Urs Tillmanns, 2. Februar 2020, 11:40 Uhr

Musée Elysée «Explosion des Sehens»: René Burri-Ausstellung, wie noch nie …

René Burri (1933-2014) führte ein Leben am Puls der Weltgeschichte. Er war seit 1955 für Magnum Photos tätig, 1959 wurde er Mitglied. In seiner fast sechzigjährigen Laufbahn bereiste er ganz Europa, den Nahen Osten, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Japan und China und berichtete mit Hellsicht und Scharfblick über nahezu alle einschneidenden Ereignisse der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit seiner Kamera begegnete er zudem zahlreichen namhaften Persönlichkeiten, wie Picasso, Le Corbusier, Giacometti und Tinguely. 1963 nahm er sein berühmtes Porträt des «Che mit Zigarre» auf, das ihn weltweit bekannt machte.

 

In der Ausstellung «Explosion des Sehens» sind neben den bekannten fotografischen Ikonen von René Burri viele unbekannte Bilder und vor allem persönliche Dokumente zu sehen

Von Januar bis Mai 2020, zeigt das Musée Elysée in Lausanne nun eine neue Retrospektive, die sich unter dem Titel «René Burri, Explosion des Sehens» seinem Schaffen in ganzer Breite widmet. Die unverwüstliche Beziehung zwischen René Burri und dem Musée de l’Elysée reicht bis in die Frühzeit des Hauses zurück und beruht auf einer persönlichen Freundschaft von René Burri zu Charles-Henri Favrod, dem Gründer des Musée Elysee. Zwei Jahre später wurde sein Fotoprojekt «Les Ruines du futur» ausgestellt, und im Jahr 2004 zeigte das Museum eine erste Rückschau auf sein Werk. 2013 beschloss René Burri, unter seinem Namen im Musée de l’Elysée eine Stiftung ins Leben zu rufen.

 

Dokumente rund um sein berühmtestes Bild «Che mit Zigarre» ziert eine ganze Wand. © Rene Burri, Magnum Photos, Fondation René Burri Musée Elysée

 

René Burri hat das Bild «Che mit Zigarre» 2005 mit einem farbigen Hintergrund übermalt.© Rene Burri, Magnum Photos, Fondation René Burri Musée Elysée

Seither wird der Nachlass von René Burri im Musée Elysée bearbeitet und verwaltet. Dieser besteht aus nahezu 10’000 Papierbildern, mehr als 7’000 Kontaktbögen, 33’000 Arbeitsabzügen, 170’000 Diapositive, jedoch auch etwa 100 Collagen und über 150 Skizzenhefte und Buchlayouts. Weiter befinden sich in dieser Sammlung unzählige persönliche Dokumente, von der Geburtsurkunde über Schüler- und Presseausweisen, annulierten Pässen bis hin zu Presseausweisen und Akkreditationen zu wichtiger Veranstaltungen.

 

Die Bilder und Geschichten rund um die Reisen von René Burri in China, nehmen eine weitere Wand ein. Dies war zu einer Zeit als China politisch gefährlich und touristisch völlig unerschlossen war. Renés Routen sind auf der Karte minutiös eingezeichnet. © Rene Burri, Magnum Photos, Fondation René Burri Musée Elysée

Die neue Ausstellung ist das Ergebnis intensiver Forschungsarbeiten, die das Team des Musée de l’Elysée seit 2013 zum gesamten Nachlass von René Burri in seinem Familienarchiv sowie den Pariser und New Yorker Archiven von Magnum Photos durchgeführt hat. Ziel der Schau ist es, der Gesamtheit der vielseitigen kreativen Arbeit René Burris im Laufe seines Lebens mit ganz neuem Blick zu begegnen. Damit fördert sie anhand bisher zumeist unbekannter Dokumente – wie Kontaktbögen, Probeabzüge, Filme, Buchentwürfe, Ausstellungsprojekte, Notizhefte, Collagen, Aquarelle und Zeichnungen – die privateste, verborgenste Seite eines der wichtigsten Fotoberichterstatter unserer Zeit zutage.

 

Selbstporträt von René Burri «Coronado,Nouveau Mexique», 1973-1983. © Rene Burri, Magnum Photos, Fondation René Burri Musée Elysée

 

René Burri liebte es Zeichnung und Collagen anzufertigen – oft auch unterwegs, um seine Flugangst zu bewältigen. © Rene Burri, Magnum Photos, Fondation René Burri Musée Elysée

 

René Burri, kolorierte Collage «Habana» von 2006 © Rene Burri, Magnum Photos, Fondation René Burri Musée Elysée

Entlang einer langen chronologischen «Lebenslinie», die sich durch die neun Räume der beiden Ausstellungsgeschosse des Musée de l’Elysée zieht, beleuchtet das Projekt mit zwölf «Blickpunkten» jeweils ein entscheidendes Element aus René Burris Schaffensprozess im weitesten Sinne : Kino , Strukturen, Ich und die anderen, Che Guevara, China, Fernsehen, Magnum, Buch, One World, Farbe und Collagen. Dabei offenbart sich ein moderner und erfindungsreicher, engagierter und humorvoller, neugieriger und grosszügiger, für Einigung und Vermittlung sorgender, rebellischer und poetischer, leidenschaftlicher und Leidenschaft entfachender René Burri – der obendrein hochexplosiv ist.

 

René Burri hat jeweils die Jahresveranstaltungen von Magnum fotografiert, was auf einer weiteren Ausstellungswand dokumentiert wird. Dazu gibt es einen Film, wie er in drei Sprachen seinen Kollegen Anweisungen für das Gruppenfoto erteilt.

 

1984 zeigt das Kunsthaus Zürich die erste grosse Retrospektive von René Burri, darunter auch viele Zeichnungen und Collagen. Eine grosse Hilfe bei der Ausstellungsgestaltung war ihm seine Frau Rosellina Burri-Bischof.

 

 

Das Buch zur Ausstellung

Der in den Éditions Noir sur Blanc und bei Scheidegger & Spiess erschienene Ausstellungskatalog «René Burri, Explosion des Sehens», der achte Band der Reihe «Collection – Musée de l’Elysée», übernimmt elf der zwölf Positionen der Ausstellung in Kapitelform. Die «Lebenslinie» erscheint als eine von der René Burri Stiftung ergänzte, durch das Musée de l’Elysée redaktionell bearbeitete und reich bebilderte Biografie am Ende des Buches. Vier aufeinander aufbauende Essays – von Marc Donnadieu zur Person René Burri, Mélanie Bétrisey allgemein zum Nachlass des Fotografen, Clara Bouveresse über René Burris unterschiedliche Rollen bei Magnum Photos und Julie Enckell Julliard über sein zeichnerisches Werk – geben Einblick in Leben und Werk des Künstlers. Vier persönlichere Zeitzeugenberichte von Daniel Bischof, Hans-Michael Koetzle, Bernard Plossu und Werner Jeker runden die Darstellung ab. Das Buch erschien auf Französisch, Deutsch und Englisch ist im Shop des Musée Elysée und im Buchhandel für CHF 49.00 / EUR 45.00 erhältlich
Format 21 × 27.2 cm, fester Umschlag, gebunden, 240 Seiten
ISBN 978-2-88250-612-2

Kuratoren: Marc Donnadieu und Mélanie Bétrisey, und unterstützt durch Jessica Mondego, Musée de l’Elysée
Wissenschaftlicher Berater: Werner Jeker, als Vertreter der Fondation René Burri

Weitere Informationen finden Sie unter www.elysee.ch

Die Ausstellung ist noch bis 3. Mai 2020 zu sehen im
Musée Elysée
18, avenue de l’Elysée
CH-1014 Lausanne
Tel. 021 316 99 11 

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