Urs Tillmanns, 10. Januar 2021, 10:00 Uhr

Anna Halm Schudel: Blumen für die Ewigkeit

Die Blumenbilder von Anna Halm Schudel sind so etwas wie ihr Wahrzeichen geworden. Mit ihnen hat sie viele Ausstellungen bestückt und an Wettbewerben teilgenommen. Eine besonders schöne Sammlung ihrer Aufnahmen sind in ihrem Buch «Blossom» zu finden, das vor knapp zwei Jahren im Verlag Scheidegger & Spiess in Zürich erschien (siehe unsere Rezension).

«Blumen sind für mich ein Sinnbild für Leben. Ihre Schönheit vermittelt Trost und führen mich oft über Momente der Traurigkeit hinweg» erklärt Anna Halm Schudel, weshalb sie Blumen zu ihrem Lieblingsmotiv auserwählt hat. Aber weshalb verwelkte, morbide Blumen, drängt sich die Frage auf? Sie habe unzählige Blumenbilder bekannter Maler studiert und dabei festgestellt, dass sich die meisten dieser Künstler mit leicht verwelkten Blumen befasst hatten, «weil diese Alterung der Pflanzen etwas wohltuend Attraktives und Eigenartiges zum Ausdruck bringt.»

Die Blumenbilder von Anna Halm Schudel sind Teil eines langen Prozesses. Typisch für Annas Blumenbilder ist dabei eine subtile Farbgebung: Während die Bilder frischer Blumen mit einer hohen Farbsättigung auf uns wirken, untermalen zarte graupastellene Töne ihren Zerfall und betonen damit die ganze Dramatik. Seit zweieinhalb Jahrzehnten widmet sich die Künstlerin diesem Thema, fotografiert Blumen nur selten in der Landschaft, sondern vor allem in ihrem Studio mit einer dezenten und absolut professionellen Lichtführung – als ob sie die Blumen mit ihrem gestalterischen Können zu neuem Leben erwecken möchte. Zu einem Leben für die Ewigkeit.

 

 

«Im Jahr 2020 habe ich ‘Sterbende Tulpen’ fotografiert. Während des Lockdowns im Frühjahr waren alle Blumengeschäfte geschlossen, an den Blumenbörsen wurden alle Blumen vernichtet. Also habe ich meine restlichen Tulpensträusse im Atelier altern und vertrocknen lassen und sie dann fotografiert. Ich finde die Kraft und Schönheit dieser toten Blumen ermutigend.»

 

 

«Im Sommer 2020 habe ich dann ein für mich untypisches Projekt begonnen, ich habe das Atelier, meinen gewohnten Arbeitsort, verlassen, und habe Blumenwiesen fotografiert. Zudem habe ich mir erlaubt, was ich mir bis dahin verboten hatte, ich habe Photoshop Filter verwendet, um gewisse Effekte zu erzielen. Ich rechtfertigte dies vor mir selbst, dass ich mit 75 Jahren mal etwas Verpöntes tun dürfe.»


 

 

«Und im Dezember 2020 bin ich mit den Blumen ins Atelier zurückgekehrt.»

 


 

 

«Tulpen sind meine Lieblingsblumen. Es sind wunderbare Motive, ideal, um damit gestalterisch zu experimentieren.»


 


 


 «Teil solcher Experimente ist auch die schon etwas ältere Arbeit das ‘Blumenmeer’ – Bilder von Blumen, die Dank der Fotografie unvergänglich geworden sind.»

 


 «In der Serie ‘Schöner Schein’ von 2017 habe ich mit Seifenblasen experimentiert und damit ein weiteres an sich vergängliches Element in meinen Bildern ins Zeitlose gerettet. Die vielfarbig schimmernden Seifenblasen scheinen den Blumen neues Leben einzuhauchen …»

 

«Und zum Schluss die ‘Rosenwand’, 70 Rosen aus der Serie ‘365 Blumen’, für die ich während eines ganzen Jahres jeden Tag eine Blume mit einer Polaroid SX70 aufgenommen habe. Bilder, die das Leben der Rosen dokumentieren – für die Ewigkeit.»

Text: Urs Tillmanns

 

Anna Halm Schudel (*1945 in Bern) ist Fotografin und Künstlerin. Nach einer Ausbildung zur Fotografin an der Kunstgewerbeschule in Vevey (heute Centre d’enseignement professionnel de Vevey CEPV) und am College of Art and Design in Birmingham, England, arbeitete sie fünf Jahre als Assistentin des Fotografen René Groebli in Zürich. Seit 1973 ist sie freie Fotografin und Künstlerin und führt gemeinsam mit ihrem Mann Peter Schudel ein Fotoatelier in Zürich.

 

Einzelausstellung in Köln

Anna Halm Schudel zeigt vom 24. April 2021 bis Mitte Juni 2021 in der Galerie In Focus Burkhard Arnold in Köln eine Einzelausstellung mit einer grossen Auswahl Arbeiten aus ihrem Buch «Blossom».

 

2 Kommentare zu “Anna Halm Schudel: Blumen für die Ewigkeit”

  1. Wenn ich die Nachrichten aus aller Welt ansehe, bin ich traurig über so viel Wirrwar überall. Dann schaue ich mir die Blumen von Anna Halm Schudel an, und bin davon so positiv inspiriert, dass ich wieder Hoffnung habe. Danke liebe Frau Schudel.

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