David Meili, 24. März 2010, 16:00 Uhr

Impossible Project: Nun kämpft das Elysée um die Bilder

Nachdem Impossible Project an einer Pressekonferenz in New York vom Montag (fotointern.ch berichtete) überzeugend die in Enschede neu produzierten Filme vorstellen konnte, folgen nun Auseinandersetzungen um die Zukunft des Bildarchivs von Polaroid. Sein Wert ist kulturell unbestritten und monetär kaum schätzbar: Andy Warhol, David Hockney, Ansel Adams, – und alle mit von der Technik her bedingt sind Originale. 4’500 der Bilder lagern als Leihgabe im Musée de l’Elysée in Lausanne.

Kurz vor seinem verdienten Ruhestand ist Museumsdirektor William Ewing nicht in seinem Büro mit Blick auf den Genfersee zu erreichen. Er verhandelt in Boston über die Zukunft der Sammlung. Etwa 14’000 der Aufnahmen befinden sich dort, und die 4’500 Bilder in Lausanne wurden nicht zufällig an den Genfersee gespühlt. Das Musée de l’Elysée baute seit seiner Gründung mit Fachkompetenz die Sammlung von Unikaten systematisch auf, und die Trägerschaft konnte Ewing mit seinen vielfältigen Beziehungen zur amerikanischen und kanadischen Szene damals als Direktor gewinnen.

Happy End in Sicht? Die Chancen sind ungewiss. Die Polaroids im Elysée sind Leihgaben, und die schlechteste aller Varianten wäre die bereits gerüchteweise angekündigte Versteigerung durch Sothebys. Da die Schweiz im Gegensatz zu Frankreich über kein griffiges Kulturgütergesetzt verfügt, könnte die Sammlung in Lausanne verramscht werden. Doch wer über genügend Geld verfügt, um sich in der Bieterschlacht zu engagieren, würde seine Bilder als kluger Investor weiterhin in Lausanne belassen. Die Ausstellung in einem Museum von Weltrang ist das Erfolgsrezept, um auch Jahre später Höchstpreise zu erzielen. Polaroids hängt man selbst im Treppenhaus nicht auf, denn sie sind lichtempfindlich.

Die Erhaltung der Polaroid-Sammlung wirft somit andere Fragen auf. Vor allem die legendären SX-Bilder verblassen (auch im Familienalbum des Schreibenden). Man kann sie digital reproduzieren, doch auch bei Auflicht geht in der Reproduktion die Tiefe verloren. Hier würde sich in Lausanne, z.B. in Zusammenarbeit mit der EPFL und Memoriav ein neues Feld für Forschungen öffnen.

Weiterführende Informationen in den Beiträgen von Luc Debrain in Le Temps und auf Spiegel-Online.

2 Kommentare zu “Impossible Project: Nun kämpft das Elysée um die Bilder”

  1. Danke Michael. Ich wollte genau dies ansprechen. Originale Polas sind keine Prints. Die Mehrschichtigkeit der Emulsion ist ein entscheidendes Merkmal und ist nach meinem Wissen restauratorisch eine Herausforderung, vergleichbar mit Daguerreotypien. Ich selbst habe in den achtziger Jahren viel mit der SX-70 fotografiert. Die Bilder waren stets in Dossiers, praktisch lichtdicht, doch sie lösen sich auf, kleben aneinander. Wenn jemand als Sammler einen Pola-Warhol kauft, muss er sich sehr gut überlegen, wie lange er ihm dann noch Freude bereitet.

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