Urs Tillmanns, 6. Juni 2023, 10:00 Uhr

Dias und Negative digitalisieren – mit «Negative Supply»

«Negative Supply» ist eine neue Marke aus Amerika, die sich auf Systeme zur optischen Digitalisierung von Negativen und Dias spezialisiert hat. Es stehen verschiedene Kits und Zubehörteile für alle Formate und Ansprüche zur Auswahl, die ab sofort bei Profot im Sortiment sind.

Das Digitalisieren von Dias, Schwarzweiss- oder Farbnegativen ist ein Dauerthema, schlummern doch immer noch Abermillionen von Erinnerungen auf Film in Schuhschachteln oder Diamagazinen. Sie tun dort niemandem weh, und man scheut den Aufwand, diese endlich einzuscannen. Ist Eile geboten, oder kann das mal noch zuwarten? Nun, wenn das Material nicht zu hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist (der Dachboden ist deshalb ungeeignet) so erscheint die Angelegenheit ja auch nicht dringlich zu sein. Kommt hinzu: Je älter das Material ist, desto interessanter werden die Fotos, denn schliesslich verändert sich unser Landschafts- und Strassenbild rasant. Nur die mehr als 30 Jahre alten Farbdias und -negative könnten Probleme bereiten, weil sich ihre Farbstoffe allmählich zersetzen und die Bilder dann mit üblichem Aufwand kaum noch farblich korrigieren lassen. Aber das ist ein anderes Thema …

Um Negative und Dias in digitale Dateien umzuwandeln gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder man digitalisiert diese mit einem für Durchsicht geeigneten Scanner, was jedoch vor allem bei grösseren Beständen eine sehr mühsame und zeitraubende Arbeit ist, oder man reproduziert sie mit einer entsprechenden Durchsichts-Einrichtung und einem guten Makroobjektiv mit der Digitalkamera. Hier tritt ein neuer Anbieter auf den Plan: «Negative Supply» bietet ein breites System für sämtliche Formate und Ansprüche – allerdings auch in einer entsprechend grossen Preisspanne.

Negative Supply bietet ein breites Sortiment an System- und Zubehörteilen zum optischen Digitalisieren von Dias und Negativen

 

Was es dazu braucht

Grundsätzlich ist die Sache einfach: Es braucht eine Leuchtfläche, eine Halterung für das Bildgut, ein Reprostativ für die exakte Ausrichtung der Kamera und ein Objektiv, das für 1:1-Aufnahmen tauglich ist. Negative Supply bietet die gesamte Infrastruktur bis auf Objektiv und Kamera, welche man in der Regel ja schon besitzt. Es sind derzeit vier verschiedene Kits im Angebot, die bei rund 400 Franken beginnen und bis rund 2600 Franken reichen – je nach persönlichem Anspruch und Formatgrösse. Natürlich gibt es auch günstigere Lösungen bis hin zur Eigenimprovisation, doch sind die Produkte von Negative Supply in erster Linie für den professionellen Einsatz konzipiert und zeichnen sich daher als qualitativ entsprechend hochwertige Systemteile aus.

Das Wichtigste ist die Leuchtfläche, die es im Markt in verschiedenste Grössen und Ausführungen gibt. Hierbei ist die Lichtqualität insofern wichtig, als die Farbtemperatur (vorzugsweise Tageslicht 5500 K), der Farbwiedergabeindex (CRI) und die Spektraleigenschaften (kontinuierliches Spektrum) für die Reproduktion der Farbdias- und Negative geeignet sein müssen. Negative Supply bietet drei verschiedene Modelle für die Vorlagegrössen bis 6×9 cm und 4×5 Inch an.

Dann ist dem Film-Halter Beachtung zu schenken. Dieser muss so konstruiert sein, dass das Dia oder Negativ absolut planliegen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, damit das Digitalisat über die ganze Fläche bis in die Ecken scharf ausfällt. Auch hier gibt es von Negative Supply verschiedene Ausführungen. Für den Kleinbildbereich gibt es drei verschiedene Modelle, einen Halter für gerahmte Dias, dann einen für die manuelle Verschiebung von Filmstreifen (vor allem für Schwarzweiss- und Farbnegativstreifen geeignet) und eine Ausführung mit einem Drehknopf, mit dem der Filmtransport komfortabler ausgeführt werden kann. Die Filmhalter von Negative Supply sind auf besonders effizientes Arbeiten ausgelegt. Laut Herstelleraussagen kann mit dem Filmhalter MK1 ein ganzer Kleinbildfilm mit 36 Aufnahmen in weniger als 5 Minuten digitalisiert werden, mit der automatischen Version 35MD sogar in nur 2 Minuten.

Das nächste Element ist das Reprostativ. Dieses verfügt über eine Grundplatte und eine Reprosäule, an welcher die exakt waagrecht ausgerichtete Kamera in der Höhe so verstellt werden kann, dass das ganze Negativ oder Dia vollformatig und scharf abgebildet wird. Unnötig zu erwähnen, dass das Reprostativ auch zur Reproduktion von anderen Vorlagen oder für vertikale Sachaufnahmen verwendet werden kann und deshalb ohnehin eine sehr nützliche Anschaffung ist. Von Negative Supply gibt es vier verschiedene Ausführungen deren Auswahl sich vor allem nach dem Kameragewicht richtet.

Eine Digitalkamera ist ja meist schon vorhanden, bleibt ein Spezialobjektiv anzuschaffen, das im Abbildungsmassstab 1:1 seine beste Leistung erbringt. Das hört sich nach «teuer» an, doch gibt es im Markt je nach Kamerasystem schon relativ kostengünstige Modelle. Preistreibender Faktor ist – wie bei den meisten Objektiven – die Lichtstärke, die bei diesen Reproaufgaben keine Rolle spielt. Die Lichtstärke kann erst dann wichtig werden, wenn man das Objektiv auch für andere Nahaufnahmen einsetzen will.

 

Vier Kits für alle Fälle

Negativ Supply bietet für den Kleinbild- und Mittelformatbereich vier verschiedene Kits an, die (ausser Kamera und Objektiv) alles enthalten, was man zum Digitalisieren von Dias und Negativen braucht.

Die günstigste Lösung ist der Mini Kit für 35mm der bereits für 549 Franken zu haben ist. Diese umfasst als Stativ das Basic Riser Mini, als Filmhalter den Basic 35mm, die Formatmaske die Basic Film Carrier 35 Stabilizing Mask, und als Leuchtfläche die Light Source Mini (97 CRI). Der Set ist als Einstiegskit zur Reproduktion von 35mm- und 120er-Filmen gedacht.

 

Der Complete Basic Kit für 35mm & 120 für 899 Franken ist für Anwenderinnen und Anwender gedacht, die neben Kleinbild- auch häufig Mittelformat-Originale einscannen möchten. Er wird mit folgenden Elementen geliefert: Der Basic Film Carrier 35 ist für Kleinbildfilme und -streifen konzipiert, während der Basic Film Carrier 120 bis zu 6x9cm grosse Negative aufnimmt. Die 4×5“ Lichtquelle Basic (99 CRI) eignet sich für Formate von Kleinbild bis 4×5“ Planfilmen. Das Reprostativ Basic Riser MK2 besteht aus einem massiven Aluminiumsockel und Aluminiumkopf und ist für Kameras mit Brennweiten von 100mm geeignet. Mit dem Full Border Scanning Guide kann der gesamte Kleinbildbildbereich inklusive den Perforationslöchern aufgenommen werden. Mit der Basic Film Carrier 35 Stabilizing Mask wird an der 4×5 Light Source Basic das Fremdlicht abgeschirmt.

 

Das Supreme Basic Kit für 35mm + 120 für CHF 1099.00 unterscheidet sich vom Complete Basic Kit durch den Basic Film Carrier 35 Scanning Hood, welcher das Nebenlicht beim Scannen in gut beleuchteten Räumen abschirmt, was zu kontrastreicheren Repros führt, und mit dem Basic Mounted Slide Scanning Kit gerahmte Dias einfach und effizient auf der 4×5 Light Source Basic aufgenommen werden.

 

Die Toplösung ist der Curated Kit für 35mm & 120 mit dem Basic Riser Black für 2649 Franken, der mit dem schwarz eloxierten und damit reflexarmen Basic Riser Black Edition Stativ geliefert wird, das für das Reproduzieren von 4×5“ Negativen mit längeren Brennweiten geeignet ist. Zudem sind folgende Zubehöre dabei: Pro Mount MK2 mit antistatischer Bürste und 35/120 Adapterplatten, 4×5 Inch Lichtquelle Basic mit 99 CRI, Pro Film Carrier 35 für 35mm-Filme, auch im Halbbild-, Standard 35mm- und Panoramaformat, die Pro Film Carrier 35 Full Border Scanning Cassette zum Reproduzieren des Filmmaterials mit den kompletten Rändern (Perforationslöcher und Informationen zum Filmmaterial), der Film Carrier 120 zum effizienten Aufnehmen von 6×4.5, 6×6, 6×7 und 6×9 cm Formaten.

Abgesehen von diesen Kits sind alle Systemteile auch einzeln erhältlich. Diese sind auf der Website von Profot oder des Herstellers auch einzeln beschrieben.

 

Die Nachbearbeitung

Mit dem Digitalisieren der Negative ist erst die halbe Arbeit getan. Der zweite Schritt ist die Nachbearbeitung in Photoshop, Lightroom oder einem anderen Bildbearbeitungsprogramm. Es geht vor allem darum, die Tonwerte in ein positives Bild zu konvertieren, um dann die üblichen Bildbearbeitungsschritte auszuführen, wie Optimierung von Helligkeit und Kontrast, Eliminieren von Farbstichen und Farbfehlern, Aufhellen der Schattenpartien, Wegstempeln von  Staubpartikeln und Kratzern sowie Nachschärfen. Das kann sehr zeitraubend sein. Abgesehen von der Konvertierung hebe ich mir diese Schritte für jene Bilder auf, die ich weiterverwenden will und bearbeite diese dann bedarfsweise.

 

Mit einer passenden Software wird das negative Bild in positive Ton- und Farbwerte konvertiert (Foto: FilmLab) 

Um diese Schritte zu vereinfachen, empfiehlt Negative Supply entweder FilmLab, die es für Desktop und Mobilgeräte gibt, oder Negative Lab Pro, die auch als Plugin für Lightroom Classic verfügbar ist. Beide Programme sind sehr einfach in der Bedienung und ermöglichen ein sehr effizientes Arbeiten.

 

Sprachlicher Hinweis: Vielfach wird bei der Beschreibung der Negativ Supply-Produkte, vor allem im Englischen, das Scannen (Scanning, zeilenweise Bildabtastung) beschrieben. Dies könnte zu Verwirrungen führen, da es sich dabei nicht um eine Digitalisierung mittels Scanner handelt, sondern um ein fotografisches Reproduktionsverfahren.

Weitere Infos zu den Negative Supply-Produkten finden Sie auf www.profot.ch oder auf der Herstellerseite.

 

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