweist. Ich schätze es, je länger je mehr, sämtliche Bildformate in einer adäquaten Grösse betrachten und bearbeiten zu können. Vor allem die Hochformater erhalten jetzt einen ganz neuen Stellenwert, waren sie zuvor doch unbewusst immer als leicht minderwertiger wahrgenommen worden.

Text und Bilder: Renato Bagattini

Technische Informationen zum FlexScan EV2730Q finden Sie auf www.eizo.ch

 

2 Kommentare zu “Praxistest Eizo EV2730Q: Ein Quadrat für’s Hochformat”

  1. Hallo
    Wie aus der analogen Fotografie bekannt ist, hat das quadratische Format einige Vorteile.
    Hoch oder Querformat kann im Nachhinein gewählt werden, sofern dies überhaupt vorteilhaft ist.
    Es gibt unzählige Objekte, wo das Quadratische Format vorteilhafter ist.
    Bessere Ausnutzung des vom Objektiv gelieferten runden Bildkreis, mehr Information im Bild.
    Nicht jedes Bild zeigt eine Landschaft wo Breitformat von Vorteil ist, oder hohe Objekte wie z.B. Menschen, wo Hochformat ein Vorteil ist.
    Es wäre deshalb schön, wenn es im Bereich um das Kleinbildformat auch quadratische Bildsensoren gäbe, z.B. 36x36mm.

    Kurt

  2. Danke für den Bericht. Bei der Füle an Monitoren ist es mir rätselhaft, weshalb es nicht mehr quadratische oder wenigstens „ausgeglichenere“ Monitore gibt.

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