Urs Tillmanns, 10. Dezember 2011, 10:30 Uhr

Buchtipp: Klaus Mangold – Fine Art Fotografie

So wie früher kostbare Barytabzüge im Labor entstanden, kommen sie heute auf Edelpapier aus dem Highend-Digitaldrucker. Aber welche Bilder sind für Fine Art-Prints geeignet? Um dabei Topqualität zu erzielen, braucht es einiges an Fachwissen sowie Fair und Geschick, dieses praktisch anzuwenden. Jetzt gibt es in der Edition Profifoto ein Buch dazu.

Es sind wahre Kunstwerke, welche die Fine Art-Fotografen aus ihren Druckern zaubern. Hochgrämmiges Spezialpapier, schwarzweisse Spezialtinten und eine gepflegte Präsentation – die neuzeitlichen Fine Art-Drucke sind von einer Wertigkeit, die den früheren Baryt-Vergrösserungen in Nichts mehr nachsteht. Im Gegenteil: Das Verfahren ist reproduzierbar geworden: Es können beliebig viele Kopien hergestellt werden, ohne dass der Entwickler-Zufall dabei seine Streiche spielt.

Um jedoch wirklich auf Topniveau zu kommen, gehört einiges an Bildverständnis und Fachwissen dazu. Und dieses findet sich im jüngsten Buch von Klaus Mangold «Fine Art Fotografie – Perfektion in Schwarzweiss und Farbe».

Ehrlich gesagt, ich war sehr gespannt auf dieses Buch. Zwar kenne ich mich etwas in der Theorie des Fine Art-Drucks aus, doch Praxis habe ich darin zu wenig. Ich gehe also (fast) ebenso unbedarft an die Materie heran, wie die meisten Käufer dieses Buches; das sind mehrheitlich Hobby- und Profifotografen, die nicht nur mehr aus ihren (Schwarzweiss-) Bildern machen wollen, sondern die einen guten Leitfaden suchen, um die Grundlagen zur Fine Art Praxis zu erarbeiten.

Klaus Mangold enttäuscht nicht. Schon beim ersten Durchblättern fühlt man sich vom Buch angesprochen. Zwar sind nicht alle Bilder nach meinem Geschmack, aber sie sind exemplarisch gut ausgewählt und geben zusammen mit grafischen Darstellungen dem relativ grossen Textvolumen ein gutes Umfeld. Dabei geht es nicht in erster Linie um Technik, sondern Mangold lässt auch viele wichtige gestalterische Aspekte einfliessen. Er will dem Leser aufzeigen, welches die gestalterischen, aufnahmetechnischen und postproduktiven Voraussetzungen für ein gutes Fine Art Bild sind und bringt dabei die unumgängliche Technik sozusagen «durch die Hintertüre» ein. Der Leser fühlt sich davon nicht überfordert, sondern er profitiert von einem breiten und logischen thematischen Mix.

Um gute Fine Art Prints herzustellen, gehört einiges an Grundwissen dazu, nur schon um die originalen Farbdaten in richtige Schwarzweiss-Tonwerte umzusetzen. Das ist auch gleich ein wichtiges und sehr gut abgedecktes Kapitel des Buches. Das Buch ist kein Bildband – obwohl zum Beispiel das eingestreute Portfolio von Evi Stubenbord «Zauber des Vergessens» oder die Landschaftsserie von Hartmut Regelmann bis hin zu den Porträtfolgen von Klaus Mangold selbst, das Buch wohltuend auflockern. Mangold vermittelt eine nützliche Grundlage über spezifische Bildbearbeitung, Wichtges über das Zonensystem und HDR (High Dynamic Range) und viel Wissen über Gradationsverläufe, sowohl in Schwarzweiss- als auch bei Farbbildern.

Will man wirklich einen praktischen Profit aus dem Buch gewinnen, so ist konsequentes Durcharbeiten angesagt. Man muss sich die Zeit dazu nehmen, kann vielleicht dann und wann eine Passage etwas grosszügiger überlesen, doch lohnt sich der Aufwand von einigen Wochen, um danach eine gute Grundlage zu haben, um seine Bilder in einer unvergleichlichen und wertigen und ausstellungsreifen Qualität ausdrucken und präsentieren zu können.

Klaus Mangold hat ein hervorragendes Werk geschaffen, das eine wichtige Grundlage für jene ist, die bessere Bilder machen und vor allem mehr aus ihren Bildern herausholen wollen – sei es in Schwarzweiss oder in Farbe. Fazit des Buches: Nicht jedes Bild eignet sich gleichermassen für Fine Art-Prints. Wenn man sich eingehend mit der Materie befasst und das Buch durchgearbeitet hat, versteht man es auch, die lohnenden von den ungeeigneteren Bildern besser zu selektieren.

Urs Tillmanns

Buchbeschreibung des Verlages

Die Fine Art Fotografie lebt von der Vision des Fotografen vom perfekten Bild. Akribie und Sorgfalt gehören ebenso dazu wie Abstraktion und Verzicht. Das Buch besteht aus drei Blöcken, wobei der Block, der die fotografisch-gestalterischen Aspekte behandelt, am meisten Platz einnimmt. Doch auch Fragen zur Bildbearbeitung am Computer sowie zu Druck und Präsentation der Werke werden

Perfektion in Schwarzweiss und Farbe

«Ich hatte eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie es werden sollte: teilweise verwischt, aber noch nicht so stark, dass es alles wie unter Nebel aussieht. Das Wasser sollte Kraft ausstrahlen, gleichzeitig aber in seiner Struktur nur noch stellenweise zu erahnen sein. Das war natürlich eine Frage der Belichtungszeit, aber kein wirkliches Problem. Ich habe noch ein paar kleine Varianten mit der Position der Kamera ausprobiert. Nach einer guten halben Stunde war dann alles im Kasten (musste auch, weil es schon ziemlich dunkel wurde).»

«Weniger ist mehr» – das ist der Leitgedanke vieler Fine Art Fotografien. Die Fine Art Fotografie lebt von der Vision des Fotografen von seinem perfekten Bild. Akribie und Sorgfalt gehören ebenso dazu wie die Abstraktion und der Verzicht auf Unwesentliches.

Fine Art Fotografien orientieren sich am kreativen Idealbild des Fotografen. Somit ist diese Art der Fotografie nicht mehr nur ein abbildender, dokumentativer Vorgang, sondern sie besitzt eine aktiv gestaltende Komponente als Kern. Es zählt nur die Fotografie an sich. Der Autor Klaus Mangold zeigt Ihnen in diesem Buch, wie Sie mit gestalterischer und atmosphärischer Feinheit als auch mit gezielter Reduktion zum immer perfekteren Bild gelangen.

Egal ob Farb- oder Schwarzweissfotografie, Landschaft- oder Porträtaufnahmen – dieses Buch weiht Sie in die Geheimnisse der Fine Art Fotografie ein. Der Autor Klaus Mangold legt den Schwerpunkt der Suche nach dem perfekten Bild auf die fotografisch-gestalterische Ebene. Doch auch die technischen Fragen insbesondere in Bezug auf die Bildbearbeitung am Computer sowie Druck und Präsentation der Werke werden ausführlich behandelt.

Interviews mit anderen Fotografen geben Ihnen einen Einblick in die individuellen Arbeitsweisen und Sichtweisen von Fine Art Fotografen.

Der Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Erste Annäherung
Was verbinden Sie mit Fine Art? / Fine Art Print: alt und neu / Vom Fine Art Print zur Fine Art Fotografie / Fotografie für Fine Art / Sorgfältige Ausarbeitung / Der Druckprozess / Die optimale Präsentation / Fine Art Fotografie: ein mehrstufiger Prozess / Ein übergeordneter Blick

Kapitel 2: Ein Weg zur Fine Art Fotografie
Eine andere Qualität / Vom Einzelbild zur Serie / Die schönen Bilder / Ein Spiel mit Emotionen / Eine andere Perspektive

Kapitel 3: Aufmerksames Sehen
Über den Umgang mit Farben / Vom Farbfotografen zum Schwarzweiss-Fotografen / Ein gelungenes Farbbild / Überlegen Sie mal / Die Welt in Graustufen / Mehr Ruhe im Bild / Eine Frage des Verwendungszwecks / Bewussteres Arbeiten / Eine nachhaltige Erfahrung / Reduktion bedeutet gezieltere Aufmerksamkeit / Akzente setzen

Kapitel 4: Zauber des Vergessens

Kapitel 5: Farben und Graustufen
Die Welt farbig sehen / Wie die Kamera Farben sieht / Vom Farbbild zum Schwarzweiss-Bild / Eine Frage der Empfindlichkeit / Farbfilter für Schwarzweiss / Schwarzweiss muss nicht Grau sein / Tonung auf einfache Art / Der Duplex-Modus / Die Verlaufsumsetzung

Kapitel 6: RAW – wie für Fine Art gemacht
Die Negative des Digitalfotografen / Noch ungeahnte Möglichkeiten warten / Ein wesentlicher Unterschied / Mit dem RAW-Konverter arbeiten / Weissabgleich nach Mass / Feineinstellung der Belichtung / Farbigkeit und räumliche Tiefe im Bild

Kapitel 7: Texas
Über die beiden Fotografen

Kapitel 8: Vom Zonensystem bis HDR
Die Bedeutung des Zonensystems / Worauf messen Sie? / HDR / HDR-Tonung / Was lernen wir daraus?

Kapitel 9: Landschaft ohne Menschen

Kapitel 10: Über den Umgang mit Farben
Verschiedene Farbmodelle / RGB / CMYK / Lab-Farbe / Farbig oder bunt? / Tonungen dazumischen / Color Efex Pro

Kapitel 11: Porträts und Fine Art
Unterschiedliche Möglichkeiten der Inszenierung / Über meine Porträtserie / Eine besondere Anforderung

Kapitel 12: Fine Art Druck
Fotorealistisches Drucken / Der Sieg des Tintenstrahldruckers / Die Tinten / Hochwertige Papiere / Farbmanagement / Eingabe- und Ausgabegeräte / Der Farbraum

Kapitel 13: Raus aus dem stillen Kämmerlein!
Überlegen Sie / Eigene Erwartungen bewusst machen / Wie wird Ihr Publikum auf Sie aufmerksam? / Kommerzielle Hoffnungen / Die Präsentationsmöglichkeiten / Internet / Galerien / Zeitschriften / Regionale Auftritte

Anhang A

Einige weitere Links

Index

Über den Autor

Klaus Mangold fotografiert schon seit Mitte der 80er-Jahre intensiv, gibt Kurse an mehreren Volkshochschulen und veranstaltet eigene Workshops. Er ist seit 1995 im Bereich Erwachsenenbildung selbständig mit den Schwerpunkten Fotografie und Nutzerfreundlichkeit von Internetprojekten. Seine Perspektive als ausgebildeter Psychologe ist ihm dabei eine wertvolle Hilfe. Er hat bereits ein erfolgreiches Buch zur Infrarotfotografie veröffentlicht.

 

Klaus Mangold
«Fine Art Fotografie – Perfektion in Schwarzweiss und Farbe»
221 Seiten, Umschlag kartoniert und eingeschlagen
nur CHF 53.90

Das Buch kann hier online bestellt werden.

 

 

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