Markus Zitt, 2. Januar 2022, 16:30 Uhr

Lichtblicke und Highlights: Rückblick auf die Kameras 2021 und Ausblick auf 2022

Erst einmal wünscht Fotointern Ihnen alles Gute, viel Erfolg und beste Gesundheit für 2022 sowie auch weiterhin viel Freude am Fotografieren, aber natürlich ebenso beim Lesen von Fotointern.

In den vergangenen Jahren haben wir um den Jahreswechsel herum stets zwei Artikel – einen Rückblick und einen Ausblick auf Neuheiten und Trends der Fototechnik – publiziert. Im «Rückblick» resümierten wir die wichtigsten Trends beim Fotoequipment und haben dazu alle publizierten Kamera- und Objektivneuheiten samt Links zu unseren News-Artikeln aufgelistet (Beispiel: «Rückblick auf 2020»). Im «Ausblick» als zweiten Artikel haben wir uns dann jenem gewidmet, was das neue Jahr an Neuheiten bringen dürfte, könnte und sollte (Beispiel: «Ausblick auf 2021»).
Dieses Mal machen wir es aus aktuellem Anlass etwas anders und fassen den Rückblick und den Ausblick in einem Artikel zusammen – nämlich in diesem.

Änderung bei Fotointern: Doch alles bleibt gleich!

Der aktuelle Anlass: Wie Sie, liebe Leserin/lieber Leser, bereits in unserem Artikel zum Jahresende «In eigener Sache: Rollentausch» lesen konnten, gibt es eine personelle Änderung bei Fotointern. Urs Tillmanns, der Gründer, Betreiber und Leiter von Fotointern, wollte altershalber sein Arbeitspensum reduzieren und hat deshalb zum Jahreswechsel die Leitung an Markus Zitt übergeben.

Bislang war Urs Tillmanns der Chef mit 100%-Arbeitspensum und Markus Zitt ein Redaktionsmitglied mit Teilzeitpensum. Nun wurden die Rollen getauscht und Markus Zitt übernimmt die Verantwortung und all die aufwändigen Aufgaben, die «hinter der Kulisse» für den Betrieb einer Website wie Fotointern.ch nötig sind. Während sich Urs Tillmans etwas mehr Zeit für sich gönnt, wird er aber weiterhin für Fotointern tätig sein. Dieser Rollenwechsel ist also kein Abschied.
Urs Tillmanns wird weiterhin regelmässig Artikel schreiben, sich dabei aber mehr auf seine Lieblingsthemen konzentrieren, zu denen Berichte über Events und Ausstellungen, die Buchbesprechungen und auch fotohistorische Themen gehören. Ausführlich ist dies im erwähnten Artikel nachzulesen.

 

Kein Abschied: Urs Tillmanns wird weiter für Fotointern schreiben.

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Mit dem Rollentausch ändert sich also nichts am Konzept, dem Inhalt oder der Form von Fotointern als tagesaktuelles Online-Medium zu den Themen Fotografie und Imaging mit Nachrichten zur Fototechnik und zur Fotokultur mit Fokus auf die Schweizer Fotoszene.

Markus Zitt ist seit über zehn Jahren für Fotointern als Autor und als Redaktionsmitglied tätig. Er war fast täglich mit dem Redigieren und Veröffentlichen von tagesaktuellen Informationen über Neuheiten und Trends in der Fotobranche befasst und hat nun zusätzlich die Leitung inne.

Hier sein Statement: «Ich finde Fotointern und viele der Inhalte auf dieser Website zu wertvoll und auch zu wichtig für die Fotobranche und für die Gemeinschaft der Fotointeressierten. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Fotointern weiterzuführen. Anders als dies bei einer Übernahme der Fall wäre, will ich Fotointern nicht ummodeln, sondern ich will es in der bewährten Art und Weise weiterführen. Nichtsdestotrotz bin ich für konstruktive Anregungen dankbar.
Ich hoffe, dass mir die Einarbeitungs- und Übergangsphase möglichst reibungs- und problemlos gelingen möge, zumal diese parallel zu meinen sonstigen Arbeiten geschehen muss. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und die Verantwortung, bin aber auch selbst sehr gespannt auf die Zukunft von Fotointern und danke an dieser Stelle Urs Tillmanns für seine bisherige und künftige Arbeit an Fotointern sowie für sein Vertrauen.»

Rückblick auf 2021 und seine Fotoneuheiten und -trends

Das Jahr 2021 war das zweite der Covid-19-Pandemie, die seit ihrem Beginn so ziemlich auf jeden Bereich des Lebens und den Alltag fast aller Menschen sowie auf die Gesellschaft, die Kultur und die Wirtschaft erhebliche und gravierende Auswirkungen hatte und noch immer in vollem Masse hat. Als ob die Pandemie nicht genug wäre, gab es in 2021 zudem eine Häufung gravierender Wetterkatastrophen, die Leben und Existenzen vernichteten – und dies nicht nur in fernen Gebieten.

Die kleine in einer Kirche stattfindende Fotomesse «Fotografie`21 Basel» (Foto) gehört – wie das zur gleichen Zeit in Olten durchgeführte Fotofestival IPFO – zu den wenigen Veranstaltungen in 2021, die ohne nennenswerte Einschränkungen stattfinden konnten. Veranstaltungen in der kalten Jahreshälfte hatten es schwerer. So musste der Digitalevent in Baden bereits zum zweiten Mal Pandemie-bedingt abgesagt werden.

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2021 war in vielerlei Hinsicht ein schwieriges Jahr und noch gezeichnet von den Pandemie-Gegenmassnahmen des Vorjahres 2020, als damals zeitweise das öffentliche und kulturelle Leben sowie ganze Wirtschaftszweige in den meisten Ländern lahm gelegt wurden. Dazu kamen dann 2021 die Auswirkungen der Gegenmassnahmen des laufenden Jahres 2021, wobei diese Massnahmen nicht ganz so extrem und radikal wie im ersten Jahr ausfielen. Nichtsdestotrotz haben sich die negativen Folgen für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft dieser zwei Jahre kumuliert. Jeder dürfte die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Kultur zusammen mit denen, die direkt sein Leben und das seiner Familie betrafen, gespürt haben.

Für die Fotoszene bedeutete dies viele abgesagte oder stark eingeschränkte Veranstaltungen von Ausstellungen bis zu Messen und sonstigen Anlässen, während die einzelnen Menschen und Unternehmen wirtschaftlich wohl ganz unterschiedlich betroffen waren und wohl noch immer sind. Auf den Markt mit Fototechnik haben sich diese schwierigen Bedingungen deutlich ausgewirkt, denn bei beachtlicher Nachfrage – aufgrund eines Nachholbedarfs, haben sich viele Produkte verzögert. Wegen des sprunghaft angestiegenen Bedarfs an Gütern weltweit, kam es zu noch immer anhaltenden Lieferengpässen und zu Problemen der Transportkapazitäten, was sich auf die Produktion von Gütern und die Versorgung mit entfernt produzierten Gütern auswirkte. Wegen der Probleme bei der Transportkapazität kam es zudem zu deutlichen Erhöhungen der Transportkosten, was dann auf die Marktpreise durchschlug.

Die bereits lange erwartete Panasonic Lumix GH6 gehört zu jenen Kameras, die 2021 auf den Markt kommen sollten, es letztlich aber nicht schafften. Sie ist nicht die einzige, aber zumindest eine, die immerhin offiziell vorangekündigt worden war.

 

Was die Fotobranche anbelangt, gab es einige in 2021 angekündigte Fotoprodukte, deren Markteinführung letztlich auf 2022 verschoben werden musste (Beispiel Panasonic Lumix GH6). Dem in vielen Branchen kursierenden Chipmangel sind auch bereits Fotoprodukte zum Opfer gefallen. So haben mehrere Kameraherstellerinnen offiziell die Produktion einiger Kameras und anderer Geräte zumindest vorderhand ausgesetzt. Beispiele sind die Sony Alpha 6400 und die Vlogging-Kompaktkamera Sony ZV-E10, aber auch die ältere, bis anhin noch immer produzierte Sony Alpha 7 II. Bei den fehlenden Chips geht es übrigens nicht um die Hauptbestandteile von Kameras wie Bildsensoren und Bildprozessoren, sondern um Chips für einfache Steuerfunktionen (z.B. Audio, Energie).

 

Kameraneuheiten 2021: mageres Angebot, fette Leistung

Symptomatisch für die wohl grösstenteils Pandemie-bedingten Probleme ist die geringe Zahl an Neuheiten in 2021. So wurden für den Schweizer Markt nur gerade 17 neue digitale Fotokameras vorgestellt. Darunter befanden sich nur eine einzige DSLR (Pentax K-3 Mark III) und eine Kompaktkamera (Ricoh GR IIIx), die verbesserte Nachfolgermodelle waren. Bei allen anderen Kameras handelte es sich um Spiegellose. Doch die reine, eher magere Zahl ist nicht entscheidend. Betrachtet man die Liste der Kameraneuheiten, sind die Hälfte davon ausgesprochen interessante Modelle, die mit starken Leistungen (schneller,  präziser Autofokus mit Objekterkennung, Serienbildtempo, Auflösung) und ausgefeilten Funktionen aufwarten und sich dementsprechend an versierte Hobby- oder gar an Profifotografen richten sowie in oberen Preisregionen angesiedelt sind. 

Die einzige neue Spiegelreflexkamera in 2021 war die Pentax K-3 Mark III mit Sensor im APS-C-Format (25,7 Mpx). Das schon lange und mehrfach vorangekündigte Topmodell des Pentax-DSLR-Systems bietet IBIS und zeitgemässe Ausstattung. Die DSLR kam im April auf den Markt und schiesst 12 fps Serienbilder/Sek und 4K-UHD@30/24p.

 

Chronologische Liste der in 2021 für die Schweiz angekündigten Kameras:

  • Sony Alpha 1 (Spiegellose, KB, E-Mount, Profimodell, 60 Mpx)
  • Fujifilm GFX 100S (Spiegellose, kleines Mittelformat, G-Mount, 102 Mpx, 4K@30P, Topmodell)
  • Fujifilm X-E4 (Spiegellose, APS-C, X-Mount, 26 Mpx, gehobenes Einsteigermodell)
  • Sigma fp L (Spiegellose, KB, L-Mount) siehe Praxisreport
  • Canon EOS M50 Mark II (Spiegellose, APS-C, EOS-M-Mount, 24,1 Mpx, Vlogger-/ Einsteigermodell)
  • Pentax K-3 Mark III (Spiegelreflex, APS-C, Pentax-K-Mount, 12 Fotos/Sek, 4K-UHD@30/24p, Topmodell). siehe Praxisbericht
  • Panasonic Lumix DC-GH5 II (Spiegellose, FT, MFT-Mount, 20 Mpx, 4K/60p, Video-Topmodell)
  • Panasonic Lumix DC-GH6 (Spiegellose, FT, MFT-Mount, Video-Topmodell, Einführung auf 2022 verschoben)
  • Olympus / OM System PEN E-P7 (Spiegellose, FT, MFT-Mount, Einsteigermodell)
  • Nikon Z fc (Spiegellose, APS-C, Z-Mount, 20,9 Mpx, 11 Fotos/Sek, 4K-UHD@30p, gehobenes Einsteigermodell)
  • Sony ZV-E10 (Spiegellose, APS-C, E-Mount, 24,2 Mpx, Vlogging-/Einsteigermodell)
  • Fujifilm GFX 50S II (Spiegellose, kleines Mittelformat, G-Mount, 50 Mpx, 4K@30p, gehobenes Einsteigermodell)
  • Fujifilm X-T30 II (Spiegellose, APS-C, X-Mount, 26 Mpx, gehobenes Einsteigermodell)
  • Ricoh GR IIIx (Kompaktkamera, APS-C, 24, 2 Mpx, eingebautes Objektiv, 4 Fotos/Sek, Edelkompakte)
  • Canon EOS R3 (Spiegellose, KB, R-Mount, 24 Mpx, 30 Fotos/Sek, Profimodell)
  • Sony Alpha 7 IV (Spiegellose, KB, E-Mount, 33 Mpx, 30 Fotos/Sek, 4K-UHD@(60)/30p, Mittelklasse)
  • Nikon Z 9 (Spiegellose, KB, Z-Mount, 45 Mpx, 20 Fotos/Sek, 8K@30p, Profimodell)

 

Nicht enthalten sind in der Liste Modelle, die ein kleineres Update erhalten haben, wie zwei ältere Alpha-7-Modelle, die nun als Sony Alpha 7R IV A und Sony Alpha 7R III A angeboten werden, oder längst eingeführte Kameras, die in kosmetischen Sondereditionen auf den Markt kamen. Die Canon M50 Mark II ist übrigens eigentlich eine 2020er Neuheit, doch wurde sie hierzulande erst im Februar 2021 vorgestellt und eingeführt. Andererseits enthält die Liste die Panasonic GH6, die zwar Ende Mai noch ohne Details für Ende 2021 vorangekündigt worden war, letztlich aber ihre definitive Ankündigung und Einführung erst in 2022 erfahren wird – vermutlich demnächst. Darüber hinaus sind gerade die im Herbst angekündigten spiegellosen Profikameras von Canon und Nikon aktuell nur in homöopathischen Dosen lieferbar. Man darf annehmen, dass ohne Pandemie 2020/2021, Chipmangel etc. die Liste wohl etwas umfangreicher wäre. Zumal viele erwartete Modelle wie die jährliche Version der Edelkompaktkamera Sony RX100 VIII oder die längst überfällige Bridge-Kamera Sony RX10 V nicht einmal gross als Gerüchte im Web kursierten.

Letztlich aber befindet sich die Kamerabranche noch immer in einer strukturellen Krise mit seit Jahren sinkenden Absatzzahlen, wie dies Statistiken der Vereinigung japanischer Kamerahersteller CIPA verraten. In den letzten Jahren sind die Auslieferungen auf deutlich unter 10 Prozent des Volumens des erfolgreichen 2000er Jahrzehnts gesunken. Zu den strukturellen Umwälzungen gehören auch die Verschiebung bei den Systemkameras von der Spiegelreflex zur Spiegellosen, wie auch die oben platzierte Liste der Kameraneuheiten offenbart. Mit der Vorstellung der Profimodelle von Canon und Nikon ist die letzte Bastion der DSLRs gefallen. Passend dazu hat im Frühling Sony ihre Spiegelreflex- bzw. SLT-Kameras des Alpha-A-Mount-Systems aus einigen ihrer Online-Shops – nicht aber jenen der Schweiz und von Deutschland – entfernt. Faktisch dümpelt(e) das einst von Konica Minolta übernommene System um den A-Mount jedoch schon lange nur noch herum. Dennoch hat dies in den betroffenen Ländern bzw. international für ein gewisses Aufsehen gesorgt.

Ebenfalls für einen Aufschrei und reisserische Titel hat vor einigen Tagen ein Interview einer japanischen Zeitschrift mit dem Canon-CEO Fujio Mitarai gesorgt. Er hatte erwähnt, dass in einigen Jahren die Entwicklung und Produktion der EOS-1-Reihe eingestellt werden würde. Viele rund um den Globus haben daraus die baldige Produktionseinstellung aller Canon-DSLRs hinein interpretiert, was nicht der Aussage entspricht – auch wenn dies sicherlich eines fernen, fernen Tages der Fall sein wird.

 

Die Kamera-Highlights 2021

Das Jahr 2021 startete eigentlich recht fulminant mit der Vorstellung des neuen Profimodells Alpha 1 für das E-System sowie der vergleichsweise günstigen und kompakten 100-Mpx-Mittelformatkamera Fujifilm GFX 100S.

Die neue Sony Alpha 1 (A1) löste zugleich die Alpha 9 II als Flaggschiff ab und erweist sich als schnell und hoch auflösend, denn sie schiesst bei 50 Mpx-Auflösung 30 Fotos pro Sekunde ohne störende Sucherdunkelphase. All dies ist gepaart mit dem wohl fortschrittlichsten Autofokus, denn hier hat Sony schon länger die Nase vorn (jedoch dicht gefolgt von Canon und bald auch von Nikon). Die Alpha 1 bietet einen Dynamikbereich von 15 Blendenstufen, ISO-Werte bis 102’400 und filmt in 8K-UHD@30p sowie in 4K-UHD@120p. Etwas abgehoben ist allerdings der Preis von rund 7800 Franken – insbesondere im Vergleich zu den später lancierten Konkurrenzmodellen von Canon und Nikon.

Die direkten Konkurrenten der Alpha 1 sind die Canon EOS R3 und die Nikon Z 9, die beide auf ein grosses Profigehäuse mit integriertem Hochformatgriff setzen. (Manche Fotografen schätzen/brauchen dies, andere nicht.) Beide Profimodelle bieten vergleichbare Leistung wie die Sony A1 für 7800 Franken, sind aber etwas günstiger als die A1. So liegen die UVPs für die Canon R3 bei 5979 Franken, während die Z 9 dagegen 6799 Franken kostet.

Die im Vergleich der drei Profis besonders günstige Canon R3 begnügt sich mit 24.1 Mpx (Back-illuminated Stacked CMOS-Sensor) und schiesst bis zu 30 Serienfotos/Sek mit AF/AE-Nachführung. Ihre kürzeste Verschlusszeit liegt bei beachtlichen 1/64‘000 Sekunde, wenn der elektronische Verschluss genutzt wird. Auch die R3 brilliert mit ihrem Autofokus (bis zu -7.5 LW), der die AF-Verfolgung von Menschen, Tieren, Rennmotorräder und Rennwagen beherrscht. Dazu bietet sie noch eine Augensteuerung (Eye Control) für die AF-Position. Die R3 filmt maximal in 6K@60p und erlaubt dabei Raw-Videoformate in voller Breite des Kamerasensors.

 

Das vertraute Gehäuse der Profi-DSLRs von Nikon kommt nun mit spiegelloser Technik. Die Z 9 setzt ausschliesslich auf einen elektronischen Verschluss.

 

Die Nikon Z 9 verfügt mit 45,7 Mpx nahezu über dieselbe Auflösung wie die Sony A1. Sie ist mit 20 Fotos pro Sekunde (fps) jedoch etwas langsamer, aber eben auch günstiger. Eine Besonderheit ist, dass die Z 9 ausschliesslich auf einen elektronisch Verschluss setzt, der übrigens 1/32’000 s erreicht. Bislang war der elektronische Verschluss, der zwar geräuschlos und verschleissfrei arbeitet sowie kürzere Verschlusszeiten erlaubt, stets mit dem Manko des Rolling-Shutter-Effekts behaftet. Durch das zeilenweise Auslesen des Sensor können schnell bewegende Bildelemente verzerrt abgebildet werden, was z. B. in Videos und Fotos von gebogenen Helikopterrotoren zu beobachten ist. Allgemein war erwartet worden, dass dereinst Bildsensoren mit Global Shutter, wie sie in einigen teueren Cinema-Kameras verbaut werden, auch bei Fotokameras Einzug halten und dieses Problem lösen. Nikon will das Auslesen so beschleunigt haben, dass ein mechanischer Verschluss unnötig ist. Die Praxis wird es zeigen, wie sich der Ansatz von Nikon bewährt.

Auch die Nikon Z 9 trumpft mit schnellem, präzisen Autofokua mit Motiverkennung von Menschen, Tieren und Fahrzeugen auf. Darüber hinaus ist die Z 9 die erste Nikon, die Videos in 8K@60p (8K-UHD, DCI 8K) aufzeichnen kann und dies zudem auch in einem eigenen Video-Raw-Format.

Fuji hat mit der GFX100s die 100-Mpx-Auflösung finanziell und physisch «tragbar» gemacht.

 

Ein weiteres Highlight des Jahres 2021 ist die bereits erwähnte Fujifilm GFX100S. Sie war eine positive Überraschung, denn sie beherbergt einen (kleinen) Mittelfomatsensor mit Integrierte Fünf-Achsen-Bildstabilisierung in einem kompakten, 900 Gramm leichten Gehäuse, das kaum grösser als Kleinbild-Vollformat-Kameras ausfällt. Zudem ist die Kamera auch kompakter als das bisherige, sperrige Profimodell GFX100. Zu all dem ist sie mit einem UVP von 6498 Franken auch noch bezahlbar – wenn auch nicht für jeden.

Die sehr kompakte Sigma fp L ist die mit 61 Mpx hoch auflösende Variante der bisherigen fp (24 Mpx) und äusserlich identisch. Hier ist sie mit angesetztem optionalem elektronischen Sucher abgebildet und zeigt ihr L-Bajonett und ihren Kleinbildsensor.

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Ein kleines Highlight, wobei «klein» hier wortwörtlich gemeint ist, kam von Sigma mit der fp L. Im Gehäuse einer Kompaktkamera steckt ein Kleinbild-Vollformatsensor. Dank dem L-Mount lassen sich viele L-Objektive von Sigma, Leica und Panasonic sowie von Drittherstellern verwenden. Interessant ist die Kamera auch durch ihre Filmfunktionen und Aufnahmemöglicheiten in verschiedenen Video-Raw-Formaten.

Mit der vierten Version hat Sony auch ihr Standardmodell aktualisiert. Die Alpha 7 IV hat einiges von dem ein halbes Jahr zuvor lancierten Profimodell Alpha 1 mitbekommen, so auch den brillanten Autofokus. Vorbei scheint auch die Zeit des 24- Mpx-Sensors zu sein, denn die vierte Generation der Alpha 7 trumpft mit 33 Mpx auf.

 

Kurzer Ausblick auf 2022

Das neue Jahr startet gleich mit der alljährlichen Messe CES (Consumer Electronics Show), die dieses Jahr wieder als physische Messe vom 5. bis 8. Januar 2022 in Las Vegas durchgeführt wird. Entgegen ihrem Namen ist die Bedeutung der Messe schon lange nicht mehr auf klassische Unterhaltungselektronik beschränkt, sondern hat sich für viele Branchen als bedeutende Plattform für Produkte und Neuheiten-Vorstellungen etabliert. So werden denn auch Firmen aus Branchen wie IT, Gaming, Telekommunikation und Automotive u.a. mit Neuheiten aufwarten.
Die Messe, die 2020 noch normal stattfand, dann 2021 nur virtuell durchgeführt werden konnte, steht jedoch aktuell unter dem schlechten Stern in Form der Omikron-Virusvariante. Infolge der rasch steigenden Fallzahlen haben in den vergangenen Tagen viele Aussteller (Google, Microsoft, AMD, Intel, Mercedes usw.) ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt oder angekündigt mit weniger Mitarbeitern teilzunehmen. Die Messe findet aber weiterhin statt, wird nun aber bereits am 7. Januar enden. Dies dürfte letztlich aber keinen Einfluss auf die Produktankündigungen haben, die in den ersten Januartagen erfolgen sollen.
Wie es dagegen bei den anderen für Foto und Video relevanten Messen der nächsten Zeit aussieht, werden die Entwicklungen der kommenden Wochen zeigen. Gemäss aktuellem Stand sollen diese physisch durchgeführt werden. Hier eine Liste der wichtigen Messen für Freunde des Bildermachens.

  • CP+ in Yokohama, vom 22. bis 27. Februar 2022: Zur und an der nationalen Fotomesse dürften alle japanischen Kamera- und Objektivherstellerinnen gleich mehrere Neuheiten präsentieren. Die Messe ist der Startschuss für die Frühlingsneuheiten.
  • Mobile World Conference (MWC) in Barcelona, 28. Februar bis 3. März 2022: Im Vorfeld und an der international bedeutendsten Mobilfunkmesse dürften ausser Apple alle Marken ihre Neuheiten-Produktportfolios für 2022 präsentieren, wobei uns hier vor allem die Smartphones mit ihren neusten Foto-und Videoaufnahmefunktionen für Bildermacher interessieren.
  • NABshow in Las Vegas 23. bis 27. April 2022: Vor und an der nationalen, jedoch international bedeutenden Broadcasting-Messe des US-amerikanischen Wirtschaftsverbands National Association of Broadcasters dürfte die eine oder andere Video-/Cinema-Kamera sowie allerlei nützliches Aufnahmeequipment kommen.

Aktuelle Informationen zu diesen Messen und anderen Veranstaltungen finden Sie wie gewohnt in unserer Fotoagenda, die sie über unsere Navigation oder über Fotoagenda.ch erreichen.

Wegen der CES als Messe für Unterhaltungselekronik (UE) sind also zum Jahresauftakt vor allem in diesem Bereich Videokameras zu erwarten, auch wenn die Consumer-Camcorder inzwischen ein vergleichbares Schicksal wie die Fotokompaktkameras ereilt hat. Statt Camcorder verwenden Menschen heute vorwiegend ihre Smartphones zum Filmen – während versiertere Hobbyflmer eher auf Fotokameras mit ihren ausgefeilteren Möglichkeiten und grossen Sensoren setzen. Übrigens Video-Profigeräte werden typischerweise eher später angekündigt und zwar im Vorfeld der NABshow.

Als wichtige Herstellerinnen von Fotokameras dürften vor allem die UE-Veteranen Panasonic und vielleicht auch Sony Foto-Neuheiten zur CES präsentieren. Bei Panasonic steht ohnehin die verschobene Markteinführung der Lumix GH6 für Videofilmer an. Denkbar wäre auch ein weiteres Modell für die L-Vollformat-Serie. Panasonic war auch immer erfolgreich mit Kompaktkameras und könnte nach der Pause von 2021 durchaus mal wieder das eine oder andere Traveler-Zoom-Modell – eine Kompaktkamera mit Superzoom – einführen. (Gerüchte gab es dazu aber keine, zumal sich auch die Gerüchteküchen momentan nur auf Systemkameras zu konzentrieren scheinen.) Sony als ein weiteres Unternehmen, das ursprünglich aus der UE-Branche stammt, hat sich in der Vergangenheit an der CES stets zurück gehalten, sodass wir da nichts direkt zum Jahresauftakt aber sicherlich in den ersten zwei Monaten erwarten dürfen. Von Sony wäre eigentlich mal wieder eine Systemkamera mit kleinem Sensor im APS-C- bzw. Halbformat angesagt, aber auch die Bridge-Kamera RX10 IV ist schon ziemlich in die Jahre gekommen. Zudem vermisste man 2021 das inzwischen alljährliche Modellupdate der Edelkompaktkamera RX100.

Während bislang vor allem Sony und Canon die Vlogger/innen bediente, könnten bald auch andere auf den Vlogging-Zug aufspringen wollen.Auch andere Kameraherstellen dürften den Trend nicht ohne eigene Modelle vorbeiziehen lassen. 

Zum Jahresauftakt wird von Leica eine Kamera zu ihrem Messsucher-System erwartet, nachdem sie schon Ende 2021 hätte angekündigt werden sollen. Die neue M11 geistert bereits seit Monaten durchs World Wide Web und soll wohl etwas mehr als bisherige M-Modelle aktuelle Fototechnik integriert haben. Manche spekulieren sogar auf einen elektronischen Sucher anstelle des optischen Messsuchers. Auch soll ein Touchscreen an Bord sein, und die Kamera soll über eine hohe Auflösung (ev. 60 Mpx) und einen üppigen Onbord-Speicher verfügen.

Während Canon sich in 2021 voll auf ihr Flaggschiff EOS R3 konzentrierte und sonst keine neue Kamera vom Stapel liess, sollen im ersten Quartal 2022 gleich mehrere Kameras kommen. Gerüchtemässig kursiert eine neue EOS R5, zumal deren Abverkauf durch ein Cashback forciert wurde, was aber ebenso für die anderen R-Modelle gilt. Die neue R5 könnte eine R5 Mark II oder eine Variante für Filmschaffende sein (EOS R5 C). Des Weiteren sindbei Canon für dieses Jahr 2022 durchaus weitere Nachfolgemodelle für Spiegellose der Einsteiger- und Mittelklasse angesagt, zumal die EOS R und die EOS RP nicht mehr zeitgemäss scheinen. Auch eine günstige Einsteiger-DSLRs scheint nicht komplett unmöglich. Seit anderthalb Jahren kursieren zudem Gerüchte über eine R-Kamera mit kleinem APS-C-Sensor, was dann aber die Existenzberechtigung des leidlich erfolgreichen EOS-M-Systems endgültig in Frage stellen würde.

Apropos APS-C-Format: Hier dominiert Fujifilm mit ihren bei Fotofans, Hobby- und Profifotografen beliebten Systemkameras der X-Serie schon länger das Geschehen. Hier sollen in den kommenden Wochen (vielleicht zur CP+) gleich zwei «X-H2»-Modelle angekündigt werden, von denen eines mit dem inzwischen länger etablierten 26-Mpx-Sensor und eines mit hoher Auflösung von 40 Mpx ausgestattet sein soll.

Wird die 2018 eingeführte und hier abgebildete Fujifilm X-H1, die schon wenige Monate später durch die X-T3 bedrängt wurde, nun in den nächsten Wochen durch eine X-H2 mit 40 Mpx abgelöst?

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Es gibt aber unter den anderen bekannten Fotomarken durchaus Potential für Neuheiten. So wäre bei Nikon durchaus eine Z 5 II eine naheliegende Neuheiten-Kandidatin, während man bei OM System auch mal neue Kameras lancieren dürfte, die hoffentlich nicht bloss Restteile-Verwertung darstellen. So rumort es derzeit hinsichtlich eines neuen Top- bzw. Profimodells der OM-Serie, wobei auch in der Einsteiger- und der Mittelklasse endlich etwas wirklich Neues kommen dürfte.

Wie es dann mit Neuheiten im weiteren Verlauf des Jahres weiter geht, ist derzeit noch unklar. Vieles hängt nun einmal von den verschiedenen Entwicklungen auch ausserhalb der inzwischen doch recht angeschlagenen Fotoindustrie ab. Viel Glück uns allen.

 

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2 Kommentare zu “Lichtblicke und Highlights: Rückblick auf die Kameras 2021 und Ausblick auf 2022”

  1. Ich lese immer nur Serienbildrate, maximale Auflösung, etc. etc. als erstes Mittel der Wahl. Meine Frage, brauchen wirklich alle Fotografen ständig plakatgroße Bilder? Und dann gibt es noch das Motto, eines reicht, ein sehr gutes Bild ist mehr als Zehn pro Sekunde, die alle daneben liegen.

    1. Mir sagte mal ein japanischer Fotograf, den ich auf seine perfekten Sachaufnahmen ansprach: „Das Geheimnis ist, nicht jedes neue Modell zu kaufen, sondern seine Kamera zu 90 Prozent zu beherrschen. Die meisten Kameras werden nur zu 9 Prozent genutzt!“
      Seit da habe ich immer das Manual dabei und hoffe, immerhin rund 40 Prozent meiner aktuellen 7R IV zu beherrschen. 😉

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