Markus Zitt, 26. April 2022, 15:00 Uhr

Wettbewerb des Nationalfonds 2022: Sieger-Bilder aus der Forschung

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist eine Stiftung zur Förderung wissenschaftlicher Forschung, weshalb der SNF genau genommen in Deutsch «Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung» heisst und natürlich auch einen sinngemässen Namen in den drei anderen Landessprachen trägt.

Wie seit einigen Jahren wurde auch dieses Jahr ein Bilderwettbewerb durchgeführt, zu dem Fotos und sonstige technisch erstellten Bilder sowie Videos in vier Kategorien eingereicht werden konnten. Bei den Katgorien hadelt es sich um «Das Forschungsobjekt», «Die Männer und Frauen der Wissenschaft», «Die Orte und Werkzeuge» sowie «Video».

Nun wurden vier Sieger für den Wettbewerb 2022 gekührt und zehn weitere Werke ausgezeichnet. Diese vierzehn Bilder und Videos und weitere Wettbewerbsbilder und -videos aus den Jahren 2017 bis 2022 sind online zu sehen. Darüber hinaus werden die prämierten Bilder und weitere an den Bieler Fototagen vom 6. bis 29. Mai 2022 ausgestellt. Eine Führung in Anwesenheit der Forscherinnen und Forscher findet am 12. Mai 2022 statt.

Mehr als 2300 Bilder und Videos online: Alle Werke, die in den bisherigen Wettbewerben seit 2017 eingereicht wurden – über 2300 – lassen si ich in einer Online-Galerie auf Flick rabrufbar.

Prämierte Bilder 2022 (Fotos der Gewinner/innen samt Beschreibungen )
Videos mit Statements der Gewinner/innen 2022 (Videoplaylist auf YouTube)
Online-Galerie des Wettbewebs 2300 Bilder seit 2017 

Die Eingabe für den nächsten Bilderwettbewerb «SNSF Scientific Image Competition 2023» startet Anfang November 2022.

Ausgezeichnet: Verblüffende Bilder aus dem Forschungsalltag

Der SNF-Wettbewerb für wissenschaftliche Bilder 2022 bietet ungewöhnliche Einblicke in die Schweizer Forschung. Die internationale, fünfköpfige Jury des SNF-Wettbewerbs für wissenschaftliche Bilder 2022 hat vier erste Preise und zehn Auszeichnungen vergeben. Die 14 Werke wurden ausgezeichnet, da sie zum Nachdenken, Staunen und Schmunzeln anregen.

Unter den vier Siegerbildern/-videos ist die virtuelle Darstellung eines historischen Gebäudes (von Patrick Fleming und Petronella Mill), ein das Zeitraffer-Video mit dem Tanz der Neuronen Alexandre Dumoulin, eine schwimmende Untertasse (Julie Fahy) sowie ein Foto der Forscherin über einem verwesenden Kadaver (von Lara Indra).

Insgesamt wurden zum 2022er Wettbewerb 334 Werke eingereicht. Sie alle bilden die enorme Vielfalt der Forschungswelt in der Schweiz ab, machen neugierig, werfen Fragen auf und faszinieren. Feinfühlig und poetisch in Szene gesetzte Daten.

 

Siegerbild Kategorie «Das Forschungsobjekt»

Die Visualisierung eines historischen Gebäudes mittels 15 Milliarden Punkten in drei Dimensionen erhielt den ersten Preis in der Kategorie «Das Forschungsobjekt». Das Bild von Patrick Fleming und Petronella Mill von der ETH Zürich überzeugte die Jury durch den «verblüffenden Detailgrad und eine Projektion ins Metaversum der Zukunft».

«Section of a Library», Patrick Fleming und Petronella Mill (ETH, Zürich) Das Bild einer Bibliothek in Stockholm aus vielen einzelnen Daten zusammen gesetzt.

 

Ausschnitt aus dem oberen Bild

Das Bild zeigt einen Vertikalschnitt durch ein 3D-Modell der Stadtbibliothek von Stockholm (Baujahre 1924–28 und 1931–32). Zwischen 2020 und 2025 wird das von Erik Gunnar Asplund gebaute Gebäude umfassend renoviert. Dabei untersuchen Forschende mittels Laserscanning auch die historische Bauweise, die Akustik und die Beleuchtung. Nach über 1200 Laserscans ist eine Punktwolke mit über 15 Milliarden Punkten entstanden. Damit lassen sich hochpräzise Pläne, Zeichnungen und neuartige Visualisierungen wie die hier gezeigte Schnittdarstellung anfertigen. Ziel ist es, verlorenes Wissen zurückzugewinnen und das architektonische Erbe der Bibliothek zu erhalten. Das Forschungsprojekt liefert die bisher umfassendsten Informationen über Erik Gunnar Asplunds Meisterwerk, das ein Meilenstein in der Architektur des zwanzigsten Jahrhunderts ist.

 

Siegerbild Kategorie «Die Männer und Frauen der Wissenschaft»

Der erste Preis in der Kategorie «Die Männer und Frauen der Wissenschaft» ging an Lara Indra von der Universität Bern für die Aufnahme durch eine Wildtierkamera. Sie entstand während eines forensischen Projekts, das die Verwesungsprozesseim Wald erforscht, und nahm die Jury durch den «authentischen Einblick in die Feldarbeit» für sich ein. Die Doktorandin ergänzt: «An dieser Fotografie hat mir gefallen, dass die Kamera für einmal nicht einen Fuchs oder eine Maus aufgenommen hat, sondern mich selber bei der Arbeit.»

«Forensic Research Naturally» Lara Indra (Universität Bern) Eine automatische Aufnahme, die «versehentlich» die Forscherin bei der Arbeit über einem verwesenden Kadaver zeigt, dessen Zerfall im Wald über die Zeit erforscht wird.

In der forensischen Anthropologie schätzen wir den Todeszeitpunkt, indem wir die Knochen und den Verwesungsprozess von Leichen untersuchen. Dieser sehr komplexe Prozess verläuft je nach Umgebung und Eigenschaften des Körpers unterschiedlich, was Aussagen erschwert. Auf dem Bild nehme ich eine Probe eines verwesten Schweinekadavers für ein forensisches Experiment im Freien. Das Ziel waren grundlegende Aussagen über die Geschwindigkeit und Abläufe der Verwesung, Entomologie, Bodenchemie und Mikrobiologie. Dieses Wissen wird in die Forschung zu Zersetzungsprozessen in Wäldern einfliessen und zu genaueren Schätzungen über den Todeszeitpunkt in forensischen Fällen beitragen. Das Bild wurde mit einer Wildkamera aufgenommen, daher die Informationsleiste am unteren Rand.

 

Siegerbild Kategorie «Die Orte und Werkzeuge»

Julie Fahy von der Hochschule für Landschaft, Ingenieurwesen und Architektur in Genf gewann in der Kategorie «Die Orte und Werkzeuge» mit einer merkwürdigen «schwimmenden Untertasse», die sie zum Einfangen der von Teichen abgegebenen Treibhausgase einsetzt. Die Jury beeindruckte die Aufnahme mit einem «gut gewählten Bildausschnitt und eleganten Spiegelungen sowie einem humorvollen Touch», und weil sie zeigt, dass «Forschung oft erst durch kreativeEinfälle und improvisierte Hilfsmittel» möglich wird. Für die Doktorandin sind Fotografien «ein geniales Instrument, mit dem wir sowohl unsere Arbeit und die Entwicklung der Teiche im Laufe der Jahreszeiten dokumentieren als a ch unsere Feldarbeit konkret zeigen und Ergebnisse kommunizieren können».

 

«Floating Saucer» Julie Fahy (University of Applied Sciences and Arts Northwestern/Fachhochschule Nordwestschweiz, Windisch) 

Teiche beherbergen eine reiche biologische Vielfalt und erbringen vielfältige Ökosystemleistungen. In Forschung und Politik fanden sie bisher aber wenig Beachtung und es gibt noch viel zu lernen über ihre Funktion und Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Feuchtgebiete binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre, setzen aber auch Treibhausgase frei, insbesondere in Form von Methan- und CO2-Blasen, die aus den Sedimenten entweichen. Unsere «schwimmende Untertasse» mutet ausserirdisch an. In der Kammer werden die aus dem Teich an die Oberfläche gelangenden Treibhausgase eingefangen, die wir dann entnehmen und analysieren.

Siegervideo Kategorie «Video-Loop» 

In der Kategorie «Video» siegte die Zeitrafferaufnahme von Alexandre Dumoulin von der Universität Zürich, die mit mikroskopischen Bildern das Wachstum von Neuronen veranschaulicht. «Eine wunderschöne Visualisierung der Komplexität dynamischer Biologie», schreibt die Jury.

«Neuronal Guidance», Alexandre Dumoulin (Universität, Zürich). Anfang-Mitte-Ende desVideos 

Wachsende Neuronen (pink und grün) werden von bestimmten Zielzellen in ihrer Umgebung angezogen (blau). Dieses Video veranschaulicht eines der Grundprinzipien der Bildung neuronaler Schaltkreise: Zur Schaffung eines funktionierenden Nervensystems werden Nervenzellenausläufer zu bestimmten Zielen gelenkt. Die in der ventralen Mittellinie des Zentralnervensystems stationierten Wegweiserzellen lenken die Kommissuralaxone zur kontralateralen Seite des Nervensystems. Dieses Video zeigt im Zeitraffer Bilder, die mit einem Konfokalmikroskop über einen Zeitraum von zehn Stunden aufgenommen wurden.

 

 

Weitere Bilder

Gewürdigt wurden zudem zehn weitere Werke, die zum Beispiel das Innere eines Elefantenrüssels, Details zur Reproduktion von Pflanzen oder mathematische Berge in Szene setzen.

«Erschaffung eines Gletzschers», Stephan Hochleithner (Universität Zürich)

«dynamic unstable crack mode 1», John Kolinski (EPFL, Lausanne)

 

«mountains of friction» Thibault Roch (EPFL, Lausanne)

«from-head-to-toe», Julien Busset (Swiss Foundation For Innovation And Training In Surgery – Sfits, Genf)

 

Jury 2022

Die Jury setzte sich 2022 aus fünf Personen zusammen, die in den Bereichen Wissenschaft, Wissenawissenschaftlichen Fachmedien und Fotografie tätig sind. Präsidiert wurde die Jury von Lars Lindemann.

  • Alexander Sauer, Fotograf (Schweiz)
  • Cécile Lestienne, Redaktionsleiterin «Pour la Science» und «Cerveau & Psycho» (Frankreich)
  • Emmanuel Ferrand, Mathematiker, Universität Sorbonne (Frankreich)
  • Emmanuelle Giacometti, Leiterin Espace des Inventions (Schweiz)
  • Lars Lindemann, Fotochef des Magazins Geo (Deutschland)

   

Weitere Infos

Schweizerischer Nationalfonds (SNF) 
SNF-Bilderwettbewerb (Infoseite des des Wettbewerbs)

Prämierte Bilder 2022 (Fotos der Gewinner/innen samt Beschreibungen )
Videos mit Statements der Gewinner/innen 2022 (Videos der Gewinner/innen auf YouTube)
Online-Galerie des Wettbewebs 2300 Bilder seit 2017 

Bieler Fototage 6. bis 29. Mai 2022

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