Urs Tillmanns, 27. April 2024, 09:30 Uhr

Buchtipp: Florian Wüstholz und Martin Bichsel «Hoffen bleibt erlaubt»

Ein Journalist und ein Fotograf legen zusammen rund 8000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück, um Klima- und Umweltszenarien zu dokumentieren, die bei uns weitgehend unbekannt sind. Es ist Erlebnisbericht und Umweltdokumentation in Einem, mit spannendem Text und aussagestarken Bildern.

Ich gebe es zu: Nicht alle Bücher, die ich hier regelmässig bespreche, habe ich von vorne bis hinten gelesen. Viele davon sind ja auch nicht a priori Lesestoff, sondern Technik- oder Knowhow-Bücher, die man sich kaum neben das Bett legt. Oder andere sind Bildbände, die man immer dann aus dem Regal nimmt, wenn man sich an Bilder zu einem speziellen Thema oder eines bestimmten Fotografen erfreuen will.

Anders bei diesem Buch. Ich habe die spannende Geschichte der beiden Radfahrer, dem Journalisten Florian Wüstholz und dem Fotografen Martin Bichsel, die zusammen 4170 Kilometer von Bern in die Türkei, und Martin dann nochmals soweit bis nach Teheran und nach Bern zurück geradelt sind, mit Spannung aufgesogen. Was sie alles erlebt haben, welche Episoden aus den vielen Begegnungen entstanden sind und welchen Spuren der Umwelt- und Klimakrisen sie unterwegs begegnet sind – darum geht es in diesem Buch.

Die beiden radelten nicht (nur) zum Vergnügen nach Sinop beziehungsweise Teheran und zurück, sondern sie verfolgen klar definierte Ziele, die aufgrund der dramatischen Umweltsituationen mehr oder weniger bekannt sind – aber vor allem bekannter werden sollten. Die verseuchten Böden und die Illegalen Mülldeponien von Brescia beispielsweise, die Überreste des Kohlekraftwerkes von Plomin mit den radioaktiv verseuchten Lagerhalden, die 98% unrezykliertem Plastik in der Buna und der Neretva, mit dem danach das Mittelmeer belastet wird, der Rotschlamm aus dem Aluminiumwerk von Poggorica, der mit Schwermetallen wie Arsen, Blei, Chrom, Quecksilber und Chrom belastet und von ätzender Natronlauge durchdränkt ist, die immer häufiger werdenden Waldbrände in Griechenland, die sich extrem auf die Luftqualität auswirkten und viele Arbeitsplätze kosteten, das Problem der Trockenheit in Zentralanatolien, dem Brotkorb der Türkei, und im Gegensatz dazu die häufigen und extremen Niederschlägen an der Küste zum Schwarzen Meer, die zunehmend zu Erdrutschen und Überschwemmungen führen … Umweltszenarien noch und noch, welche unsere beiden Radler auf den rund 8000 Kilometern verfolgten und im Buch spannend und vor allem informativ abhandeln.

Florian Wüstholz und Martin Bichsel ergänzen sich in dem Buch ideal, in dem der Journalist die Fakten recherchiert und diese in eine spannende und gut leserliche Form bringt, während der Fotograf die Fotos dazu liefert, die mehr als nur dokumentarischen Charakter haben. Es sind aussagestarke Bilder, welche einerseits die Reiseeindrücke vermitteln, und es sind anderseits visualisierte Anklagen zu Umweltproblemen, deren Bekannterwerden das Hauptanliegen dieses Buches ist.

Für wen ist dieses Buch? Für Leserinnen und Leser, die sich einerseits mit einer Umweltproblematik befassen wollen, die bei uns weitgehend unbekannt ist. Das Buch klärt auf – klagt an. Anderseits ist es ein spannender Reisebericht, der diejenigen interessieren dürfte, die ebenfalls vergleichbar abenteuerliche Exkursionen planen.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung der Herausgeber

Einfach gesagt: Der Journalist Florian Wüstholz und der Fotograf Martin Bichsel haben zusammen ein Buch gemacht über ihre Reise mit dem Velo von Bern nach Teheran. Dieses Buch stellen sie nun vor.

Im Buch «Hoffen bleibt erlaubt» nehmen dich der Journalist Florian Wüstholz und der Fotograf Martin Bichsel auf eine Reise mit: Zu Schauplätzen der Klimakrise zwischen Bern und Teheran. Von Januar bis August 2022 waren sie auf dieser Route mit dem Velo unterwegs und haben Geschichten zusammengetragen. Sie handeln von Umweltzerstörung, vermeintlich aussichtslosen Kämpfen, Korruption und Überkonsum. Und sie handeln von der Hoffnung: von Menschen, die sich für eine bessere Welt einsetzen – trotz aller Widrigkeiten.

Florian Wüstholz ist freier Journalist und lebt in Bern. Er dokumentiert Klimaveränderungen und Umweltprobleme und erzählt gerne die kleinen Geschichten des Lebens. Martin Bichsel ist freischaffender Fotograf in Bern und fährt gerne mit dem Velo. Immer in der Lenkertasche: Seine Kamera, mit der Menschen in ihren unterschiedlichsten Lebenssituationen erfasst.

 

Der Inhalt

Vorwort, «Hoffen bleibt erlaubt»

Schweiz – Solarpanels statt Kühe

 

Italien – Wo der Fluss noch wild sein darf

 

Slowenien – Burger mit Jernej

 

Kroatien – Der ökologische Samurai

 

Bosnien und Herzegowina – Leben im Plastik

 

Montenegro – Roter Staub

 

Albanien und Nordmazedonien – Die Mafia ist überall

 

Griechenland – Auf der Insel keimt die Hoffnung

 

Türkei – Kein Wald vor lauter Geld

 

Iran – Weder See noch Gletscher

 

Epilog

 

Der Autor und der Fotograf

Florian Wüstholz ist freier Journalist und lebt in Bern. Er schreibt für WOZ, Republik, Surprise oder Schweizer Familie über Netzpolitik und Klimabewegungen und erzählt gerne die kleinen Geschichten des Lebens. Am liebsten ist er schnell laufend in den Bergen unterwegs und spricht mit Menschen über ihre Arbeit, ihre Perspektiven und Hoffnungen. Bevor er Journalist wurde, hatte er ein akademisches Buch über Selbstbewusstsein geschrieben und damit in Philosophie promoviert. Er leidet gerne, wenn er einen Sinn darin sieht und weint auch manchmal dabei.

Martin Bichsel ist seit 20 Jahren freischaffender Fotograf in Bern. Er fährt furchtbar gerne mit dem Velo durch die Welt und hat dabei stets seine Kamera in der Lenkertasche. Damit erfasst er Menschen in ihren unterschiedlichsten Lebens- und Schaffenssituationen. In den letzten Jahren hat er drei Fotobücher veröffentlicht: über Transmenschen, über erste Berührungen und über die Menschen aus der Bündner Berggemeinde Medel. In seiner Freizeit fährt er mit Blinden auf dem Tandem.

 

Bibliografie

Florian Wüstholz und Martin Bichsel «Hoffen bleibt erlaubt»
Klimareportagen aus dem Sattel

334 Seiten mit 130 Farbbildern, gebunden, Schweizer Broschur, Softcover. Format 14,8 × 21 cm
Herausgeber: Florian Wüstholz (Text) und Martin Bichsel (Bilder)
Eigenverlag
CHF 38 (exkl. Versand)
ISBN: 978-3-033-10334-4

Das Buch kann im Buchhandel erworben oder hier direkt bestellt werden.

 

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