Christoph Jehle, 1. Januar 2020, 07:00 Uhr

Ausblick: Was erwartet uns im Fotojahr 2020?

Noch liegen viele Neuigkeiten gewissermassen wie unter einer Schneedecke verborgen – wie diese, welche Mechthild Jehle auf der Belalp fotografiert hat. Dass es diesen Winter bisher relativ wenig Schnee hat, soll kein Omen dafür sein, dass 2020 nur wenige Neuheiten kommen – im Gegenteil.

Das kommende Jahr bringt für die Fotobranche zumindest eine bedeutende Veränderung. Die Photokina wird nun nicht mehr Ende September, sondern vom 27. bis 30. Mai 2020 stattfinden. Sie folgt somit im zweiten Quartal nach zwei anderen internationalen Branchenmessen. Den Auftakt im jährlichen Messereigen bildet die CES, die vom 7. bis 10. Januar in Las Vegas eröffnet und vom 27. Februar bis zum 1. März von der CP+ (Camera & Photo Imaging Expo) im Pacifico und der Osanbashi Hall in Yokohama gefolgt wird.

Obwohl sich Fotointern nur ungern auf Gerüchte einlässt, sondern lieber über konkrete Neuheiten umfassend berichtet, gibt der Jahreswechsel und der Ausblick auf 2020 doch Anlass zu einigen Spekulationen – einige davon noch oberflächlich, andere schon tiefgründiger.

Canon stieg 2019 mit der spiegellosen R-Vollformatkameras in den Markt – eine Modellreihe, die 2020 sicher weiterentwickelt werden wird.

Canon hat inzwischen zwei Sensorgrössen bei den DSLRs im Angebot sowie mit dem EOS RF- und dem EOS M-System zwei spiegellose Systeme, die nicht nur mit neuen Objektiven sondern auch mit aktuellen Kameras versorgt werden müssen. Beim M-System steht ein Nachfolger für die EOS M50 an, der Mark II oder EOS M60 genannt werden könnte und mit einem 32,5 Megapixel-APS-C CMOS-Sensor und einem verschwenkbaren Display ausgestattet sein könnte und im September vorgestellt werden könnte. Schon im Juli könnte eine weitere EOS M-Kamera das licht der Welt erblicken, die mit einem 24 Megapixel APS-C-CMOS-Sensor und einem verschwenkbaren Touch-Screen ausgerüstet sein könnte. Beim EOS R-System könnte noch einen Kamera am oberen Ende der Linie kommen. Canon hat dazu jedoch noch keine Aussagen gemacht.

Für das DSLR-Flaggschiff von Canon, die EOS-1D X Mark III werden 6K-Video und 4K ohne Crop-Faktor erwartet. Auch scheint ein 5-Achsen-Bildstabilisator im Bereich des Möglichen, weil Canon in diesem Punkt sicher nicht hinter Nikons kommender D6 zurückstehen will. Das spricht auch für eine Präsentation vor den Olympischen Spielen in Tokio.

Eher im Feld der Spekulation findet sich die Information über eine hybride Canon-Kamera, die sowohl mit EF- als auch mit RF-Objektiven nutzbar wäre. Da sich die beiden Bajonette durchaus ähneln sollen, scheint das Haupthindernis im unterschiedlichen Auflagemass zu liegen, das Canon den Gerüchten zufolge mit einem Sensor lösen will, der nach vorne und hinten verschoben werden kann, damit sich das Auflagemass an das jeweilige Objektiv anpasst. 

 

Pentax hat bereits mehrfach den Prototyp einer neuen APS- Spiegelreflexkamera gezeigt. Wir erwarten sie zur CP+ Ende Februar

Pentax hatte mit der K-01 vor Jahren kurzzeitig eine Spiegellose Systemkamera mit K-Bajonett im Angebot, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Die Marke Pentax ist in der Folge wieder ganz zu den DSLRs zurückgekehrt und will 2020 ein neues Flaggschiff der K-Serie mit APS-C Sensor vorstellen. Details der Kamera sind bislang noch nicht bekannt.

 

 

Schon auf der CES in Las Vegas könnte das Nachfolgemodell der Nikon D750 vorgestellt werden. Das  Profikamera D6 ist eher zur CP+ Ende Februar zu erwarten. 

Schon in wenigen Tagen könnte Nikon auf der CES den Nachfolger der D750 vorstellen, der wohl den Namen D780 tragen wird. Zur CP+ Ende Februar 2020 könnte dann die Vorstellung der Anfang September 2019 angekündigten D6 erfolgen, die über Features wie eine interne Bildstabilisation verfügen soll, welche die Z-Modelle schon haben. Das AF-S Nikkor 1:2,8/120–300 mm E FL ED SR VR sollte spätestens rechtzeitig zu den olympischen Spielen in Tokio verfügbar sein, die am 24 Juli 2020 beginnen. Auch wird ein Nikkor Z 2.8/70-200 mm S- Objektiv für die Z-Kameras erwartet. Weitere Z-Objektive wurden schon im Oktober 2019 mit der neuen Roadmap angekündigt.

 

Die Fujifilm X-H1 dürfte 2020 ein Nachfolgemodell erhalten. Oder kommen interessante Zusatzeigenschaften in eine mögliche X-T4?

Bei Fujifilm könnten noch im 1. Quartal 2020 zwei neue Kameramodelle vorgestellt werden. Eines davon könnt mit der X100V die Ablösung der aktuellen, nicht mehr ganz taufrischen X100F sein. Auch eine Fujifilm X-H2, die schon für 2019 als Nachfolger der X-H1 erwartet wurde, könnte in 2020 das Licht der Welt erblicken. Denkbar erscheint auch, dass im 3. oder 4. Quartal eine T-4 mit einem internen Bildstabilisator die T-3 ablösen wird und gleichzeitig die X-H1 ersetzen wird. Zudem wird schon für Januar mit einer neuen Mittelformatkamera von Fujifilm gerechnet.

Auch Olympus hat gegen Ende 2019 eine neue Roadmap für seine Objektive vorgestellt. Darin wird ein M.Zuiko Digital ED 150-400 mm F4.5 TC1.25x IS PRO angekündigt. Zudem soll es 2020 zwei weitere M.Zuiko-Objektive geben, das ED 100-400 mm F5.0-6.3 IS und das ED 12-45 mm F4.0 PRO.

Für Sony meldet Sonyalpharumors, dass die Sony A7 jetzt definitiv angekündigt wurde. Mit dem Aivascope 1.5x zeigte Sonyalpharumors einen anamorphen Objektivvorsatz als Video-Zubehör für Sony Vollformatkameras.

Panasonic hat zuletzt die Vollformatkameras mit Leica-L-Bajonett auf insgesamt drei Modelle ausgebaut. Bei den Objektiven kann man neben den insgesamt knapp einem Dutzend Ankündigungen von Sigma auch auf die bestehenden Modelle von Leica Camera zurückgreifen, doch will Panasonic ihr eigenes Objektivsortiment auch mit einem Macro-, einem Super-Teleobjektiv und zwei Festbrennweiten ergänzen, deren Spezifikationen noch nicht bekannt sind. Für des Bereich Micro Four Thirds wird von Panasonic für 2020 eine GH6 / GH6S erwartet.

Die Sigma fp, immerhin die kompakteste Spiegellose mit Vollformatsensor und Leica-L-Bajonett, ist inzwischen lieferbar und auch das Zubehör wie der elektronische Aufstecksucher ist bei manchem Händler zu finden. 

Die Reihe der L-Mount-Objektive wird Sigma 2020 mit interessanten Festbrennweiten weiter ausbauen, wie eine Roadmap vom Sommer 2019 zeigt

 

Manches Mal bietet schon ein Blick ins Ausland einen Ausblick auf neue Produkte, die möglicherweise auch vom europäischen Handel entdeckt werden und den Weg in die Schweiz finden können.

Die in China produzierten Kameratragesysteme von Cotton Carrier in den USA  ermöglichen das Tragen von bis zu zwei DSLRs am Körper und die einfache Lösung von der Befestigung für den schnellen Einsatz. Das kompakte Faltstativ «SwitchPod», das ebenfalls aus den USA angeboten wird, lässt sich sowohl als Tischstativ, als auch als Handgriff nutzen. Novoflex beabsichtigt im Mai neue Produkte vorzustellen, hält sich aber mit Details noch zurück. 

 

Die chinesische Marke TTArtisan dürfte 2020 mit drei bis vier Objektiven mit L-.Bajonett auf den Markt kommen.

Der chinesische Hersteller Shenzhen Mingjiang Optical Technology Co., Ltd. der unter der Marke TTArtisan auftritt, hat zum Ende des Jahres 2019 insgesamt vier KB-Vollformat-Objektive mit Leica-M-Bajonett vorgestellt oder zumindest angekündigt. Es sind dies ein 440 Gramm leichtes 2,8/11 mm Fisheye mit 11 Elementen in 7 Gruppen, 7 Blendenlamellen und 180°-Bildwinkel, das mit einem externen Sucher geliefert wird, eine Naheinstellgrenze von 17 cm, jedoch keine Messsucherkupplung besitzt. Dazu kommt ein 1,4/35 mm ASPH mit 8 Elementen in sieben Gruppen, 10 Blendenlamellen, 410 Gramm Gewicht und eine Naheinstellgrenze von 70 cm hat. Dazu kommt ein 1,5/21 mm mit 13 Elementen in 11 Gruppen sowie ein 0,95/50 mm, für das weitere Daten noch fehlen. Alle Objektive orientieren sich zumindest beim äusseren Design stark an den Objektiven aus Wetzlar.

Die Firma Machang Optical (Shenzhen) Co., Ltd. oder KamLan Optical (Shenzhen) Co .,Ltd. etablierte die Marke KamLang im Jahr 2016 und führt ihre Arbeit auf Teams aus China, Taiwan und Deutschland zurück. Es werden manuelle Objektive mit unterschiedlichen Anschlüssen für APS-C-DSLR und Spiegellose sowie Vollformat angeboten. Die Website ist zumindest in der englischen Version nur sehr lückenhaft implementiert.

Bislang offensichtlich nicht nach Westeuropa haben es die immer wieder aufgetauchten Objektive aus russischer Produktion geschafft. Der optische Bereich der Staatsholding «Rostechnologii»erhielt im Jahr 2012 den Namen «Shvabe» oder «Schwabe», der auf den deutschstämmigen Optik-Unternehmer Theodor Borissowitsch Schwabe zurückgeht. Auf der vergangenen Photokina wurde eine bei Leica Camera entwickelte Zenit M vorgestellt, die den westeuropäischen Markt ebenso wenig erreichte wie das zeitgleich präsentierte Zenitar 1,0/35 mm-Objektiv. Ein Zenitar 0.95/50 mm FE mit Sony FE-Anschluss ist kürzlich in den USA aufgetaucht.

 

Die NWS Instrumenst AG in Lenzburg hat 2019 kein fertiges Produkt präsentieren können. 2020 könnte für den neuen Schweizer Objektivhersteller interessant werden.

Ebenfalls ruhig geblieben ist es um die in Lenzburg beheimatete Firma NWS Instruments AG, die ein 3,5/23 mm-Apo-Weitwinkel-Objektiv für einen Bildkreis von 70 mm, ein 3,2/110 mm APO Macro Telephoto für einen Bildkreis von 55 mm sowie ein modulares Positionierungsgerät angekündigt hatten, jedoch im August 2019 die letzte News herausgegeben hatten.

Nichts mehr hört man seit Monaten von der analogen SLR mit dem Namen «Reflex». Offensichtlich konnte das Projekt keinen Hersteller für einen KB-Schlitzverschluss gewinnen. Auch die als Elbaflex geplante Auferstehung einer abgerüsteten Kiev 19 schaffte den Sprung zur Realisierung nicht und war letztlich der Einstieg in den Untergang der net SE in Koblenz. Übriggeblieben von diesem Abenteuer ist letztlich die Marke Meyer Optik Görlitz, die zusammen mit dem Warenbestand von der OPC Optical Precision Components Europe GmbH in Bad Kreuznach übernommen und inzwischen wohl abverkauft wurde. Zumindest sind im Online-Shop von Meyer Optik Görlitz derzeit keine Objektive erhältlich.

 

Kam nicht 2019: die Zeiss ZX1. 2020?

Ebenfalls nicht auf dem Markt verfügbar ist die zeitgleich mit der vergangenen Photokina in Köln präsentierten spiegellose Zeiss ZX1, die Anfang des Jahres 2019 erhältlich sein sollte. Ob sie 2020 im Markt verfügbar sein wird, ist nach wie vor ungewiss.

Anders sieht es bei der Züricher Firma Alpa Capaul und Weber aus, hat man dort doch zum Jahreswechsel die ALPA Switar Cine Primes mit Bildkreisen von 70 mm für Bildformate bis zur Alexa 65 und Ultra Panavision 70 mm vorgestellt. Im Cine-Bereich langezeit bekannt für Objektive für die Bolex 16 mm-Kameras, eignen sich die aktuellen Switare für alle bekannten digitalen Cine-Sensorformate und kann auch mit der Fujifilm GFX100 und der ALPA Platon. Es werden nur komplette sechsteilige Sätze von Switar Cine-Optiken mit den Brennweiten 35, 45, 55, 80, 140, 210 verkauft. Die Distanzskala ist je nach Ausführung in Meter oder Fuss augelegt. Ein 24 mm- und ein 120 mm-Makro-Objektiv befinden sich nach Angaben von Alpa noch in Vorbereitung.

Was im kommenden Jahr nach Aussage von ars-imago definitiv wieder kommt, ist die inzwischen weitgehend ausverkaufte Lab-Box zur Entwicklung von 135-KB-, bzw. 120-Rollfilm in einer Neuauflage. Sie stiess als einzige Tageslicht-Entwicklungsdose auf grösseres Interesse als der Hersteller erwartete.

Das Fotojahr 2020 wird sich so oder so interessant gestalten, mit vielen Neuheiten schon auf der CES, dann aber auch auf der CP+, die als «Heimmesse der Japaner» auf immer mehr internationale Bedeutung gewinnt, und letztlich auf der Photokina, die mit ihrer jährlichen Durchführung im Frühjahr eine neue Position erreichen will.

Fotointern wünscht den Leserinnen und Lesern ein glückliches und motivreiches Fotojahr 2020 und dankt ihnen für die Lesetreue.

Christoph Jehle

6 Kommentare zu “Ausblick: Was erwartet uns im Fotojahr 2020?”

    1. Gern geschehen.
      Ja, Zeit wäre es. Aber Sinn würde es nur machen, wenn sich nicht bloss die Zahl im Namen, sondern einiges an Specs ändern würde.

  1. Da fehlen doch einige Kameras, die in der Gerüchteküche gehandelt werden und viele längst überfällige. Nur ein Beispiel dafür ist die Sony Alpha 7S III. Auch werden die D6 und die EOS 1D X III sicher nicht erst zur Olympiade präsentiert werden. Ich vermute in den nächsten Wochen. Die Sortfotografen müssen sie frühzeitig kaufen können. Interessant an den Modellen soll viel aus den DSLMS bekannte Technik sein. Auch fehlt der Hinweis zum Ektachrome als 120 Film. Er ist mancherorts schon da. Was dagegen ein Tragesystem für zwei Kameras einer in der Schweiz nicht angebotenen Marke angeht, ist das doch kaum erwähnenswert. So etwas gibt es schon mindestens seit vorletztem Jahrzehnt.

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