Gastautor/-in, 6. Februar 2023, 17:15 Uhr

Auf den Spuren des «heiligen Waldkaffees» in Äthiopien (3)

Nach dem Bummel durch Addis Abeba und dem Besuch einer Kaffee-Lagerhalle geht die Reise von Kaffeespezialist Patrik Hosennen und Fotograf Christian H. Hildebrand in Äthiopien weiter nach Harar, einer alten Kaffee-Metropole, wo auf den Markt noch handverlesener Kaffee von Kleinbauern angeboten wird.

Mit dem ersten Harrar-Muster im Gepäck brechen wir nun auf, um von Dahir Dawa mit einem Kleinbus auf dem Landweg tiefer in die ethnisch definierte Region Harar* zu gelangen. Hussein erzählte uns, dass man dort in der gleichnamigen Provinzstadt Harar auf dem Markt noch Kaffee von vereinzelten Bauern findet, welche ihn dort direkt selber verkaufen wollen.

Auf dem Weg dorthin fahren wir vorbei an einer faszinierenden Gebirgslandschaft. Immer wieder werden wir aber von Check-Points aufgehalten. Die hektisch fuchtelnden Kontrolleure mit von starren Blicken verzogenen Khat-Gesichter scheinen uns nicht immer sehr offiziell und erinnern uns eher an lokale Clan-Vertreter, welche ihre Präsenz markieren. Als unser Reisebegleiter Abar beim Durchqueren eines der vielen Kleindörfer aufklärt, dass dieser Ort der grösste Khat-Markt von ganz Ostafrika sei, sind wir umso beruhigter gleichzeitig zu hören, dass es nicht mehr weit bis Harar ist.

 

Hektisches Strassenleben in der «Khat-Hauptstadt» Aweday – ein geschäftiges Durcheinander von Fussgängern und lottrigen Verkehrsmitteln

 

Angekommen in Harar machen wir mit einem lokalen Reisebegleiter einen Stadtrundgang zu Fuss durch die berühmte Altstadt. Harar gilt als eine der heiligsten muslimischen Städte der Welt, ist das Zentrum des Islam in Äthiopien und gilt nach Aksum als zweitälteste Stadt von Äthiopien. Enthusiastisch erzählt uns unser Reisebegleiter von den vielen Besatzern, die über Jahrhunderte hier die Macht hatten. Touristen gibt es hier jedoch kaum. Im hektischen Stadttreiben geht fast unter zu hören, dass wir erst seine zweite Reisegruppe in vier Jahren sind. Denn wegen der Pandemie und dem Krieg im Norden von Äthiopien verirren sich zur Zeit praktisch keine Touristen in diese Region. Dabei ist es unglaublich, was wir in der Altstadt entdecken:

 

Altstadtgasse in Harar mit zum Teil 1000 Jahre alten Häusern

 

Auch eine Metzgerei fehlt nicht im pulsierenden Markttreiben der engen Gassen.

Typische Metzgerei, die Fleisch offen verkauft, wobei der Kunde sagt, wovon ein Stück abgeschnitten werden soll

Und neben all dem vielen frischen Gemüsen, Früchten und Gewürzen entdecken wir plötzlich auch ein kleines Verkaufsplätzchen einer Kaffeeverkäuferin. Die Chance lässt sich Patrik nicht entgehen, um gleich hier ein weiteres Kilo rohen Harrar-Kaffee zu erhaschen.

 

Patrik kauft bei einer Bäuerin rohen, ungewaschenen, sonnengetrockneten Harrar-Kaffee

 

Etwas abseits der Hauptstrasse leben die Leute in engen Gassen. Dass sie fotografiert werden, macht ihnen nichts aus.

 

Privilegiert ist, wer mit ein paar alten Blachen einen wind- und sonnengeschützten Laden betreiben kann.

 

Auf dem Rückweg zum Flughafen Dire Dawa stellen wir zu unserer Überraschung fest, dass der äthiopische «Abschleppdienst» einwandfrei funktioniert.

Wenn das Tuk-Tuk nicht mehr läuft, hilft der äthiopische «Abschleppdienst» sofort.

 

Zurück in Dire Dawa bestellen wir am Bahnhofbuffet, gegenüber des alten Bahnhofs, einen Kaffee und fühlen uns an die kurze Besetzung der Italiener erinnert.

Der alte Bahnhof in Dire Dawa

Zu unserem Erstaunen rinnt der Espresso aus einer original alten manuellen «Rancilio» Kaffeemaschine mit Druckhebeln – und schmeckt ganz vorzüglich.

Aus einer alten Kaffeemaschine mit Druckhebeln rinnt ein köstlicher Kaffee.

 

* Den Leserinnen und Lesern fallen wahrscheinlich die beiden unterschiedlichen Schreibweisen «Harrar» und «Harar» auf. Geografisch wird der Name in der Regel mit einem «r» geschrieben, während Kaffee-bezogen Harrar mit zwei «r» gebräuchlich ist.

Lesen Sie auch:
in der 1. Folge, wie es zu dem Projekt kam und was die beiden in Addis Abeba erlebten
in der 2. Folge, wie die Qualität der Kaffeebohnen aussortiert wird

Fotos: Christian H. Hildebrand
Text: Patrik Hosennen

 

Die Personen

Christian Herbert Hildebrand lebt und arbeitet als Berufsfotograf zusammen mit der Porträtistin Zaboo in Allenwinden bei Zug. Der Schwerpunkt Ihrer Firma fotozug.ch liegt in den Bereichen Event, Porträt, Firmenporträt, Image, CI und Architektur aus. Auch A-La-Carte Events mit gemischten Aktionen und Performances Foto/Malerei und Teilnehmer-Animation gestalten sie für ihre Kundschaft. Christian H. Hildebrand ist ausserdem für die lokale und internationale Presse tätig, wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet und ist Mitglied der Colour Art Photo International. Mehr Infos auf www.fotozug.ch

Patrik Hosennen ist Firmengründer und Inhaber der gleichnamigen Kaffeerösterei in Gersau, Mitglied der SCA (Specialty Coffee Association) und seit 2016 zertifizierter Q Grader. In seiner Spezialitätenrösterei hat er seit Beginn mit der Cropster Röstsoftware auf modernste Rösttechnologie gesetzt und verknüpfen das traditionelle Kunsthandwerk der Trommelröstung mit innovativer Online-Röstsoftware. Sein Sortiment besteht aus verschiedenen Kaffeespezialitäten, darunter zwei Mischungen mit Bohnen aus Äthiopien. Mehr Infos auf www.hosennen-kaffee.ch

 

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