Urs Tillmanns, 4. November 2022, 16:00 Uhr

Paris im November – ganz schön viel los

Wer an Fotokunst interessiert ist und im November ein paar Tage in Paris verbringen möchte, kommt voll auf seine Rechnung. Hauptattraktion ist die Paris Photo als weltgrösste Ausstellung der Fotogalerien – auch wenn sie Corona-bedingt 2020 ausfiel und letztes Jahr erstmals nicht mehr im legendären Grand Palais stattfand, sondern neu im Grand Palais Ephémère auf dem Champ de Mars beim Eiffelturm – dieses Jahr nun vom 10. bis 13. November 2022.

 

Bereits zum zweiten Mal findet die Paris Photo im Grand Palais Ephémère auf dem Champ de Mars beim Eiffelturm statt (Foto © Patrick Tourneboef, Tendence Floué / Paris Photo)

Die Paris Photo, die grösste Fotokunstmesse der Welt, feiert dieses Jahr seine 25. Durchführung und vereinigt dazu wiederum 134 Galerien aus 29 Ländern, 34 internationale Verleger, Künstler, Institutionen, Sammler und Kuratoren aus der ganzen Welt. Sie ist zugleich eine umfassende Standortbestimmung der kontemporären Fotografie und ein Spiegel der klassischen Fotokunst sowie ein Katalysator für Begegnungen und Austausch für alle Kunstinteressierten, Galeristen, für Verleger und Buchhändler, die sich für die Verbreitung der Fotografie einsetzen. Auch sind an der Paris Photo insgesamt zehn Themenausstellungen zu sehen.

Die Präsenz von Fotografinnen ist ein deutlicher Schwerpunkt der Paris Photo, vor allem mit dem Bereich Elles x Paris Photo, einem Programm, das in Partnerschaft mit dem Kulturministerium und die Sichtbarkeit von Künstlerinnen und ihre Position in der Fotografie fördern will. Sehen Sie dazu das Video mit Frederica Chiocchetti der Direktorin des Kunstmuseums Le Locle, welche diesen Bereich massgebend kuratiert hat.

 

Rossy de Palma hat eine Auswahl von 25 Kunstwerken zusammengestellt hat, welche die Besucher an den Ständen der Galerien entdecken können

Ehrengast der 25. Paris Photo ist die Schauspielerin und multidisziplinäre Künstlerin Rossy de Palma. Sie hat eine Auswahl von 25 Kunstwerken zusammengestellt hat, welche die Besucher an den Ständen der Galerien entdecken können. Dies ist zugleich eine Gelegenheit für Rossy de Palma, ihre persönlichen Favoriten öffentlich zu präsentieren.

 

Im Sektor Curiosa zeigt Holly Roussell 16 Künstlerprojekte von aufstrebenden Künstlern

Unter der Leitung von Holly Roussell widmet sich der Sektor Curiosa den aufstrebenden Künstlern, 16 Künstlerprojekte vor, die den Fokus auf die Interdisziplinarität und die Vielfalt der künstlerischen Praktiken, die auf sowie die fotografische Erforschung jenseits des Genres des traditionellen Mediums.

Weitere Informationen zur Paris Photo  gibt es auf der Website www.parisphoto.com/

 

Photo Saint-Germain – ein Quartier voller Fotografie

Bereits seit dem 3. und noch bis 19. November 2022 findet im Quartier Saint-Germain das gleichnamige Fotofestival statt. Insgesamt 35 Museen, Kulturzentren, Galerien und Buchhandlungen (siehe Link) haben Fotografie zum Thema und stellen klassische oder avantgardistische Fotokünstler oder breite Bilder- und Buch-Sortimente aus. Der Besuch aller Institutionen ist kostenlos, man trifft interessante Leute, darunter auch bekannte Fotografen, denen sonst kaum begegnet. Zudem herrscht in dem malerischen Quartier mit den vielen Bistrots eine ausgelassene Stimmung, die typisch für Paris ist. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.photosaintgermain.com

35 Museen, Kulturzentren, Galerien und Buchhandlungen im Quartier Saint-Germain haben Fotografie zum Thema

 

Teil der Photo Saint-Germain ist «Polycopies», der Salon von rund 80 unabhängigen Herausgebern, die auf dem Seine-Schiff «Concorde Atlantique» beim Port de Solferino zu finden sind. Darauf fühlt man sich wie in einer grossen Bibliothek voller Bücher über Fotografie, zur Technik, Praxis, dann Bildbände, Essays und vor allem viele Titel kleiner, unbekannter Verlage, die man kaumwo findet. Dieses spezielle Bücherfestival gibt es erst seit wenigen Jahren, aber es ist im Rahmen der vielen November-Veranstaltungen bereits zu einem beliebten Treffpunkt von Sammlern, Fotografen, Verlegern und Autoren geworden. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

 

Fotografie – überall in der Stadt

Aber nicht nur diese Festivals bestimmen im November das Fotoleben von Paris, denn es gibt, gemäss dem Katalog von Paris Photo, gleichzeitig rund 50 spannende Fotoausstellungen in den vielen Museen und Galerien der Seinestadt. Hier ein paar Highlights:

• Im Maison Européenne de la Photographie ist die Ausstellung «Journal unkrainien» von Boris Mikhaïlov noch bis 15. Januar 2023 zu sehen, der zu den einflussreichsten Fotografen Osteuropas gehört. Infos >

 

• Die Fondation Henri Cartier-Bresson eröffnet am 8. November mit der Ausstellung «Laboratoire des formes» von Jan Groover, die in Zusammenarbeit mit dem Musée Elysée in Lausanne entstanden ist. Infos >

• Das Musée de la Libération de Paris zeigt in der Ausstellung «Femmes photographes de Guerre» beeindruckende Kriegsreportagen der Fotografinnen Lee Miller, Gerda Taro, Catherine Leroy, Christine Spengler, Françoise Demulder, Susan Meiselas, Carolyn Cole et Anja Niedringhaus. Infos >

 

• Um klassische Fotografie geht es im Maison des Arts – Antony mit der Ausstellung «Robert Doisneau, à l’imparfait de l’objectif», einer der bekanntesten französischen Fotografen, der vor allem mit seinen Bildern des Strassenslebens von Paris der 1940er bis 60er-Jahre berühmt geworden ist. Infos >

• Im Maison de l’Amérique latine ist die Ausstellung «Gisèle Freund, Ce Sud si lointain» zu sehen, mit Werken, welche Gisèle Freund in den 1940er- und 1950er Jahren in Lateinamerika realisiert hatte – viele davon in Farbe. Infos >

 

• Das Espace Frans Krajcberg präsentiert Yann Arthus-Bertrand mit seinen Werken «Obsession!». Yann Arthus-Bertrand ist von der Schönheit der bedrohten Natur fasziniert und stellt ihre Zerbrechlichkeit und Vielfalt in eindrucksvollen Bildern dar. Infos > 

• Das Musée d’Art moderne im 16. Arrondissement präsentiert Zoe Leonard mit ihren Werken unter dem Titel «Al río / To the River». Die amerikanische Fotografin produziert seit Ende der 1980er Jahre ein konzeptuelles und engagiertes Werk, das jetzt erstmals in Paris gezeigt wird. Infos >

 

 

«Reverser ses Yeux – autour de l’arte povera 1960 – 1975: photographie, film, video» benennt sich die Ausstellung im Musée Jeu de Paume, die sich mit der Nutzung der Medien – Fotografie, Film, Video – durch italienische Künstler der 1960er und frühen 1970er Jahre befasst. Infos >

 

Was dieses Jahr im November nicht stattfindet

Der Salon de la Photo als eine der wichtigsten Foto-Neuheitenmesse, die erstmals nicht mehr gleichzeitig mit der Paris Photo stattfand (Fotointern berichtete)  und von der Paris Expo Porte de Versailles in die Grande Halle de la Villette im Norden von Paris umzog. Der Zeitpunkt anfangs Oktober (6. bis 9. Oktober 2022) mag ungünstig für die wichtigste Foto-Publikumsmesse erscheinen, doch sind die Organisatoren mit der diesjährigen Besucherzahl von rund 30’000 zufrieden.

Fotofever, die «kleine Paris Photo» (fotointern berichtete), die während elf Jahren immer gleichzeitig mit der Paris Photo im Carrousel du Louvre durchgeführt wurde, macht eine Denkpause und sucht nach einem neuen Konzept. Dabei war das alte, mit der Ausstellung von bis dato rund 500 Galerien aus 80 Ländern und um die 100’000 vor allem jungen Besuchern, die man zum Sammeln von Fotografie animieren wollte, gar nicht so schlecht. Mal sehen, ob das neue Konzept 2023 schon greift. Weitere Infos dazu gibt es unter www.fotofever.com 

Dennoch: «Paris ist eine Reise wert», weil die Seinestadt mit viel Fotokunst, mit ihrer herbstlichen Stimmung und in der Vorweihnachtszeit ihren besonderen Charm ausspielt.

Urs Tillmanns

Lesen Sie auch:

• «Paris im Zeichen der Neuheiten und der Fotokunst» Fotointern 09.11.2019

 

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